MotoGP: 2025 gibt es 12 Events live auf DF1

Schleudersitz: Franco Morbidelli muss 2025 liefern

Von Thomas Kuttruf
Die wechselhafte Karriere des in Rom lebenden Halb-Brasilianers Franco Morbidelli ist nicht leicht zu fassen. Trotz enger Verbundenheit nach Tavullia sitzt der Ducati-Pilot bei VR46 Racing für 2025 auf dem Schleudersitz.

Im Fahrerlager der MotoGP hat der Fall «Morbidelli» Sonderstatus. Als Vizeweltmeister im Yamaha-Kundenteam wurde Morbidelli 2020 zurecht gefeiert. Schließlich hatte sich der Moto2-Champ von 2017 schon im zweiten Jahr als Podiums-Kandidat der Königsklasse etabliert. Der Aufstieg ins Werksteam war Programm. Doch anstatt des letzten Schritts auf der Karriereleiter zu schaffen, purzelte Morbidelli wieder abwärts.

Der Leistungsabfall auf der M1 war so eklatant, Platz 19 und 13 in den Jahren 2022/23, dass Morbidelli wenig überraschend gegen Alex Rins ausgetauscht wurde. Trotz gefühltem Tiefpunkt der Karriere kam ein frustrierter «Morbido» als zweiter Pilot bei Pramac und dem damit de facto besten Team der Weltmeisterschaft 2023 unter. Als Kirsche auf der Torte durfte Morbidelli danke des Pramac-Privilegs auch noch mit 2024er-Werksware aus Bologna ins Gefecht ziehen.

Während nicht wenige Franco Morbidelli bereits zum Geheimfavoriten 2024 ausriefen, warf sich der Athlet bei einem privaten Test in Portimao auf einem Superbike selbst aus Bahn. Der frisch ernannte Ducati-Racer flog im Winter so unglücklich von einer Panigale, dass die Folgen des Crashes noch Monate später Wirkung zeigten.

Teil 1 der Saison absolvierte die #21 im Schatten seiner selbst. Erst beim fünften GP des Jahres schaffte der Teamkollege von Jorge Martin überhaupt zum ersten Mal in die Punkte. Doch auch dann blieb die Wunderheilung aus. Als Höhepunkt der Saison blieb ein Dritter Platz beim Sprint des ersten Misano – auf der gleichen Maschine, mit der es Jorge Martin 32-mal auf das Podium schaffte. Trotz verhageltem Auftakt krabbelte Morbidelli noch auf den Gesamtrang 9. Allerdings profitierte der introvertierte Pramac-Racer auch vom frühzeitigen Saisonende von Fabio Di Giannantonio.

Als sich im inneren Zirkel des Fahrerlagers das Ende der Verbindung zwischen Pramac und Ducati herumgesprochen hatte, musste Franky Morbidelli aktiv werden. Denn ein Verbleib bei Pramac, hätte einen technischen Rückschritt zu Yamaha bedeutet.

Ab hier griff das VR46-Netzwerk. Rossi und Co. hielten Freund Morbidelli, einem der ersten Kadetten der Akademie aus Tavullia freundschaftlich die Stange. Da zu diesem Zeitpunkt auch der Abgang von Marco Bezzecchi in Richtung Aprilia beschlossene Sache war, wurde aus der privaten schnell wieder eine kommerzielle Verbindung. Am 16. August bestätigte Teamdirektor «Uccio» Salucci das Andockmanöver von Franco Morbidelli.

Aber: Während der von Ducati Corse höhere gehandelte Fabio Di Giannantonio von Bologna mit einem Deal bis Ende 2026 inklusive Werksmaterial geadelt wurde, erreicht Morbidelli nur das Trittbett. Der Vertrag Morbidellis, der vor zwei Wochen seinen 30. Geburtstag zelebrierte, endet bereits in zwölf Monaten. Auch das Technik-Upgrade blieb aus. Wenn auch in anderen Farben wird der Italiener mit dem identischen Material wie 2024 starten müssen. Fraglos gibt es schlechtere Optionen, als die Spezifikation des Weltmeisters einzusetzen.

Zündet «Morbido» für VR46 Racing kein Punktefeuerwerk, dann wird es mit höchster Wahrscheinlichkeit kein 2026 für die #21 geben. Bereits im Sommer 2024 hatte sich Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta in spanischen Medien kritisch über einen Verbleib mittelklassiger Piloten in der Königsklasse geäußert. Ginge es nach dem Chef der MotoGP, müssen die wenigen Plätze offen bleiben für die größten Nachwuchstalente.

Während 2024 über ein Dutzend neue Verträge geschlossen wurden, werden zur Saison 2026 regulär nur drei Vereinbarungen fällig. Jene von Zarco, Marini – und Morbidelli. Passiert kein Wunder im Honda-Lager, so wird sich bereits früh in der kommenden Saison ein Stau vor der VR46-Einheit bilden. Jeder potenzielle MotoGP-Aufsteiger will Ducati fahren.

Alles oder nichts. Auf diese wenigen Worte lässt sich die Ausgangssituation des knallbunten Franky Morbidelli zur Saison 2025 reduzieren.

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