Dall’Igna: Fahrer und Techniker machen Ducati schnell
Auch Lachen ist bei Ducati Corse erlaubt
Lange hat es gedauert, den in der Königsklasse dominierenden Herstellern aus Japan, allen voran der Honda-Rennabteilung HRC, das Zepter aus der Hand zu nehmen. Auch nach der Machtübernahme seitens Ducati während der Saison 2022 gelang es Ducati Corse, die Überlegenheit der Desmosedici nicht nur zu erhalten, sondern zu einer überragenden Festung auszubauen, deren Einnahme auch bis zum Ablauf der aktuellen Regularien Ende 2026 nicht abzusehen ist.
Selbst die zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit ausgetüftelten Concessions, die Ducati eigentlich einbremsen sollten, griffen über zwei Jahre nicht. Die Bilanz 2024 des Projektes aus Bologna: Ducati sammelte von 740 möglichen WM-Punkten 722 oder unglaubliche 97,5 %. Bei allen 40 Rennen stand mindestens ein Ducati-Pilot auf dem Podium.
Möglich wurde diese Überdominanz durch das konsequente Zusammenbringen der besten Elemente. Wenn es ein Hersteller geschafft hat, durch technische Überlegenheit zu glänzen, dann werden die besten Piloten automatisch angezogen. Doch es bleiben nur jene dauerhaft, die in jeder Beziehung ernst genommen werden, sodass sie ihren Beitrag zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Technik leisten können.
Im Vieraugengespräch mit SPEEDWEEK.com unterhielt sich Gigi Dall’Igna, Geschäftsführer bei Ducati Corse, über seine Prinzipien der Entwicklung und damit auch über die Kooperation seiner Piloten. Der Vater des Erfolgs beschreibt den Entwicklungsprozess der Desmosedici als intensiven und schnellen Austausch über das Rennmotorrad von zwei Seiten.
Interessant, zunächst geht Dall’Igna auf die Sicht der Piloten ein: «Es ist ganz normal, dass die Fahrer permanent von Problemen berichten. Sie wollen immer etwas, das so nicht möglich ist. Es ist unsere Aufgabe, Ihnen zuzuhören und uns zu bemühen, Lösungen für diese Probleme zu finden. Ist das geschehen, kommt das nächste Problem. Es ist der Job des Fahrers, die Grenzen zu spüren und zu benennen, was das Motorrad nicht kann.»
Und dann gibt es die Ebene der Techniker, die von der anderen Seite auf das Motorrad schauen. Das Oberhaupt der Rennabteilung erklärt: «Sehr wichtig ist, dass nach den Aussagen der Fahrer unsere Techniker alle Bereiche der Maschine mit einbeziehen. Es geht immer um das ganze Bild – und es geht immer auch darum, dass jeder Verbesserungsvorschlag von der Seite der Techniker auch stattfindet. Wenn es gute Idee gibt, obwohl kein Pilot danach gefragt hat, dann muss diese Innovation auch kommen.»
Gigi Dall’Igna abschließend: «Jede Idee, die hilft, die Leistung des Systems im Ganzen zu verbessern, ist wichtig. Es geht darum, jeden Zugang für Innovation offenzuhalten.»
Was einfach klingt, ist in der Praxis weitaus komplizierter. Denn Kreativität und offene Kommunikation auch mit Fahrern allein reichen nicht, um zur MotoGP-Macht aufzusteigen. Offensichtlich ist aber, dass die Rennabteilung in Bologna in der Umsetzung ebenso auf Zack ist, wie die Piloten auf der Strecke.
Anders ist es nicht zu erklären, dass es Ducati Corse gelang, immer genau zum richtigen Zeitpunkt den nächsten Schritt nach vorne zu ziehen.