Paolo Ciabatti/Ducati: «Wir wollen 2015 gewinnen»
Ducati Corse hat seit 17. Oktober 2010 Casey Stoner auf Phillip Island) kein MotoGP-Rennen mehr gewonnen.
Selbst Valentino Rossi konnte die Roten 2011 und 2013 nicht aus dem Elend führen.
Im Sommer 2012 wurde Ducati von der Audi Group für rund 740 Millionen Euro gekauft. Damals hiess es, Ducati müsse in der Saison 2015 wieder um den MotoGP-Titel kämpfen.
Audi-Vorstand Dr. Ulrich Hackenberg verhehlte vor einem Jahr seine Unzufriedenheit mit der MotoGP-Performance von Ducati Corse nicht, er verlangte für 2014 «deutliche Fortschritte».
Damals war Bernhard Gobmeier als General Manager von Ducati Cirse durch den Italiener Gigi Dall'Igna ersetzt worden, ein Jahr vorher war Chefkonstrukteur Ing. Filippo Prezioso entlassen worden.
2015 ist für Ducati das Jahr der Bewährung. Die Geduld von Audi dauert nicht ewig.
Ducati befindet sich auf dem Weg zurück an die MotoGP-Spitze. Aber mit Repsol-Honda und Movistar-Yamaha und den Stars Márquez, Pedrosa, Rossi und Lorenzo wird es schwierig werden, die japanische Vormachtstellung ins Wanken zu bringen.
SPEEDWEEK.com hat sich mit Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti über die Chancen und Ziele für 2015 unterhalten.
Paolo, Ducati soll in der kommenden Saison um den Weltmeistertitel fighten. Das ist zumindest die Zielsetzung von Eigentümer Audi. Sind diese Ziele realistisch?
Im Moment haben wir das Ziel, in dieser Saison eine weitere Steigerung zu erreichen, nämlich von Podestplätzen zu Rennsiegen. Das ist ambitiös, aber ein vernünftiges Ziel.
Wir möchten in diesem Jahr ein Rennen gewinnen. Wir wissen, das ist eine schwierige Aufgabe. Dazu müssen wir vier der besten Fahrer besiegen und zwei der besten Hersteller.
Aber man muss sich ambitiöse Ziele setzen, sonst erreicht man sie nicht.
Und ehrlich gesagt, wir halten die beiden Andreas auch für zwei der besten Fahrer im Feld.
Dovizioso hat bewiesen, dass er in der bestmöglichen Form ist. Sehr schnell, sehr beständig. Iannone hat letztes Jahr gezeigt, dass er extrem schnell sein kann, auch wenn er weniger beständig war.
Aber jetzt ist er Mitglied des echten Werksteams. Er ist extrem talentiert und schnell.
Ich denke, wir können versuchen, um GP-Siege zu kämpfen. Denn wir werden das richtige Paket haben.
Es wird viel über die «Glorreichen Vier» gesprochen. Andrea Dovizioso hat aber von 222 MotoGP-Rennen nur eines gewonnen, 2009 im Regen von Donington. Er gilt als «best of the rest». Das hat er 2014 mit dem fünften WM-Rang bewiesen. Kann er 215 zu den Top-4 aufschliessen?
Ich denke, beide Fahrer können in dieser Saison in den Kreis der Top-4 eindringen, auch Iannone. Vielleicht werden wir also sechs Fahrer sehen, die konstant um Podestplätze kämpfen.
Die Konstanz war aber in den letzten Jahren nicht die Stärke von Ducati und Dovizioso. Es gab zwischendurch immer wieder Rennen, wo es nur für siebte oder achte Plätze reichte. Auch 2014.
Ja, auch im Vorjahr war die Beständigkeit unser grosses Problem. Einige Runden hintereinander in hohem Tempo, das war möglich. Auf einigen Pisten konnten wir bis zum Schluss eine gute Pace halten und aufs Podest fahren. Aber auf anderen Rennstrecken war der Reifenverschleiss zu hoch, ausserdem verlangte das Bike den Fahrern körperlich viel ab. Deshalb war es schwierig für die, die Pace über die gesamte Renndistanz hoch zu halten.
Aber ich denke, in diesem Aspekt haben wir uns in die richtige Richtung bewegt. Der Long-run von Dovi in Sepang über 15 Runden war ein Zeichen, dass sich die Situation bessert. Die GP15 wird uns noch ein Stück weiterbringen.
Deshalb glaube ich, Dovi und Iannone können mit den Top-4 mitmischen.