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Massimo Rivola (Aprilia): «Müssen nun Sponsor finden»

Von Günther Wiesinger
Aprilia-Renndirektor Massimo Rivola hat trotz der Erfolge Sorgen. Er sucht einen Hautsponsor und hat eine Idee für Red Bull. Dazu plädiert er für eine Budget-Deckelung wie in der Formel 1.

Aprilia Racing ist 2015 in die MotoGP-WM zurückgekehrt, und es ist nie ein Geheimnis gewesen, dass die finanzielle Basis des Teams nie so stark war wie bei den Kontrahenten von Honda über Ducati bis zu KTM, weil bis heute ein zahlungskräftiger Hauptsponsor fehlt und Piaggio-Group-Eigentümer Roberto Colaninno die Kosten für den MotoGP-Einsatz weitgehend aus der eigenen Kasse berappt. 20 bis 30 Millionen dürfte dieses GP-Projekt pro Jahr verschlingen.

Technical Director Romano Albesiano und der heutige Teammanager Paolo Bonora blickten beim MotoGP-Einstieg von KTM 2017 auf Sponsor Red Bull, der damals die GP-Aktivitäten von KTM mit ca. 10 Millionen Euro im Jahr unterstützte und 2019 auch das KTM-Tech3-MotoGP-Kundenteam unterstützte.

Auch Massimo Rivola, seit Januar 2019 bei Aprilia Racing als Renndirektor beschäftigt, sehnt sich nach einem namhaften Geldgeber. Die Frage, ob die großartigen Ergebnisse von 2022 einen Sponsor zum Mitmachen begeistern werden, lässt sich bisher nicht schlüssig beantworten.

Massimo, Aprilia Racing ist als einziges Werksteam ohne Hauptsponsor und Namenssponsor unterwegs. Deshalb blickt Aprilia immer ein bisschen neidisch auf die Kollegen von KTM in Österreich.

Ja, wir haben keinen Hauptsponsor.

Könnte sich das für 2023 ändern – nach den erstaunlichen Erfolgen von dieser Saison? Der Fahrer-WM-Titel liegt ja für Aleix Espargaró immer noch in Reichweite.

Ich muss dir folgende Antwort geben: Wir müssen jetzt einen Top-Sponsor aufreiben.

Ich kann berichten: Top-Sponsoren wachen auf und blicken auf uns. Das ist ein gutes Zeichen.

Ich hoffe wirklich, dass wir einen finden. Wenn wir konkurrenzfähig bleiben wollen, brauchen wir die entsprechenden Budgets.
Wenn wir über dieses Thema reden, sollten wir auch erwähnen, dass in der Formel 1 die Budget-Deckelung beschlossen worden ist.

Die FIA hat die nötigen Strukturen mit kompetenten Funktionären, die auf professionellen Wegen die Kosten der Teams kontrollieren. Vielleicht gibt es weiterhin Schlupflöcher, aber die Betriebskosten der Formel-1-Teams sinken.

Ja, 2022 sollen die F1-Teams mit 140 Millionen US-Dollar haushalten. Aber es gibt sehr viele Budgetposten, die hier nicht mitberechnet sind. Vom Marketing bis zu den Fahrergagen. Die Top-Teams geben weiter 500 Millionen aus. Und Mercedes beschäftigt 2000 Personen, allein 1000 in der Motorenabteilung.

Wir müssen trotzdem in der MotoGP darüber diskutieren, ob dieses «budget cap»-System auch bei uns eine Option sein könnte.

Dann können wir uns unterhalten, ob wir alle diese Super-Werkzeuge und Devices verbieten sollten, die nur die Kosten in die Höhe treiben, Man muss sich auch über neue Einschränkungen bei der Aerodynamik unterhalten.

Aprilia ist in diesem Bereich sehr stark. Aber zum Nutzen der Meisterschaft und unseres Kerngeschäft, also der Serien-Produktion, sollten wir die Kosten niedrig halten.

Aber es wird schwierig werden, deinen bärtigen Kollegen in Borgo Panigale von diesen Ideen zu überzeugen. Wer genug Geld und schlagkräftige Bikes hat, will sich nichts wegnehmen lassen.

(Er lacht). Ja, offensichtlich hat die Audi Group etwas mehr Spielraum als wir.

Aber am Ende kann dieser Sport überleben, wenn wir eine gute Show bieten. Im Moment kann sich über die Qualität der Show niemand beklagen.

Deshalb müssen wir uns bemühen, den Performance-Level aller Beteiligten auf einem ähnlichen Niveau zu halten. Wenn ein Hersteller viel mehr investieren kann als ein anderer, und ich spreche da nicht nur von Ducati, vielleicht kann ein anderes Team viel mehr investieren, dann wird es ein bisschen unfair.

Für die Konstrukteure sollten weitgehend ebenbürtige oder ähnliche Voraussetzungen herrschen. Sie müssen nicht identisch sein, aber ähnlich. Die Satellitenteams tragen dann mit schlagkräftigen Bikes dazu bei, das Spektakel attraktiv zu machen, das Startfeld zu vergrössern und junge Fahrer aufzubauen.

Wenn wir in unsere Zukunft vorausblicken, sollten wir ernsthaft über Kostenbeschränkungen nachdenken.

Es wäre bei Aprilia auch hilfreich, wenn die RS-GP die Motorradverkäufe ankurbeln könnte. Sie sind offenbar so gering, dass die verkauften Stückzahlen in der Piaggio Group gar nicht mehr kommuniziert werden. Man sieht immer weniger Aprilia-Händler, die Produktpalette wird bemängelt.

Lass’ uns abwarten, wie sich unsere MotoGP-Erfolge auf die Verkaufszahlen auswirken.

Natürlich müssen wir konkurrenzfähig bleiben, dann bleiben wir Teil des Spiels. Bisher waren wir nicht «part of the game». Deshalb haben uns die Kunden anders wahrgenommen.

Wie viele Modelle hat Aprilia jetzt für den Kunden im Angebot?

Wir haben drei unterschiedliche 660-ccm-Modelle, also die Naked Version, die Sportmaschine und das Touring-Modell. Dazu haben wir die zwei V4-Maschinen und die Kleinmotorräder mit 125 ccm. Ein paar weitere Modelle werden bald vorgestellt.

In Italien findet man unzählige Unternehmen, die im Sport Werbung betreiben. Es müsste sich doch eine Firma finden lassen, die Aprilia tatkräftig unterstützt. Oder in Spanien – dank der spanischen Fahrer Espargaró und Viñales.

Ja, wir sind in Gesprächen.

Es wäre ja auch zu überlegen, ob der Red Bull-Konzern nicht wie in der Formel 1 ein zweites Top-Team unterstützt. Aprilia könnte für Herrn Mateschitz das Alpha Tauri-Team der MotoGP werden. (Er schmunzelt).

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