MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Pecco Bagnaia zu Reifendruck-Limit: «Nicht sicherer»

Von Nora Lantschner
Pecco Bagnaia zwischen Martin (links) und Bezzecchi (rechts)

Pecco Bagnaia zwischen Martin (links) und Bezzecchi (rechts)

In Silverstone wird der Strafenkatalog bei Missachten des Reifendruck-Limits erstmals angewandt. Ist das ein Problem für Ducati? Die Top-3 der MotoGP-Tabelle halten dagegen, sind aber auch nicht begeistert.

Großes Thema beim Britischen Grand Prix sind die Reifendruck-Vorschriften, denn erstmals drohen auch tatsächlich Strafen, sollte das von Michelin vorgeschriebene Limit missachtet werden. «Der Zielwert für den Vorderreifen, der bei 1,88 bar angesetzt wurde, und für den Hinterreifen, bei 1,68 bar, muss im Sprint über 30 Prozent der Zeit eingehalten werden und im Grand Prix über 50 Prozent», erklärte dazu Piero Taramasso, der Zweirad-Manager des französischen Reifenlieferanten. «Diese Werte können abhängig von der Rennstrecke leicht variieren.»

Längst nicht alle Fahrer sind glücklich darüber, dass diese Regelung jetzt überprüft wird und im Fall von Vergehen nach einer ersten Verwarnung auch Zeitstrafen ausgesprochen werden. So meinte etwa WM-Leader Pecco Bagnaia: «Diese Regel soll der Sicherheit dienen, aber ich glaube nicht, dass es damit tatsächlich sicherer ist. Ganz ehrlich, wir hatten nie Probleme mit dem Reifendruck – beim Hinterreifen schon, wenn du da unter dem Limit bist, ist es ein klarer Vorteil in Sachen Performance und Grip. Beim Vorderreifen dagegen sind 1,8 oder 1,9 bar der bestmögliche Wert – liegst du darunter, wird das Motorrad unruhig, gehst du darüber, wird es ebenfalls unruhig.»

«Wenn der Druck ein bisschen höher liegt, ist es kein Problem», fuhr der Ducati-Werksfahrer fort. «Aber ab 2,0 bar – und das erreicht man sehr schnell – fängt es an, sehr schwierig zu werden, das Motorrad abzubremsen und die Linie zuzumachen. Und wenn du schnell fahren willst, musst du dann riskieren und kannst stürzen – oder du fährst langsam. Wenn man sich zum Beispiel mein Rennen in Jerez ansieht, dann war ich nahe an den Jungs vorne dran, musste sie dann aber ein oder zwei Runden davonziehen lassen, um den Reifendruck wieder nach unten zu bekommen, ehe ich wieder versuchen konnte zu überholen.»

Kann die Regelung also Auswirkungen auf die Rennen haben? «Aus meiner Sicht wird es die Art und Weise, auf die man Rennen fährt, verändern. Denn das Limit ist ein bisschen hoch angesetzt. Wenn du darüber liegst, ist es einfach zu stürzen. Und wenn du nicht stürzen willst, musst du langsam fahren. Liegst du dagegen darunter, wirst du bestraft. Es ist sehr schwierig, aber so ist die Regel. Das Team schaut sich mit Sicherheit genau an, wie wir gut damit arbeiten können. Auf dem Motorrad kannst du es nicht kontrollieren. Wenn du vorne startest und in Führung liegst, liegt dein Luftdruck darunter. Wenn du aber hinten startest, wird der Luftdruck ansteigen und das Überholen wird unmöglich. Es ist für die Sicherheit gemacht, aber es ist nicht sicher», meinte Bagnaia.

«Wir haben in der Safety Commission über unsere Ansicht gesprochen. Es ist aber bei der Entscheidung geblieben, also müssen wir uns anpassen», hielt der Italiener fest. «Wir müssen uns daran gewöhnen und verstehen, wie wir unsere Fahrweise verbessern können, wenn der Reifendruck ansteigt, und mit dem Team in der Box sehen, ob wir etwas tun können, um dem vorzubeugen.»

Einige Beobachter und selbst Fahrer äußerten die Vermutung, dass Ducati von der Vorschrift am härtesten getroffen werde. Die Top-3 der WM sitzen allesamt auf einer Desmosedici, zeigten sich auf Nachfrage aber nicht besorgt.

«Acht Fahrer zu haben hilft uns sicher besser zu verstehen, wie wir es kontrollieren können», so Bagnaia. Der WM-Zweite Jorge Martin gab dazu preis: «Ich kann sagen, dass ich auf dem Sachsenring mit dem korrekten Luftdruck gewonnen habe, das wird also keine große Sache. Das Fenster ist nicht so groß, aber es ist für alle gleich.»

VR46-Jungstar Marco Bezzecchi stellte klar: «Aus meiner Sicht ist es nicht abhängig von einem Hersteller, sondern von deiner Position im Rennen. Wenn du führst oder in der Top-Gruppe bist, ist es anders als im Mittefeld. Es ist nicht einfach zu kontrollieren. Denn es lässt sich nicht nur damit kontrollieren, indem man mit einem höheren Druck losfährt. Das Rennen kann sich jedes Mal anders entwickeln, du kannst viele oder weniger Fahrer vor dir haben. Und wenn der Luftdruck ansteigt, wird es etwas gefährlich. Ich glaube aber, dass unsere Teams dazu in der Lage sind, es bestmöglich zu managen.»

WM-Stand nach 16 von 40 Rennen:

1. Bagnaia, 194 Punkte. 2. Martin 159. 3. Bezzecchi 158. 4. Binder 114. 5. Zarco 109. 6. Marini 98. 7. Miller 79. 8. Aleix Espargaró 77. 9. Quartararo 64. 10. Alex Márquez 63. 11. Morbidelli 57. 12. Viñales 56. 13. Rins 47. 14. Augusto Fernández 42. 15. Nakagami 34. 16. Di Giannantonio 34. 17. Oliveira 27. 18. Bastianini 18. 19. Marc Márquez 15. 20. Pedrosa 13. 21. Savadori 9. 22. Folger 9. 23. Raúl Fernández 8. 24. Pirro 5. 25. Petrucci 5. 26. Mir 5. 27. Bradl 5.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 285 Punkte. 2. KTM 153. 3. Aprilia 121. 4. Honda 89. 5. Yamaha 82.

Team-WM:

1. Prima Pramac Racing, 268 Punkte. 2. Mooney VR46 Racing 256. 3. Ducati Lenovo Team 222. 4. Red Bull KTM Factory Racing 193. 5. Aprilia Racing 133. 6. Monster Energy Yamaha 121. 7. Gresini Racing 97. 8. LCR Honda 84. 9. GASGAS Factory Racing Tech3, 51. 10. CryptoDATA RNF 39. 11. Repsol Honda 20.

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