Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

MotoGP und der Trend zur Diät

Von Thomas Kuttruf
Im Vorfeld des ersten GP des Jahres wird auch in der höchsten Liga eifrig über das Thema Gewicht geredet. Dabei geht es nicht um die Maschinen, sondern um die Piloten der Vierzylinder-Boliden.

Im Motorrad-Rennsport spielt das Gewicht der Fahrer per Definition eine besonders große Rolle. Vor allem in der kleinsten Moto3-Kategorie, in der die Maschinen ohne Betriebsstoffe in etwa das Gleiche auf die Waage bringen wie ein voll ausstaffierter Pilot in seiner Airbag-Lederkombi. Um grobe Verschiebungen über den Faktor Gewicht zu verhindern, ist ein Mindestgewicht von 152 Kilo für Pilot und Maschine vorgeschrieben.

In der MotoGP-Klasse gelten andere Regeln und Umstände. Das Mindestgewicht der Rennmotorräder liegt bei 158 Kilo. Eine Regel für die Bediener der Kraftwerke gibt es nicht. Eine große Debatte war das Thema «Gewicht» auch deshalb nicht, weil sich Piloten im Hinblick auf Statur und Gewicht nicht massiv unterscheiden. Ausnahmen wie der schlaksige Luca Marini bestätigen die Regel. Bei stattlichen 184 cm wiegt er 68 Kilo. Begründet ist die Ähnlichkeit auch in der Karriereplanung. In aller Regel hat die Marschroute einen MotoGP-Piloten über die Stationen Red Bull Rookies Cup – Moto3 – Moto2 geführt.

Über den Daumen gepeilt ist der durchschnittliche MotoGP-Reiter 170 cm groß und 65 Kilo schwer. Doch genau hier beginnt die Debatte. Denn grobmaschige Aussagen passen nicht in die Welt des Profi-Spitzensports. Es geht in allen Bereichen um kleinste Details. Auf der Fahrzeugseite werden irre technologische Klimmzüge für jedes Hundertstel auf der Uhr unternommen. Nun werden auch die Potenziale der Piloten noch näher unter die Lupe genommen – auch in Bezug auf das optimale Körpergewicht.

Dabei geht es in der Hauptsache nicht um oberflächliche Aussagen wie mehr Speed oder eine bessere Beschleunigung durch weniger Gewicht. Denn nur optimale Traktion, mechanisch und elektronisch, spielt bei einem einspurigen Gefährt mit nahezu 300 PS die entscheidende Rolle.

Es geht bei der Betrachtung in der Theorie mehr um die Leistung des ganzen Paketes über eine längere Distanz. Eine Verschiebung des Gewichts um mehrere Kilogramm nach unten wirkt sich je nach Rezeptur des Motorrads durchaus auf die Haltbarkeit der sensiblen Reifen aus. Wir reden über Feinheiten, aber über jene führt der Weg an die Spitze.

Im Fahrerlager von Katar sorgten einige Piloten mit Aussagen zu ihren «neuen» Gewichten für die Saison für große Augen. Allen voran der Verlust von vier Kilo bei Maverick Viñales. Aber auch der um zwei Kilo leichtere, nun 60 Kilo schwere Brad Binder brachten die Debatte ins Rollen. Einige Fahrer gingen auf den verstärkten Trend zur Diät ein.

Pecco Bagnaia, Ducati Lenovo: «Vier Kilo, das ist das, was ich zugelegt habe. Im Ernst, das ist für mich normal. Am Ende der Saison hatte ich 64 Kilo, im Winter waren es 68, jetzt wieder 64. Eine gewisse Schwankung ist normal und jeder Fahrer muss wissen, wie er am besten aufgestellt ist».

Auch Jorge Martin stieg auf die Frage ein: «Ich bin da recht anfällig und lege schnell an Gewicht zu. Also muss ich darauf achten und mich bemühen, immer konstant zu bleiben. Ich glaube aber, ein Unterschied von 1 bis 2 Kilo ist normal und macht keinen Unterschied.»

Den größten Lacher in Sachen Diät steuerte VR46-Schützling Bezzecchi bei: «Ich denke ganz ehrlich, wenn ich Gewicht abgebe, dann werde ich da draußen einfach vom Motorrad fliegen». Mit derzeit 61 Kilo bewegt sich Italiener am unteren Bereich des Feldes.

Diese Debatte am Rande der Vorbereitungen zeigt – bei allem Potenzial für Späße – dass eine optimale Vorbereitung der Fahrer mittlerweile extrem hohen Stellenwert hat. Die Trainer der Athleten gewinnen mehr an Bedeutung, um die ideale Balance aus maximaler Belastbarkeit bei minimalem Körpergewicht zu formen. Denn was dazu kommt: Um eine lange MotoGP-Saison durchzustehen brauchen die Jockeys Substanz, von der sie zehren können.

So viel wiegen die MotoGP-Piloten 2024:

Brad Binder (RSA/Red Bull KTM Factory Racing) 60 kg

Marco Bezzecchi (ITA/Pertamina VR46) 61 kg

Pedro Acosta (ESP/GASGAS Tech3) 62 kg

Pecco Bagnaia (ITA/Ducati Lenovo) 64 kg

Miguel Oliveira (POR/Trackhouse Aprilia) 64 kg

Marc Marquez (ESP/Gresini Racing) 64 kg

Maverick Viñales (ESP/Aprilia Racing) 64 kg

Fabio Quartararo (FRA/Monster Energy Yamaha) 64 kg

Jack Miller (AUS/Red Bull KTM Factory Racing) 64 kg

Enea Bastianini (ITA/Ducati Lenovo) 64 kg

Jorge Martin (ESP/Pramac Ducati) 65 kg

Alex Márquez (ESP/Gresini Racing) 65 kg

Aleix Espargaró (ESP/Aprilia Racing) 65 kg

Franco Morbidelli (ITA/Pramac Ducati) 67 kg

Raúl Fernández (ESP/Trackhouse Aprilia) 68 kg

Johann Zarco (FRA/LCR Honda) 68 kg

Fabio di Giananntonio (ITA/Pertamina VR46) 68 kg

Luca Marini (ITA/Repsol Honda) 69 kg

Joan Mir (ESP/Repsol Honda) 69 kg

Takaaki Nakagami (JAP/LCR Honda) 70 kg

Augusto Fernández (ESP/GASGAS Tech3) 72 kg

Alex Rins (ESP/LCR Honda) 72 kg

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