Stefan Bradl zu Kompromissen in der Honda-Entwicklung
Honda-Testfahrer Stefan Bradl
Aleix Espargaro fährt für Aprilia an diesem Wochenende sein letztes MotoGP-Rennen als Stammpilot, Takaaki Nakagami für LCR Honda. Ab Dienstag arbeiten die beiden für die Honda Racing Corporation, zuständig für alle Werksauftritte des größten Motorradherstellers, als Test- und Entwicklungsfahrer und werden Stefan Bradl unterstützen, der seinen HRC-Vertrag im Sommer bis Ende 2026 verlängert hat.
Sind das Schritte, die Honda braucht, um endlich aus der Finsternis zu treten, erkundigte sich SPEEDWEEK.com in Montmelo bei Bradl. «Wenn Honda mit meinem Speed grundsätzlich nicht zufrieden wäre die vergangenen Jahre, dann hätten sie mich schon länger ausgetauscht», unterstrich der Bayer. «Es geht darum, dass die Menge an Arbeit für mich immens war, mit dem Testen und Wildcards. Ich als Fahrer bin mit diesem Aufwand ebenso am Limit wie meine Crew. Es heißt immer, dass ein Grand-Prix-Fahrer 21 Events und der Testfahrer ein entspanntes Leben hat, aber es ist andersherum. Das Testteam ist auch beschäftigt, wenn keine Rennen sind. Wenn die GP-Teams von Rennen zu Rennen reisen, dann sind sie an der Strecke beschäftigt. Aber wenn sie daheim sind, dann haben sie mehr oder weniger Freizeit. Im Testteam wird konstant durchgearbeitet. Kurz vor Weihnachten bin ich noch in Malaysia beim Testen. Ich bin froh, wenn Aleix und Taka kommen. Sie haben beide guten Speed, hoffentlich kommt auch von Aleix guter Input. Dann wird uns das sicherlich weiterhelfen.»
«Man darf aber auch nicht zu viel von Aleix erwarten», hielt der Moto2-Weltmeister von 2011 fest. «Wir hatten so eine Situation auch schon in der Vergangenheit. Marini und Zarco kamen von Ducati, Rins und Mir von Suzuki und Lorenzo von Ducati. Wir haben schon viele externe Fahrer reinbekommen und deren Meinung gehört. Jetzt haben wir zum ersten Mal einen solchen als Testfahrer, der am Dienstag frisch auf die Honda steigt und seinen Eindruck schildern kann. Die Frage ist immer, wie viel davon wahrgenommen und umgesetzt wird. Früher hat man als Fahrer in der MotoGP gesagt, dass man gerne diesen Motor mit jenem Chassis hätte, und du hast das gekriegt. Heute ist das nicht mehr so leicht, weil so viele Faktoren zusammenhängen. Das forciert dich dazu Dinge zu verwenden, die du nicht unbedingt gerne magst. Aber du musst sie nehmen, weil sie mit der Aero und den Fahrhilfen zusammenhängen. Das ganze Paket ist so komplex geworden, dass du die einzelnen Bauteile nicht mehr deinen Präferenzen entsprechend verwenden kannst. Das macht es für den Testfahrer schwer, Rückmeldungen zu geben. Es kann sein, dass alle meinem Feedback zustimmen, wir es aber trotzdem anders machen müssen.»
Zu Beginn der Saison 2025 wird die Motorenentwicklung für Ducati, Aprilia und KTM bis Ende 2026 eingefroren, ab 2027 gilt das neue technische Reglement mit 850-ccm-Motoren (bis dahin 1000 ccm).
Derzeit ist Honda als Hersteller mit den meisten Zugeständnissen eingestuft, für die Japaner gilt der Entwicklungsstopp vorerst nicht. Wird das ein rasches Aufholen gegenüber den Europäern ermöglichen? «Wir müssen so viel aufholen, dass das nicht innerhalb eines halben Jahres funktioniert», ist Bradl überzeugt.