Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Stefan Bradl: «Ich war etwas zu defensiv»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl wusste nach der Bestzeit am Freitag und Platz 3 im Warm-up, dass ein Podestplatz in Reichweite liegt. Aber es reichte nicht ganz.

«Jetzt sind meine Batterien leer», seufzte Stefan Bradl eineinhalb Stunden nach der Zieldurchfahrt bei einem gemütlichen Schwätzchen mit SPEEDWEEK.com. «Diese vier Tage hier sind wie im Flug vergangen. Jede Minute war mit Terminen ausgefüllt. Ich war froh, wenn ich einmal am Tag 30 Minuten in meinem Motorhome verschwinden, mich ausruhen, kurz Fernsehschauen und am Handy auf SPEEDWEEK.com nachschauen habe können, was sonst noch im Fahrerlager passiert ist.»

Bradl stieg am Sonntag bereits um 17.05 Uhr in seinen Honda CRV und brauste heim Richtung Zahling, denn am Mittwoch fliegt er bereits von München nach San Francisco. Um 18 Uhr war bei LCR alle Materialkisten verpackt. Und wenn Stefan am nächsten Sonntag in Laguna Seca vom Motorrad steigt, wird er innerhalb von 37 Tagen 17 Tage auf der Rennmaschine gesessen sein. Drei Tage beim Barcelona-GP, dann ein Testtag in Barcelona, nachher zwei Testtage in Aragón, anschliessend drei Tage Assen-GP, zwei Tage in Argentinien, jetzt drei Tage auf dem Sachsenring, zum Schluss noch drei Tage in Laguna Seca.

Stefan, du hast jetzt zwei Tage zum Erholen, dann geht es weiter nach Amerika.

Ja, am Dienstag gehe ich ins Freibad, wahrscheinlich.

Laguna wird wieder ein hartes Rennen, wieder mehr als 30 Runden, Laguna ist auch eine sehr anspruchsvolle Strecke.

Ich bin froh, dass ich dort ein bisschen mehr Rechtskurven zu sehen kriegen werde.

Du hast heute erstmals in einem MotoGP-Rennen geführt. Was war das für ein Gefühl?

Es war eine neue Erfahrung für mich. Es ist was ganz anderes als in der Moto2. Das kann man nicht vergleichen. Die Moto2 ist ein Kindergeburtstag im Vergleich zur MotoGP. Vor allem auch körperlich, mit dem ganzen Drumherum, mit den vielen Terminen. Für mich ist dieses Wochenende wie im Flug vergangen. Der Terminplan war völlig voll gestopft. Ich hatte überhaupt keine Regenerationsphase, ausser die Nacht, und die ist auch so schnell vorbei.

Fünf Runden geführt...

Das war ein schönes Gefühl. Ich habe das nicht genau gesehen, aber die Fans werden sicher aus dem Häuschen gewesen sein. Ich habe das ganz gut ausblenden können.

Ich war aber ganz schön nervös vor dem Rennen. Ich habe das gemerkt. Nicht nur weil es der Heim-GP war. Ich habe gespürt, es liegt was in der Luft, ich habe die Möglichkeit, unter die ersten drei zu fahren.

Ich habe in den ersten paar Runden eigentlich alles richtig gemacht, aber ich war ein bisschen zu defensiv. In den freien Trainings ist mir das Schnellfahren ein bisschen lockerer von der Hand gegangen. Der Druck hat sich schon ein bisschen ausgewirkt. Ich habe gewusst, dass die anderen vorbei fahren werden. Ich habe gesehen, wie die in den Kurvenpassagen unterwegs waren. Besonders im zweiten Sektor gesehen, wo ich das ganze Wochenende extrem gestrauchelt bin im Vergleich zu den anderen Sektoren, dass Márquez dort extreme Schräglagen fährt. So konnte er den Kurvenspeed mitnehmen und etwas Zeit gewinnen.

In den restlichen drei Sektoren war ich auf demselben Niveau wie die anderen. Aber ich habe gesehen, dass das nicht reicht. Wenn du in der MotoGP auf das Podium fahren willst, kannst du es dir nicht leisten, in einem Sektor etwas schwächer zu sein.

Im LCR-Team war leichte Enttäuschung zu spüren. Sie hätten es dir alle gegönnt, daheim aufs Podest zu fahren.

Letztendlich liegt es dann an der Leistung... Ja, wir hätten uns alle mehr erwartet.

Warst du traurig, als du im Fernsehen die Bilder vom Siegerpodest gesehen hast?

Es war schon ein bisschen schwierig. Im ersten Moment war ich gar nicht sooo enttäuscht. Aber ich habe schon gemerkt, dass die Chance da war.

Du bist lange die gleichen Zeiten gefahren wie Rossi.

Ja, aber ich habe dann in der Zielkurve einen Vorderradrutscher gehabt, so dass Crutchlow innen vorbei gefahren ist. Ich habe nach dem verpatzten Saisonstart mit den Stürzen in Doha, Jerez und Le Mans immer noch zu stark im Hinterkopf, dass ich momentan nicht runterfallen darf. Ich habe eh Glück gehabt... Ich hatte im Rennen nicht das perfekte Vertrauen zum Vorderrad, das ich für meinen Fahrstil unbedingt brauche.

Du warst in den letzten vier Rennen zweimal Vierter, einmal Fünfter, einmal Sechster, dazu am Freitag Schnellster, in Assen in der ersten Startreihe. Das kann sich doch sehen lassen?

Ja, es ist ein gutes Wochenende gewesen.

Aber das Geschenk, das wir uns heute machen hätten können, das ist nicht ganz so aufgegangen.

Ich glaube trotzdem, dass wir generell in der Performance einen kleinen Schritt nach vorne gemacht haben.

Wie zufrieden bist du auf einer Skala von 1 bis 10, wenn 10 das Maximum ist?

Zwischen 6 und 7. Sieben.

Auch wenn Pedrosa und Lorenzo fehlten, vor dir waren keine Nasenbohrer?

Ja, aber Rossi hat auch einige Probleme gehabt. Der war der einzige, den ich hätte einholen können, die andern zwei waren sehr stark

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