Marc Márquez (Gresini Ducati): Aufbruch ins Ungewisse
Marc Márquez
Eigentlich ist die malerische Strecke auf Phillip Island am Südzipfel des australischen Kontinents ein gutes Pflaster für Marc Márquez. «Es ist eine der Strecken, die ich besonders mag. Und die Tatsache, dass es dort linksherum geht, kommt meinem Fahrstil entgegen», erklärte der Spanier.
Gleichzeitig dämpft er den Enthusiasmus seiner Fans. «Austin und der Sachsenring kommen mir aus dem gleichen Grund entgegen, aber die Wochenenden dort waren auch ein bisschen alptraumhaft, wegen einiger Fehler», erinnerte er an den Fauxpas beim Texas-Grand-Prix, wo er den möglichen Sieg durch einen Crash verspielte, und an das schmerzhafte Wochenende in Deutschland, wo er sich bei einem Trainingssturz einen Finger brach – er ging dann von Startplatz 13 ins Rennen und stand am Ende gemeinsam mit seinem Bruder Álex auf dem Podest. «Wir müssen abwarten und sehen, was in den freien Trainings passiert. Dann verstehen wir, auf welchem Niveau wir sind», sagte der 31-Jährige.
Wie für die anderen MotoGP-Stars, werden die ersten Trainings in Australien für Marc Márquez ein Aufbruch ins Ungewisse: Zehn Jahre nach der letzten Neu-Asphaltierung, die wegen des enorm griffigen und abrasiven Asphalts zu Reifenschäden und, aus Sicherheitsgründen, zu einer Zweiteilung des Rennens geführt hatte, wurde die Phillip-Island-Piste vor kurzem abermals mit einem neuen Asphalt versehen.
Um nicht wie Bridgestone damals in eine rufschädigende Falle zu tappen, hat Michelin zwar vorgesorgt und ein Sonderkontingent von besonders langlebigen Reifen dabei. Die richtige Wahl fürs Rennen könnte damit allerdings noch schwieriger werden als anderswo. «Es sieht so aus, als sei die Strecke am Freitag nass. Das kann helfen, kann aber auch zum Nachteil werden, denn dann haben wir weniger Zeit, die Reifen auszuprobieren und den neuen Asphalt zu verstehen», grübelte Márquez. «Die Reifenwahl ist die Schlüsselfrage dieses Rennens, das Wichtigste überhaupt. Letztes Jahr hat der stärkste Fahrer nach dem falschen Reifen gegriffen und den Rennsieg verspielt», erinnerte er an Jorge Martins Auftritt beim Australien-GP 2023, als der Pramac-Pilot mit der weichen Mischung am Hinterrad zunächst auf und davon gefahren, in der letzten Runde wegen seines zerfetzten Reifens aber vom ersten auf den fünften Rang zurückgefallen war.
«Ich möchte auf jeden Fall gut ins Wochenende starten und versuchen, auf dem Niveau von Martin und Bagnaia mitzufahren, die superschnell sein werden», kündigte Márquez an. «Mein Problem: Wir erwarten sehr guten Grip. Doch auf sämtlichen Strecken, wo der Grip gut war, war mein Feeling mit dem Bike in diesem Jahr weniger gut.»
Zum Mini-Skandal seines Gresini-Teamkollegen und Moto2-Fahrers Manuel González, der den chinesischen Teamsponsor «QJ Motor» bei der Startaufstellung von Motegi unwissentlich mit einem japanischen Kopftuch verärgert hatte, das an den japanischen Imperialismus des frühen 20. Jahrhunderts erinnerte, nahm er auf sehr diplomatische Weise Stellung. «Du willst etwas für die japanischen Fans tun, verstehst aber die Kultur und die Vergangenheit nicht. Das hat zu dieser seltsamen Situation geführt», erklärte Márquez. «Man muss die Situation des Sponsors ebenso wie die des Fahrers verstehen. Was Manu angeht, hat er nichts von der historischen Bedeutung seiner Bandana gewusst, geschweige denn, dass dieser Auftritt solche Wellen schlagen würde. Ich hoffe für ihn, dass sich die Wogen nach zwei, drei Rennen wieder glätten werden.»