Mike Leitner: «Es wird nicht einfach für Pedrosa»
Mike Leitner (52) fungierte elf Jahre lang als Crew-Chief an der Seite von Dani Pedrosa. In den ersten zwei Jahren (2004 und 2005) wurde die 250er-WM gewonnen, danach gab es drei Vize-WM-Titel in der MotoGP-WM zu feiern, insgesamt hat das Erfolgsduo 41 gemeinsame GP-Siege errungen.
Im Oktober entschloss sich Mike Leitner zum Abschied. Er wollte eine Verschnaufpause («Ich war jedes Jahr zwischen 190 und 220 Tagen unterwegs) und suchte eine neue Herausforderung.
Am 15. Januar 2015 nahm Mike Leitner seine neue Tätigkeit beim KTM Factory Team auf. Er wird dort gemeinsam mit Ing. Sebastian Risse (Technikchef der Onroad-Rennabteilung) den Einstieg in die MotoGP-WM 2017 vorbereiten, den Oberösterreichern in erster Linie mit seiner umfangreichen On-Track-Erfahrung zur Seite stehen und beim Aufbau eines MotoGP-Testteams mitwirken. Die ersten Roll-outs mit Alex Hofmann sind für September 2015 geplant.
Leitner verliess Dani Pedrosa nach einer nicht gerade erfreulichen Saison, der Spanier schliss die WM nur an vierter Position ab – und gewann nur einen Grand Prix.
2012 hatte er noch sieben GP-Siege errungen – vor dem Auftauchen von Eindringling Marc Márquez.
Pedrosa lag 2014 nach 18 Rennen in der WM-Tabelle mit 246 Punkten gegenüber dem Repsol-Honda-Teamkollegen (362 Punkte, 13 Siege) hoffnungslos zurück.
Die mittelmässige Saison dokumentierte sich auch in den Trainingsleistungen. In le Mans stand die Nummer 26 nur auf dem neunten Startplatz, in Indy auf dem achten, nur zehnmal schaffte Pedrosa den Sprung in die erste Startreihe.
Und das lag nicht nur an der neuen Open-Class, von der auch Ducati Corse und Pramac-Ducati profitierten – dank der neuen Hinterreifen, die auch Aleix Espargaró bei Forward-Yamaha immer wieder beflügelten.
«Es gab auch erste freie Trainings, in denen Marc Márquez einmal Sechster oder Achter war», gibt Mike Leitner zu bedenken. «Was spielt sich in so einem FP1 ab? Du fährst Freitagfrüh los, die Streckenverhältnisse sind nicht okay, du bist durch das knappe Reifenkontingent beeinträchtigt, die ganzen Open-Fahrer fahren quasi mit dem Rennreifen los, am Schluss schieben sie den weichen Hinterreifen rein und knallen dir eine Zeit hin in einer Phase, wo sich die anderen noch gar nicht mit der Rundenzeit beschäftigen. Dann bist du als Dani Pedrosa womöglich Achter oder ein bisschen weiter vorne. Fahrer wie Rossi, Lorenzo, Dani und Marc wissen dann, woran es liegt. Die lassen sich dadurch nicht verrückt machen. Aber für Factory-Fahrer wie Bautista, Bradl oder Pol Espargaró und Smith war es schon hart.»
Pedrosas Zwei-Jahres-Vertrag lief Ende 2014 aus, der Spanier musste also in der ersten Saisonhälfte glänzen, um sich mit 28 Jahren wieder für einen neuen Deal bei HRC und Repsol zu empfehlen.
Honda hätte gern einen Jüngeren genommen und für die Zukunft aufgebaut, aber Stefan Bradl drängte sich nicht auf, trotzdem stand Pedrosa unter Erfolgsdruck.
Hat der dreifache Weltmeister (1x 125 ccm, 2x 250 ccm) darunter gelitten?
Leitner: «Wir haben gewusst, wenn Dani 2014 konstant von einem jüngeren Gegner aus einem anderen Team besiegt wird, hat er kein Argument... So geht es in diesem Sport. Das hat Dani gewusst, so viel Profi war er immer. Er war sich bewusst, er muss die erwünschte Leistung bringen. An diesen Druck ist er gewöhnt.»
Pedrosa wurde mit Suzuki in Zusammenhang gebracht, er soll aber rund 8 Millionen Jahresgage gefordert haben, Aleix Espargaró unterschrieb dann für 1 Million.
Bei Repsol-Honda dürfte Pedrosa rund 6 Millionen im Jahr verdienen.
Und er hat schliesslich den Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert und damit akzeptiert, dass seine Leistungen auch 2015 und 2016 immer an Márquez gemessen werden.
«Das wird sicher nicht einfach für Dani», meint Mike Leitner. «Das war seine persönliche Entscheidung.»