Argentinien-GP: Marc-Márquez-Jäger unter Druck
Der erste Argentinien-GP seit 1999 (damals in Buenos Aires) wird am kommenden Sonntag in der verlassenen Gegend von Las Termas de Rio Hondo sicher für viel Gesprächsstoff sorgen.
Ein Rennen in der Pampa, zwei Wochen nach dem Event in der texanischen Metropole Austin auf dem Circuit of The Americas (COTA), der wirklich «state of the art» ist und alle anderen modernen Anlagen in den Schatten stellen. In Las Termas hingegen müssen sich die Teams auf eine Infrastruktur wie vor 20 oder 30 Jahren gefasst machen.
Schon die Anreise ist abenteuerlich, denn die Thermengegend mit den vielen Seen und die modernisierte Rennstrecke liegen ca. 1150 km von der Hauptstadt entfernt.
Die Teammitglieder, Fahrer und Medienschaffenden müssten in Buenos Aires vom International Airport ans andere Ende der Stadt zum nationalen Flughafen fahren, um von dort nach Tucúman zu fliegen, diese Prvonz liegt wiederum 1,5 Autostunden vom Circuito Termas de Rio Hondo entfernt.
Deshalb wurden für Mittwoch und Donnerstag vom Promoter und von der Dorna Privatflüge für 700 Euro organisiert, die direkt vom International Airport zum Las-Termas-Flughafen gehen, der 500 Meter vom Paddock entfernt ist. Die Rückflüge finden am Sonntag und Montag statt. Und am Sonntag darauf geht's bereits in Jerez wieder um WM-Punkte.
Von den MotoGP-Piloten haben im Juli 2013 bereits Bautista, Crutchlow und Bradl getestet, aber die Piste war am ersten Tag zu rutschig, am zweiten regnete es. «Das war Zeitverschwendung», waren sich die Teams einig, die von der Dorna in Marsch gesetzt wurden, um dem Veranstalter zu etwas Promotion zu verhelfen.
Dieser Goodwill war nötig, denn die Dorna hatte eigentlich diesen WM-Lauf schon für 2013 geplant, ihn aber gestrichen, weil die argentinische Staatschefin Kirchner den vom Repsol-Konzern gekauften heimischen Mineralölgiganten quasi wieder zwangsverstaatlicht hatte, was zwischen Spanien und Argentinien zu erheblichen politischen Spannungen geführt hatte.
Eine Herausforderung
Die neue 4,4 km lange Strecke wird für alle Fahrer eine neue Herausforderung darstellen. Wenn wir Texas 2013 als Grundlage nehmen, dann wird Marc Márquez diese Aufgabe am besten meistern. Er hat damals in Austin gezeigt, dass er sich blitzschnell mit neuen Layouts und Bedingungen abfindet.
Auch Márquez' Fähigkeit, als einziger MotoGP-Pilot den neuen hitzebeständigen harten Bridgestone-Hinterreifen zum Arbeiten zu bringen, könnte sich für ihn wieder als nützlich erweisen.
Seine Gegner stehen bereits unter Druck: Wenn der Weltmeister auch das dritte Rennen gewinnt, wird sein 14-Punkte Vorsprung bedrohlich anwachsen. Pedrosa, Lorenzo, Rossi und Co. sind gefordert. Besonders Lorenzo, der nach dem Frühstart in Austin wie ein Häufchen Elend wirkte, von der mentalen Stärke der letzten Jahre war nicht mehr viel zu sehen.
Auch Valentino Rossi und sein neuer Crew-Chief Silvano Galbusera werden mehr zeigen müssen als in Texas, wo der Yamaha-Star als Sechster losfuhr und als Achter ins Ziel kam.
Mit Interesse werden wir den Auftritt von Ducati verfolgen. Die Italiener feierten in Texas ihren ersten Podestplatz seit Misano 2012 (Platz 2 durch Rossi), aber ob auch die Piste in Las Termas für die Desmosedici GP14 taugt, bleibt abzuwarten. Und Cal Crutchlow ist angeschlagen: Der kleine Finger an der rechten Hand war nach dem Austin-Crash ausgerenkt und gebrochen, zwei Operationen wurden nötig.
Stefan Bradl will mit der LCR-Honda wieder unter die ersten fünf fahren, Gegner wie Aleix Espargaró, Pol Espargaró, Bradley Smith (Alle M1-Yamaha), Andrea Iannone (Ducati) und Alvaro Bautista (Honda) können und wollen das verhindern.
Bridgestone bekam durch den Test 2013 keine nützlichen Aufschlüsse. Die Japaner werden einen asymmetrischen Hinterreifen mitbringen und für vorne und hinten relativ harte Mischungen, weil der Belag für einen grossen Reifenverschleiss sorgen dürfte.