Bautista und Iannone: Bald Start aus der Boxengasse?
Alvaro Bautista: Er wird voraussichtlich einen sechsten Motor brauchen
Das könnte für Alvaro Bautista noch knapp werden: Der Spanier aus dem Go&Fun-Honda-Team von Fausto Gresini, der für 2015 in der MotoGP-Klasse von Honda auf Aprilia umsteigt (und in der Moto3-Klasse bei KTM) bleibt, muss womöglich bei einem der letzten sechs Rennen in diesem Jahr aus der Boxengasse losfahren.
Denn bereits beim Sachsenring-GP wurde offenkundig, dass Bautista bei diesem neunten Saison-Grand Prix bereits den fünften (und letzten erlaubten) Motor in Betrieb hatte. Er nahm den vierten im Warm-up von Assen in Betrieb, den fünften Freitagfrüh auf dem Sachsenring.
Aus dem Team ist durchgesickert, dass Bautista einen Motor in Texas bei einem Sturz beschädigt hat, einer ist im Juni durch einen Defekt unbrauchbar geworden.
Honda hat für 2013 auf die Reduktion von sechs auf fünf Motoren plädiert, jetzt könnte Honda selbst zum Handkuss kommen.
Wir haben uns genau angeschaut, wie die Motoren-Situation bei den unterschiedlichen Teams und Herstellern nach dem zweiten Saisondrittel aussieht.
Beim Repsol-Honda-Werksteam läuft für HRC punkto Lebensdauer alles nach Plan, ausserdem hat Marc Márquez bereits 89 Punkte Vorsprung auf Pedrosa und 99 auf Rossi, er könnte also locker einen Start aus der Boxengasse verkraften.
Márquez und Pedrosa verwenden den vierten Motor, der fünfte ist ungebraucht, alle vier befinden sich noch in Verwendung.
Bei Bautista ist der Motoren-Vorrat geringer: Er hat schon zwei Triebwerke aus der Allocation (Zuteilung) zurückgezogen. Das heisst: Sie sind defekt.
Bautista wird aller Voraussicht nach demnächst ein sechstes Triebwerk in Anspruch nehmen müssen. Momentan wird die Lebensdauer der drei verfügbaren Motoren bis zum Maximum von 2500 km ausgereizt – oder sogar überstrapaziert.
Stefan Bradl hält beim vierten Motor; er hat sogar noch den ersten Motor von Katar in Verwendung, aber einer wurde bereits Mitte Juni in Catalunya aus dem Verkehr gezogen – das deutet auf einen Defekt hin.
«Normalerweise sollten wir mit den restlichen vier Motoren über die Runden kommen», heisst es bei LCR.
Honda war sich bisher in Sachen Lebensdauer bei den V4-1000-ccm-Motoren so sicher, dass oft sogar bei den Montag-Tests keine eigenen Testmotoren eingebaut wurden.
Yamaha: Alles im grünen Bereich
Das Movistar-Yamaha-Werksteam mit Rossi und Lorenzo hat bisher je vier Motoren in Betrieb genommen. Der fünfte wurde noch keinen Kilometer gefahren. Sogar die ersten Motoren von Katar werden teilweise noch in den freien Freitag-Trainings benützt – auch zuletzt in Silverstone.
Aber: Yamaha baut mehr Motoren aus und ein als Honda, um frische Motoren fürs Qualifying und Rennen zu haben.
Tech3-Yamaha: Bradley Smith und Pol Espargaró haben den vierten Motor verplomben lassen und damit auch bereits einmal die Boxengasse verlassen.
Bei Forward-Yamaha werden die Möglichkeiten der Open-Class ausgenützt, Aleix Espargaró hat den siebten Motor in Verwendung; nur zwei wurden bereits zurückgegeben aus der Allocation.
Das Bike von Colin Edwards/Alex De Angelis hat sogar den neunten Motor in Betrieb, vier wurden zurückgegeben – wegen Defekts oder Kilometer-Überschreitung.
Aber: Die Open-Class-Fahrer können zwölf statt fünf Motoren verheizen. Das gilt auch für Ducati, obwohl alle vier Piloten in der Factory-Class antreten. Aber weil die Roten 2013 keinen GP-Sieg errungen haben, geniessen sie alle Open-Vorzüge. Eine Lex Ducati.
Andrea Dovizioso leistet sich seit Samstag in Silverstone das siebte Triebwerk, vier hat er schon in die ewigen Jagdgründe befördert oder mit zu vielen Kilometern belastet.
Ducati-Kollege Cal Crutchlow geht mit seinem Material sparsamer um: Er hat den sechsten Motor eingebaut, aber auch schon vier Exemplare ad acta legen müssen.
Andrea Iannone: zehnter Motor!
Recht übel sieht es bei Pramac-Ducati-Pilot Andrea Iannone aus. Er hat bereits den zehnten von zwölf Motoren in Betrieb, sieben sind schon aus der Allocation entfernt worden. Auch hier droht ein Start aus der Boxengasse, wenn der Verschleiss in diesem Tempo weitergeht.
Die einfache Rechnung: zehn Motoren bei zwölf Rennen, da wird es mit zwölf Motoren bei 18 Rennen wohl eng werden.
Honda hat in der Open-Class mit den RCV1000R-Motoren offenbar Standfestigkeitsprobleme. Hiroshi Aoyama und Scott Redding haben bereits den neunten Motor eingebaut, sieben beziehungsweise sechs sind bereits nicht mehr zugeteilt, also stillgelegt worden.
Karel Abraham hält bei Triebwerk Nummer 8 (fünf sind weg), Hayden/Camier haben den siebten Motor, fünf wurden bereits zurückgezogen.
Avintia-Kawasaki hat bei Héctor Barbera bisher sechs Motoren in Betrieb (vier sind stillgelegt), bei Mike di Meglio sind es sieben, fünf wurden wegen Unbrauchbarkeit aus dem System ausgeklinkt.
Iodaracing hat bei Danilo Petrucci bisher sechs der zwölf erlaubten Triebwerke eingesetzt, vier sind nicht mehr brauchbar. Er hat aber auch zwei Rennen (Jerez, Le Mans) pausiert...
Bei PBM-Aprilia hält Broc Parkes bei Motor Nummer 8, Michael Laverty ebenfalls, beide Fahrer haben fünf Motoren stillgelegt, können aber noch vier neu revidierte Triebwerke einsetzen.