Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

Red Bull Ring: In 4,2 sec von 303 auf 100 km/h

Von Mario Furli
Nicht zuletzt der Schockmoment von Maverick Viñales beim Steiermark-GP des Vorjahres machte deutlich, wie anspruchsvoll der Red Bull Ring von Spielberg für die Brembo-Bremsanlagen der MotoGP-Stars ist.

In der MotoGP-WM sind zwar keine Einheitsbremsen vorgeschrieben, trotzdem vertraut 2021 zum sechsten Mal in Folge das gesamte Feld dem italienischen Hersteller, der seit 1995 alle Rennen in der Königsklasse der Motorrad-WM gewann.

Brembo stuft den 4,318 km langen Red Bull Ring als besonders fordernd für die Bremsen ein, auf einer Skala von 1 bis 5 erreicht die Highspeed-Piste mit den drei Links- und sieben Rechtskurven den Höchstwert.

Auf jeder der 28 Rennrunden bremsen die MotoGP-Piloten rund 27 Sekunden lang, was 32 Prozent der gesamten Distanz entspricht. Im Vergleich dazu sind es im Formel-1-Wagen übrigens nur zehn Sekunden pro Runde.

Von den sieben Bremsmanövern beschreibt Brembo gleich vier als hart, allen voran vor der ersten Kurve nach Start-Ziel: Um in 4,2 sec von 303 km/h auf 100 km/h abzubremsen, üben die MotoGP-Stars eine Kraft von bis zu 6 kg auf den Hebel aus. Der beschriebene Bremsweg ist 221 Meter lang, die Verzögerung beträgt rund 1,5 g. Dabei erreicht die Bremsflüssigkeit einen Druck von 12,8 bar und die Bremsscheiben erhitzen sich auf 820 Grad.

In Kurve 3, hier kommt der erste Gang zum Einsatz, bremsen die Fahrer der Königsklasse in 5,4 sec von rund 305 km/h auf 61 km/h ab. Turn 4 wird nach einer weiteren Vollgaspassage bei 80 km/h im zweiten Gang genommen.

Kurve 9 hält mit den drei oben genannten Bremsmanövern nicht ganz mit, fällt mit einer Geschwindigkeitsreduktion von 277 km/h auf 130 km/h aber immer noch in die Kategorie «hart».

Übrigens: Um die Kühlung für anspruchsvolle Kurse wie eben den Red Bull Ring zu optimieren, testeten die MotoGP-Fahrer zuletzt im Juni in Montmeló weiterentwickelte Bremsscheiben, wobei die Belüftung verbessert wurde. Der Durchmesser von 340 Millimetern blieb dagegen unverändert. «Ich hatte ein gutes Gefühl damit», meinte etwa Valentino Rossi dazu.

Damit soll in erster Linie die Sicherheit erhöht werden, weil die erforderlichen Bremskräfte in der MotoGP im Zuge der technischen und aerodynamischen Entwicklung immer höher werden.

Die furchterregenden Bilder des Absprungs von Maverick Viñales bei 218 km/h am Ende der Start-Ziel-Geraden im Steiermark-GP des Vorjahres sind bei allen Beteiligten und Beobachtern auch noch präsent. Der Spanier und seine Yamaha-Crew hatten allerdings entgegen der Empfehlung von Brembo nicht den neuesten «GP4»-Bremssattel verwendet. Aus dieser Fehleinschätzung dürften sie gelernt haben.

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