Brad Binder (KTM): Kampf gegen den Chattering-Terror
Für KTM-Werkspilot Brad Binder war an den ersten beiden Tagen des Red Bull Grand Prix of the Americas eigentlich alles schiefgegangen. Die Ausgangslage für den Südafrikaner schien vor dem dritten Grand Prix der Saison schlecht wie lange nicht mehr. Binder wurde geplagt vom gehassten Chattering und war nicht in der Lage, auf konkurrenzfähige Zeiten zu kommen.
Der nervenstarke Langzeit-KTM-Fahrer verpasste nicht nur das Q2, auch im Q1 versackte die KTM mit der Startnummer 33: Startplatz 16. Da die Killer-Vibrationen auch am Samstag nicht abklingen wollten, endete der 10-Runden-Sprint mit einer Nullnummer. Bitter: Der GP-Sieger und Fünfte der Saison 2024 wurde von den Rookies Ogura und Aldeguer geschlagen. Ganze 16 Sekunden büßte Binder auf die Spitze ein. Auch Pedro Acosta verlor 12 sec auf Marc Marquez, holte auf Rang 7 aber immerhin WM-Punkte.
Licht und Schatten dann am großen Renntag, den Brad Binder selbst zusammenfasste: «Mir war im Rennen schnell klar, dass meine Mannschaft wieder einmal einen außerirdisch guten Job gemacht hat. Sie haben die richtigen Schlüsse gezogen und mir das klar beste Bike hingestellt, als es zählte. Sie haben an sehr vielen Details des Motorrads gedreht und dazu die Abstimmung so adaptiert, dass ich eigentlich nur noch an zwei Stellen mit den Vibrationen hatte.»
Binder weiter: «Ich konnte nach einem sehr guten Start gleich hinter Miller sein. Jack ist super gefahren und hat mich gut gezogen. »Das war der gute Teil des Rennens und ich konnte lernen, meine Stärken finden und mich gut auf die Attacke vorbereiten.»
Exakt zur Mitte des Rennens, Binder war von Platz 7 auf 1 vorgeschossen, setzte er seinen Plan mit Erfolg um: «Als ich an Jack vorbei war, konnte ich sogar weiter pushen und mich absetzen. Zwei Runden später kam dann das Aus. Die Maschine hatte sich einfach abgeschaltet, das war’s dann», berichtete «Brad Attack» mit hängenden Schultern.
Aus KTM-Sicht war damit ein Kabinett aus Unzulänglichkeiten und Kuriositäten entstanden. Maverick Vinales hatte seine Chance auf der RC16 ebenfalls durch eine Streikaktion der Elektronik verloren. Der Spanier musste aus der Startaufstellung (beim zweiten Anlauf) geschoben werden – Start aus der Boxengasse. Nach dem Crash von Pedro Acosta war es dann ausgerechnet Enea Bastianini, der als 17. die am Start die rote KTM-Laterne mitnahm, der ohne Malheur und auf einem soliden 7. Rang durch den Chaos-GP gekommen war.
Die Meinung Binders zum außer Kontrolle geratenen Startversuch fiel entsprechend nüchtern aus. Zu sehr hatte er an dem Ausfall in aussichtreicher Position zu knabbern. Binder: «Klar war ich erstmal nicht begeistert, als sich der Grid wieder geleert hat. Wir hatten die richtigen Reifen montiert. Alles, was danach passiert ist, lag nicht in meiner Hand und ich kann bei dem Chaos in der Box zumindest verstehen, dass sie es abgebrochen haben.»
Binder wird nun mit gemischten Gefühlen in den Wüstenstaat Katar reisen. Vor 12 Monaten verrichteten er und sein Motorrad auf der GP-Piste von Losail einen Traumjob. Nach zwei zweiten Plätzen verließ Bind das Fahrerlager als WM-Mitfavorit. Zugleich gilt die Strecke aufgrund des sehr hohen Haftungsniveaus als Unterstützer der Chattering-Problematik.
Wie schlecht die erste Phase der 2025er-Saison für die Österreicher verläuft, verrät der WM-Stand. Als Elfter ist Brad Binder bester der vier RC16-Chauffeure. Bastianini und Acosta folgen auf 12 und 13. Maverick Vinales punktete in sechs Rennen nur zweimal und ist 17.
Ergebnisse MotoGP COTA, Grand Prix (30. März):
1. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 39:00,191 min
2. Alex Márquez (E), Ducati, +2,089 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati , +3,594
4. Franco Morbidelli (I), Ducati, +10,732
5. Jack Miller (AUS), Yamaha, +11,857
6. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +12,238
7. Enea Bastianini (I), KTM, +12,815
8. Luca Marini (I), Honda, +15,646
9. Ai Ogura (J), Aprilia, +16,344
10. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +18,255
11. Alex Rins (E), Yamaha, +24,256
12. Raúl Fernández (E), Aprilia, +27,938
13. Augusto Fernandez (E), Yamaha, +35,740
14. Maverick Viñales (E), KTM, +42,724
15. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +46,397
16. Somkiat Chantra (T), Honda, +1:03,601
17. Johann Zarco (F), Honda, +2 Runden
– Marc Márquez (E), Ducati
– Fermin Aldeguer (E), Ducati
– Brad Binder (ZA), KTM
– Pedro Acosta (E), KTM
– Joan Mir (E), Honda
WM-Stand nach 6 von 44 Rennen:
1. A. Marquez, 87 Punkte. 2. M. Marquez 86. 3. Bagnaia 75. 4. Morbidelli 55. 5. Di Giannantonio 44. 6. Ogura 25. 7. Zarco 25. 8. Bezzecchi 24. 9. Marini 20. 10. Miller 19. 11. Binder 19. 12. Bastianini 16. 13. Acosta 16. 14. Quartararo 16. 15. Mir 10. 16. Rins 10. 17. Viñales 6. 18. R. Fernandez 25. 19. Aldeguer 3. 20. A. Fernandez 3. 21. Oliveira 2. 22. Savadori 1. 23. Chantra 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 111 Punkte. 2. Honda 36. 3. KTM 34. 4. Aprilia 33. 5. Yamaha 28.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 161 Punkte. 2. Pertamina Enduro VR46 Racing 99. 3. BK8 Gresini Racing 90. 4. Red Bull KTM Factory Racing 35. 5. Trackhouse MotoGP Team 30. 6. Honda HRC Castrol Team 30. 7. Monster Energy Yamaha 26. 8. Aprilia Racing 25. 9. LCR Honda Castrol 25. 10. Prima Pramac Yamaha Racing 24. 11. Red Bull KTM Tech3 22.