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Stefan Bradl: «Yamaha-Fahrstil kommt mir entgegen»

Von Günther Wiesinger
«Die Yamaha hat hinten mehr Traktion und ist Vorderrad-freundlicher», ist Stefan Bradl überzeugt. «Beim kommenden Sepang-Test will ich erstmals unter 2 Minuten fahren.»

Es sei eine Genugtuung, beim ersten MotoGP-Test 2015 in Sepang/Malaysia unter die Top-Ten gefahren zu sein, er wolle aber deshalb nicht voreilig Euphorie aufkommen lassen, stellte Stefan Bradl nach der Rückkehr vom ersten Kräftemessen in dieser Saison fest.

Ab kommenden Montag wird wieder drei Tage in Sepang getestet. Forward-Yamaha-Pilot Stefan Bradl (25) hat sich ein klares Ziel gesetzt. Er will in Sepang erstmals unter 2 Minuten fahren.

2014 schaffte er mit der LCR-Honda beim ersten Sepang-Test 2:01,112 min und den fünften Rang. Aleix Espargaró gelang damals mit der Forward-Yamaha eine Zeit von 1:59,998 min. Eine Marke, die Bradl gerne unterbieten würde.

Vor zwei Wochen schaffte er mit der Forward-Yamaha eine Zeit von 2:00,294 min – das bedeutete Platz 8.

Bradl wird die neuen 2015-Yamaha-Werksmotoren erst in Doha bekommen, ein zweites 2014-Chassis soll demnächst geliefert werden, dazu hofft Forward auf eine verbesserte Aerodynamik.

Stefan, beim ersten Sepang-Test wolltest du unter die Top-Ten kommen und nicht mehr als Sekunden auf die Bestzeit verlieren. Ein Ziel hast du geschafft, der Rückstand lag aber bei 1,427 Sekunden.

Ja, für den zweiten Test habe ich mir vorgenommen, erstmals unter 2 min zu fahren. Und ich will natürlich unter den Top-Ten bleiben und bester Open-Class-Fahrer. Also einen Platz zwischen 8 und 10 möchte ich schon anpeilen. Das ist sicher ein Ziel. Wenn uns das gelingt, ist es super. Dann können wir absolut happy sein.
Trotzdem will ich einmal eine 1:59er-Zeit fahren und schauen, dass wir nicht zu viel Zeit auf die vorderen Plätze verlieren.

Der zweite Sepang-Test geht wieder über drei Tage. Am vierten Tag dürfen die Stammfahrer der Teams erstmals Michelin-Reifen testen. Bist du gespannt darauf?

Hm, ich denke, das sollten vorläufig in erster Linie die Testfahrer der Hersteller machen. Inzwischen habe ich von Forward gehört, dass wir die Michelin gar nicht testen werden.
Das stört mich nicht im Geringsten. Ich habe da absolut keinen Sinn drin gesehen. Mir würde es reichen, wenn ich beim Montag-Test nach dem Brünn-GP erstmals mit den Michelin fahren könnte. Inzwischen habe ich gehört, dass auch andere Fahrer in Sepang auf den vierten Tag verzichten.

Du hast bei der Yamaha ein besseres Vorderrad-Feeling als bei Honda. Das kommt deinem Fahrstil im Grenzbereich entgegen?

Ja, man merkt, dass die Yamaha auf der Bremse nicht ganz so stabil ist wie die Honda. Aber man kann trotzdem sehr früh ans Gas gehen und die Traktion vom Hinterrad besser nützen. Die Traktion ist speziell in maximaler Schräglager bei der Yamaha besser als bei der Honda.
Ich bin der Meinung, dass diese Fahrweise den Vorderreifen ein bisschen entlastet und dadurch weniger Stress am Vorderreifen vorhanden ist.
Dieser Yamaha-Fahrstil kommt mir vielleicht ein bisschen entgegen, weil er ein bisschen Vorderrad-schonender ist. Bei der Honda musst du mehr den Hacker-Stil fahren, bei der Yamaha ist ein runderer Fahrstil mit mehr Kurvenspeed gefragt.
Ich habe vor zwei Wochen beim ersten Test in Malaysia keine grösseren Probleme gehabt... Wir haben auch nie den härteren Vorderreifen verwenden müssen, was bei Honda bei so heissen Temperaturen oft der Fall war.
Es schaut momentan so aus, als wäre die Yamaha Vorderrad-freundlicher.
Es kann trotzdem mal ein Sturz passieren. Aber mein bisheriges Gefühl ist gut. Wir dürfen uns jedoch nicht einbilden, dass ich deswegen in diesem Jahr mit null Stürzen über die Runden komme. Das hat noch keiner geschafft.

Dein Elektronik-Ingenieur Dirk Debus hat dir nach zwei Tagen in Sepang ein paar Hinweise gegeben und aufgezeigt, in welchen Kurven du noch mehr pushen kannst.

Ja, das war ganz interessant, als wir das durchgegangen sind. Denn ich bin mit der Honda in drei Jahren in Sepang genau 26 Tage gefahren, das sind unendlich viele Runden. Jetzt sind ein paar Stellen dabei, wo ich merke, dass ich dort mit der Yamaha deutlich mehr pushen kann. Dirk hat mir das mit Hilfe der Daten einmal gezeigt. Ich habe dann gesagt, das probiere ich am dritten Tag. Das war ein super Anhaltspunkt für mich, weil ich wusste, ich kann dort mehr tun.
Von der Honda war ich zum Beispiel gewöhnt, dass ich beim Wechsel von links auf rechts die zweite Kurve besser vorbereiten muss. Mit der Yamaha kann ich dort eine andere Linie fahren, deshalb bin ich dort schneller.
Ich habe die Vorschläge von Dirk am dritten und letzten Tag gut umsetzen können, aber noch nicht zu 100 Prozent.
Meine schnellste Runde mit der Honda war 2014 beim ersten Sepang-Test 2:00,112 min. Aleix war damals mit 1:59,998 min Vierter.
2014 war der Open-Hinterreifen allerdings noch eine Stufe weicher als heute...

Ihr habt beim ersten Sepang-Test noch keine Long-runs gemacht. Das steht jetzt ab Montag auf dem Programm?

Ja, ich werde sicher mal eine Rennsimulation machen. Ausserdem werden wir vielleicht unseren härteren Hinterreifen noch ausgiebiger testen. Wir haben ihn zwar bereits probiert, er hat ganz gut funktioniert. Aber bisher war mir der weiche Hinterreifen lieber.

Wie fühlst du dich konditionell?

Gut, ich werde da jedes Jahr besser, ich bin auf einem guten Level, weil ich langsam älter werde und mehr Kraft krieg'. Ich bin kein so kleiner Bub mehr. (Er schmunzelt).

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