MotoGP in Sepang: Keine Ruhe vor dem großen Teststurm
Ruhe nach – und vor dem Teststurm – das beschreibt die Situation im Fahrerlager von Sepang nur im akustischen Sinne. Während an den vergangenen drei Tagen bis zu 15 Piloten auf dem Sepang International Circuit unterwegs waren und dabei wie am dritten Tag 28 verschiedene Prototypen mit jeweils knapp 130 Dezibel für ein volles MotoGP-Konzert sorgten, herrscht am Montag Stille.
Falsch liegen aber alle, die glauben, die beiden Tage zwischen Shakedown und offiziellem Test werden bei tropischer Hitze mit gekühlten Drinks am Hotelpool verbracht. Für alle Technik-Mannschaften bedeuten die beiden «Pausentage» erst recht einen massiven Arbeitseinsatz. Von 8 Uhr in der Früh bis Mitternacht, so die realistische Arbeitszeit eines Technikers an einem normalen Sepang-Tag.
Die fünf Hersteller gehen beim Marathon in Sepang unterschiedliche Wege. Strikt getrennt die Aufstellung bei Honda zwischen Test- und Rennteam. Das HRC-Testteam war beim Shakedown für die Vorbereitung der Bikes von Taka Nakagami und Aleix Espargaro zuständig. Am Montag packt die Testeinheit komplett zusammen – das neue, uniformierte «Honda HRC Castrol Team» geht in Stellung und bereitet in den Garagen die vier Maschinen in neuem Design für Joan Mir und Luca Marini vor.
Bereits anwesend war ein Teil der LCR-Honda-Mannschaft. Denn Rookie Somkiat Chantra nutzte bereits den Shakedown. Seine beiden RC213V werden nun gewartet. Mit einem Ölwechsel ist es nicht getan – alle Prototypen, ganz gleich welche Marke, die über mehrere Tage im Einsatz waren, werden komplett zerlegt, Chassis und Federelemente überholt.
Bei den Motoren entscheidet die jeweilige Laufleistung über einen Austausch, Revisionen werden nicht durchgeführt. Wenn, dann wird der komplette Antrieb ausgetauscht. Für die Mechaniker eine intensive Routine, die zum Standardprogramm, auch an normalen Fahrtagen, gehört.
Viel Arbeit gibt es im Yamaha-Lager. Denn dort hatten sich für zwei der drei Tage des Shakedowns ebenfalls die Stammpiloten von Pramac Racing und Yamaha Factory Racing eingeklinkt. Für den am Mittwoch beginnenden Test müssen nun nicht nur acht M1 gewartet werden – es werden entsprechend den letzten Erkenntnissen auch die Spezifikationen angepasst.
Bei Aprilia und Ducati ist die Situation wieder näher an Honda. Denn auch hier war jeweils bereits ein Rookie mit den Einsatzteams auf der Piste – Aldeguer für Gresini und Ogura für Trackhouse. Für die Testabteilungen der italienischen Werke war jeweils nur ein Testpilot unterwegs. Extrem beschäftigt war Lorenzo Savadori. Der Aprilia-Tester arbeitete sich an allen drei Tagen durch zehn Exemplare der RS-GP25. Alle Maschinen werden auch beim offiziellen Test eingesetzt, wie Teamanager Paolo Bonora bestätigte. Von Zusammenpacken ist bei Aprilia daher keine Spur.
Ducati hat das Testteam gegen das Rennteam ausgetauscht. Gemeinsam mit den vollzählig angereisten Technikmannschaften von Lenovo, Gresini und VR46 werden bis morgen Abend drei GP25 mit den Erkenntnissen von Pirro auf Stand gebracht, die GP24 von Aldeguer aufgefrischt und auf Gleichstand mit den beiden anderen Letztjahres-Rennern von Alex Marquez (Gresini) und Franky Morbidelli (VR46) gebracht.
KTM hatte sich für den großen Sepang-Test für eine eigene Strategie entschieden. So wurde der gesamte Shakedown von der Technik-Mannschaft des Rennteams durchgeführt. Das Testteam, das regulär mit Dani Pedrosa und Pol Espargaro arbeitet, war nicht nach Malaysia gereist. Mittlerweile ist auch das Tech3-Team vor Ort und nun gilt es, acht RC16 so zu überarbeiten, dass drei weitere Testtage mit Binder, Acosta, Bastianini und Vinales gestartet werden.
Zudem sind alle Stammpiloten im Fahrerlager anwesend. In Lederkombis werden Film- und Fotoaufnahmen für die zahlreichen MotoGP-Formate wie Trailer und Web-Elemente produziert.
Außergewöhnlich und positiv für die MotoGP-Teams: An allen drei Shakedown-Tagen mussten sich die Mannschaften nicht mit gravierenden Sturzschäden auseinandersetzen.