LCR-Teamchef Cecchinello: «Stehen alle unter Druck»
Lucio Cecchinello
Stefan Bradl stand in der Saison 2014 von Beginn an unter Druck, denn sein Arbeitgeber Honda Racing Corporation wollte in der dritten MotoGP-Saison endlich regelmässig Podestplätze sehen.
Ähnlich erging es Bradley Smith bei Tech3-Yamaha und Alvaro Bautista bei Go&Fun-Gresini. Auch ihre Verträge liegen aus, sind standen vom ersten Rennen an unter Erfolgsdruck. Auch die brachten dann die erwarteten Leistungen nicht,
Auch nicht förderlich: Jede Woche wurden neue Kandidaten für ihre Nachfolge aufgetischt.
Im Falle von Bradl waren es Jack Miller, Maverick Vinales, Cal Crutchlow, Johnny Rea, Aleix Espargaró und so weiter. Erst als alle abgesagt hatten und Teambesitzer Lucio Cecchinello mit CWM einen Sponsor für einen zweiten Teamplatz fand, bekam Bradl ein konkretes Angebot.
Lucio Cecchinello war selber Rennfahrer. Und er hat im Sommer miterlebt, dass Bradl besonders in der entscheidenden Phase hinter den Erwartungen blieb: Platz 10 in Assen (nach Sturz in der Besichtigungsrunde), Platz 16 in Sachsen (nach einem Reifenpoker auf dem Startplatz).
«Ja, ich war ein Fahrer, deshalb habe ich vollstes Verständnis für die Schwierigkeiten, denen Stefan ausgesetzt war. Klar, diese Art von externem Druck ist nicht hilfreich. Ich erinnere mich an einen Ratschlag des damaligen Aprilia-Renndirektors Jan Witteveen, als ich noch selber in der 125er-WM gefahren bin und gleichzeitig bereits mein eigenes Team gemanagt habe. Ich musste damals den Vertrag mit einem Fahrer erneuern, ob er in der 250er-Klasse für mich fahren sollte. Jan sagte zu mir: 'Du musst den Vertrag so rasch wie möglich erneuern. Denn wir wissen aus Erfahrung, dass der Fahrer erst wieder einen freien Kopf hat, wenn der Vertrag unterschrieben ist. Erst dann wird er wieder seine optimale Leistung und die gewünschten Leistungen bringen.' Das ist die Realität. Aber leider habe ich nicht alles unter Kontrolle, was die Fahrerwahl bei uns angeht. Wir sind stehen als Team unter ähnlichem Druck wie der Fahrer, von den Sponsoren, von Honda. Leider ist es so. Der Rennsport hat viele positive Seiten. Er verlangt allerdings jedem Beteiligten auch viel ab.»