Stefan Bradl (Honda): «Wir mussten arg improvisieren»
In der Vergangenheit hatte Stefan Bradl im Januar beim ersten privaten MotoGP-Test in Jerez manchmal Gesellschaft von anderen Testpiloten von Ducati, KTM, Aprilia oder Suzuki. Doch vor einer Woche am 26./27. Januar war das Honda Test Team als einsame MotoGP-Mannschaft zu Gast bei den Superbike-WM-Tests.
Zwei Tage später ging den Japanern wohl ein Licht auf, als die Luftfracht mit Bradls Honda RC213V auf dem Weg von Spanien über Abu Dhabi nach Kuala Lumpur in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hängen blieb. Der Technikmannschaft des HRC-Testteams blieb deshalb nichts anderes übrig, als am Sonntag mit dem Aufbau eines neuen Testmotorrads zu beginnen, das aus Ersatzteilen zusammengestellt wurde. Da diese Tätigkeit auch den Montag in Anspruch nahm, konnte der Bayer erst am Dienstag ins Shakedown-Geschehen eingreifen.
Wie üblich hatte Stefan Bradl auch seine Rennbekleidung (Dainese-Leder, X-lite-Helm, die Handschuhe und Stiefel von Dainese und den Rückenschutz und Chest Protector in die Frachtkiste gesteckt. «Nur einen Ersatzhelm habe ich noch im Handgepäck mitgenommen», berichtete Stefan Bradl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Der Moto2-Weltmeister von 2011 musste sich also am Montag zuerst einmal auf die Suche nach einer passenden Ausrüstung machen, während in der Box sein Motorrad zusammengebaut wurde.
Bradl (32) wurde dann am Dienstag und am Mittwochvormittag in einem Repsol-Leder gesehen. «Schön wär's gewesen, wenn es mein eigenes Dainese-Leder gewesen wäre, aber es war von Pol Espargaró», erzählte der Bayer. «Da habe ich mich ganz schön reinzwängen müssen. Seine Stiefel und seine Handschuhe waren mir eine Nummer zu klein! Erst am Mittwoch nach der Mittagspause bin ich mit meinem eigenen Zeug gefahren, also mit dem roten HRC-Leder. Das war gleich ein ganz anderes Leben. Erst Mittwochmittag ist die Frachtkiste aus Abu Dhabi im Paddock eingetroffen. Denn aus Abu Dhabi fliegt nicht jeden Tag ein Frachtflugzeug nach Kuala Lumpur. Deshalb bestand keine Aussicht, dass das Material früher eintrifft. Wenn Pol keinen Dainese-Vertrag hätte, wäre ich dumm dagestanden.»
Die Konkurrenz schmunzelte zwar, als am ersten Testtag wegen dieses logistischen Schnitzers und der zu optimistischen Frachtplanung keine Honda um den Sepang Circuit kreiste.
«Aber Honda zeigte in dieser Situation, dass in so einem Notfall schnell reagiert wird. Wenn es lichterloh brennt, ist HRC in der Lage, eine improvisierte Lösung zu finden und aus der Kiste ein tadelloses Rennmotorrad hervorzuzaubern. Am Dienstag hatte ich ein voll funktions- und konkurrenzfähiges neues Motorrad zur Verfügung. Das Team kannte ja meine ganzen Daten, was die Sitzposition und so weiter betrifft. Trotzdem mussten wir nicht nur bei der Bekleidung des Fahrers improvisieren, sondern auch bei der Technik», schilderte Bradl. «Aber trotz der Improvisation konnten wir unser Testprogramm in den zwei Tagen recht gut abarbeiten. Am Ende des Tages war es ja dasselbe Motorrad, es war halt nagelneu. Ich bin zwei Tage mit diesem frisch aufgebauten Prototyp gefahren. Mit den von mir gesammelten Daten und Settings werden die Stammfahrer am Samstag als Basis beim IRTA-Test anfangen. Das waren keine unwichtigen zwei Tage. Denn ich bin am Dienstag 52 Runden gefahren, am Mittwoch immerhin 45.»
Shakedown-Test, Sepang, 2. Februar:
1. Maverick Viñales,Aprilia Racing, 1:58,942 min
2. Aleix Espargaró, Aprilia Racing, 1:59,086
3. Raúl Fernández, Tech3 KTM Factory, 1:59,468
4. Marco Bezzecchi, Mooney VR46 Racing, 1:59,711
5. Michele Pirro Bike 2, Ducati Lenovo Team, 1:59,805
6. Remy Gardner, Tech3 KTM Factory, 2:00,046
7. Stefan Bradl, HRC Repsol Honda, 2:00,449
8. Sylvain Guintoli, Suzuki Test Team, 2:00,491
9. Darryn Binder, WithU Yamaha RNF, 2:00,928
10. Michele Pirro Bike 1, Ducati Lenovo Team, 2:01,060
11. Mika Kallio Bike 1, Red Bull KTM Factory, 2:01,074
12. Mika Kallio Bike 2, Red Bull KTM Factory, 2:01,505
13. Yamaha Test 1, 2:01,819
14. Yamaha Test 2, 2:02,257
15. Takuya Tsuda, Suzuki Test Team, 2:02,661
Shakedown-Test, Sepang, 1. Februar:
1. Maverick Viñales, Aprilia Racing, 1:59,833 min
2. Michele Pirro Bike 1, Ducati Lenovo Team, 2:00,565
3. Marco Bezzecchi, Mooney VR46 Racing, 2:00,734
4. Raúl Fernández, Tech3 KTM Factory, 2:00,819
5. Michele Pirro Bike 2, Ducati Lenovo Team, 2:00,822
6. Sylvain Guintoli, Suzuki Test Team, 2:01,102
7. Remy Gardner, Tech3 KTM Factory, 2:01,177
8. Darryn Binder, WithU Yamaha RNF, 2:01,297
9. Stefan Bradl, HRC Repsol Honda Team, 2:01,361
10. Mika Kallio Bike 2, Red Bull KTM Factory, 2:01,923
11. Mika Kallio Bike 1, Red Bull KTM Factory, 2:01,936
12. Lorenzo Savadori Bike 1, Aprilia Racing, 2:02,043
13. Lorenzo Savadori Bike 2, Aprilia Racing, 2:02,683
14. Yamaha Test 1, 2:02,870
15. Yamaha Test 2, 2:03,000
Shakedown-Test, Sepang, 31. Januar:
1. Raúl Fernandez, Tech3 KTM Factory Racing, 2:00,898 min
2. Michele Pirro 1, Ducati Team, 2:01,042
3. Mika Kallio 1, Red Bull KTM Factory Racing, 2:01,250
4. Lorenzo Savadori, Bike 2, Aprilia Racing, 2:01,676
5. Remy Gardner, Tech3 KTM Factory Racing, 2:01,852
6. Marco Bezzecchi, Mooney VR46 Racing Team, 2:02,012
7. Darryn Binder, WithU Yamaha RNF MotoGP Team, 2:02,146
8. Sylvain Guintoli, Suzuki Test Team, 2:02,181
9. Mika Kallio 2, Red Bull KTM Factory Racing, 2:02,297
10. Fabio Di Giannantonio, Gresini Racing MotoGP, 2:02,596
11. Lorenzo Savadori Bike 4, Aprilia Racing, 2:02,890
12. Lorenzo Savadori Bike 1, Aprilia Racing, 2:03,193
13. Michele Pirro 2, Ducati Team, 2:03,426
14. Yamaha Test 2, Yamaha Factory, 2:03,442
15. Yamaha Test 1, Yamaha Factory, 2:03,616
16. Lorenzo Savadori Bike 3, Aprilia Racing, 2:04,633
17. Takuya Tsuda, Suzuki Test Team, keine Zeit