Horror-Crash überschattet Sprint, Martin siegt
Um 14.30 Ortszeit auf Phillip Island, halb sechs in Mitteleuropa, begannen die Vorbereitungen für den 17. MotoGP-Sprint der Saison 2024. Es war der erste Sprint überhaupt in Australien, denn im Premierenjahr 2023 konnte das neue Format über 13 bei verheerendem Wetter nicht debütieren.
Auch im Vorfeld des Sprints 2024 hatte das Wetter das Geschehen mitbestimmt. Doch am Nachmittag hatte sich die Großwetterlage so weit beruhigt, dass die 22 Piloten bei guten, aber kühlen Bedingungen in die Startaufstellung fuhren.
In der vorherigen Qualifying-Sitzung der Moto2-Klasse hatte ein neuer Streckenrekord den guten Zustand der Piste bestätigt. Mit großem Selbstbewusstsein konnte Pramac-Ducati-Fahrer Jorge Martin in den Nachmittag gehen. Der WM-Spitzenreiter hatte dem Quali mit einer überragenden Bestzeit den Martinator-Stempel aufgedrückt.
Neben Martin nahmen Aprilia-Ass Maverick und Marc Marquez auf der hellblauen Ducati des Gresini-Teams Aufstellung genommen. Francesco Bagnaia, der dem Spanier Martin mit nur zehn Punkten Rückstand in der WM-Tabelle folgt, machte sich von Startplatz 5 auf den Weg in die Aufwärmrunde. Mit großer Spannung wurde auch der Auftritt von Rookie-Pedro Acosta erwartet. Der RC16-Pilot hatte guten Speed gezeigt, war aber mit einem falschen Timing im Q1 gescheitert – Startplatz 15 für die #31.
Die Fans auf Phillip Island sahen eine denkwürdige Startrunde. Während Jorge Martin die Pole-Postion perfekt nutzte und als erste in die schnelle erste Rechtskurve hineinrollte, übertrieb es der gut gestartete Marc Marquez. Die #93 ging weit und wurde bis auf Platz 8 durchgereicht.
Pecco Bagnaia quetschte sich sofort hinter Marco Bezzecchi auf Position 3. Dahinter hatte sich Raketenstarter Brad Binder, der von 11 losgefahren war, bereits an Vinales auf Platz 4 gedückt.
Jorge Martin nutzte die Tumulte und zog sofort eine kleine, dann eine große Lücke auf. Nach zwei Runden hatte Martin bereits eine Sekunde herausgeholt. Angespornt von dem Tempo des WM-Führenden attackierte Bagnaia Landsmann mit Erfolg für Platz 2. Ein wild attackierenden Marc Marquez hatte sich in Runde 3 bereits ans Heck der VR46-Ducati gekämpft. Nur einen Umlauf später lag die Gresini-Ducati schon auf Platz 3. Zeitgleich flog Bruder Alex Marquez von seiner GP23 und Jorge Martin legte an der Spitze mit einer weiteren Bestzeit nach.
Kurz vor der Rennmitte hatte die #89 den Vorsprung auf zwei Sekunden vergrößert. Gehetzt von den beiden Meistern Bagnaia und Marquez ließ sich der Trainingsschnellste nicht aus der Ruhe.
Sechs Runden vor Schluss änderte sich die Reihenfolge hinter dem Spitzenreiter. Vor der nach Jack Miller benannten Kurve 4 holte sich Marquez Platz 2. Der Namensgeber der Kurve purzelte in der gleichen Runde zur Frustration der Australier von der KTM RC16.
Mit vier Runden auf der Anzeige verschlechterte die Situation für Weltmeister Bagnaia, denn auch Teamkollege Enea Bastianini konnte die #1 passieren. Binder, der so stürmisch begonnen hatte, musste sich mit Franco Morbidelli um Platz 8 streiten.
Das Drama des Australien-Sprints ereignete sich zwei Runden vor Schluss in der superschnellen Kurve 1. Maverick Vinales wurde von Marco Bezzecchi beim Einlenken und im Kampf um Platz 5 abgeschossen. Beide Piloten flogen heftig ab. Während Vinales das Kiesbett aus eigener Kraft verlassen konnte, wurde der Italiener auf einer Trage geborgen.
Nur wenige Sekunden später erwischte es auch Brad Binder in Kurve 4 – der Südafrikaner verlor den Zweikampf gegen Morbidelli und stürzte.
Die volle Kontrolle behielt Jorge Martin. In einer außergewöhnlich souveränen Vorstellung sicherte sich der «Martinator» den nächsten Sprint-Sieg. Mit aufs Podest steigen die weiteren Ducati-Racer Marc Marquez und Enea Bastianini. Francesco «Pecco» Bagnaia rettet sich als Vierter ins Ziel. Der Ducati-Star verliert damit weitere sechs WM-Punkte auf den Rivalen von Pramac-Racing.
Durch den Ausfall von Bezzecchi und Vinales landen die beiden Aprilia-Piloten Raul Fernandez und Aleix Espargaro in den Punkten.
Fatal lief der erste Sprint in Australien für Pedro Acosta. Der Rookie kam zu keinem Zeitpunkt in die Nähe der Punkteränge und zu allem Überfluss begrub auch Acosta seinen Rennen drei Runden vor Schluss im Kies. Es war der dritte Rennsturz in Folge.
Schlecht lief es auch für Vertreter der japanischen Werke. Johann Zarco zertrümmerte die LCR-Honda schon früh und auch beste Honda-Pilot Luca Marini verpasste als 10. einen WM-Punkt. Das Yamaha-Duo Fabio Quartararo und Alex Rins beendete den Sprint auf Phillip Island auf den Rängen 11 und 12.
Ergebnisse MotoGP Sprint Phillip Island, (19. Oktober):
1. Jorge Martin (E), Ducati, 13 Runden in 19:13,301 min
2. Marc Marquez (E), Ducati, 1,520 sec
3. Enea Bastianini (I), Ducati, +4,368
4. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +6,879
5. Franco Morbidelli (I), Ducati, +9,623
6. Raul Fernandez (E), Aprilia, +15,249
7. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +15,905
8. Aleix Espargaro (E), Aprilia, +19,280
9. Augusto Fernandez (E), KTM, +21,126
10. Luca Marini (I), Honda, +21,194
11. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +21,379
12. Alex Rins (E), Yamaha, +21,483
13. Joan Mir (E), Honda, +23,528
14. Takaaki Nakagami (J), Honda, +34,055
15. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +38,324
– Brad Binder (ZA), KTM, 2 Runden zurück
– Maverick Vinales (E), Aprilia, 2 Runden zurück
– Marco Bezzecchi (I), Ducati, 2 Runden zurück
– Pedro Acosta (E), KTM, 3 Runden zurück
– Jack Miller (AUS), KTM, 6 Runden zurück
– Alex Marquez (E), Ducati, 9 Runden zurück
– Johann Zarco (F), Honda, 9 Runden zurück
WM-Stand nach 33 von 40 Rennen:
1. Martin, 404 Punkte. 2. Bagnaia 388. 3. Marc Márquez 320. 4. Bastianini 320. 5. Binder 183. 6. Acosta 181. 7. Viñales 163. 8. Morbidelli 141. 9. Di Giannantonio 137. 10. Aleix Espargaro 136. 11. Bezzecchi 134. 12. Alex Márquez 124. 13. Quartararo 86. 14. Oliveira 71. 15. Miller 66. 16. R. Fernández 60. 17. Zarco 36. 18. Nakagami 28. 19. A. Fernández 21. 20. Rins 20. 21. Mir 20. 22. Pol Espargaro 12. 23. Pedrosa 7. 24. Marini 5. 25. Bradl 2. 26. Gardner 0. 27. Savadori 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 586 Punkte. 2. KTM 276. 3. Aprilia 259. 4. Yamaha 97. 5. Honda 56.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 708 Punkte. 2. Prima Pramac Racing 545. 3. Gresini Racing 444. 4. Aprilia Racing 299. 5. Pertamina Enduro VR46 Racing Team 271. 6. Red Bull KTM Factory Racing 249. 7. Red Bull GASGAS Tech3 202. 8. Trackhouse Racing 131. 9. Monster Energy Yamaha 106. 10. LCR Honda 64. 11. Repsol Honda Team 27.