MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Pit Beirer (KTM): «Stefan Bradl wäre ein Wunschthema»

Von Günther Wiesinger
Im Oktober soll die neue MotoGP-KTM RC16 erstmals auf einer Rennstrecke getestet werden. Pit Beirer hält für 2016 nach einem Testfahrer Ausschau und nach einem Rennfahrer für 2017.

In der ständig wachsenden KTM-Rennabteilung in Munderfing/Oberösterreich wird emsig am neuen MotoGP-Projekt gearbeitet, die ersten Prüfstandtests mit dem RC16-Motor sind nach wie vor für Mai vorgesehen, das erste Roll-out ist für Oktober geplant. KTM setzt wie in der Moto3-WM auf das Konzept eines Gitterrohrstahlrahmens, sämtliche Kontrahenten sind mit Alu-Chassis unterwegs.

Und KTM will die zum Konzern gehörene Firma WP Suspension (Vordergabel, Federbein) in die MotoGP-WM bringen

Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM, hat erste abklärende Gespräche mit potenziellen MotoGP-Teams wie Aspar-Honda, Avintia-Ducati, Forward-Yamaha und Marc VDS-Honda geführt, die die Renneinsätze 2017 leiten könnten – als Semi-Werksteam nach dem Muster von Aki Ajo in der Moto3-WM.

Auch wenn die erwähnten Rennställe momentan alle mit Herstellern wie Honda, Ducati oder Yamaha liiert sind, so birgt ein Wechsel zu KTM gewisse Reize.

Erstens möchte jedes aufstrebende und ehrgeizige Kundenteam eines Tages ein Werksteam bilden, ausserdem sollen die existierenden Hersteller Honda, Yamaha, Suzuki, Ducati und Aprilia für 2017 überredet werden, maximal je vier Motorräder in die WM zu schicken, das wären 20, dazu kämen 2017 zwei KTM – und 22 Bikes sind die Wunschanzahl von Dorna, Teamvereinigung IRTA und Michelin. Das heisst: Honda muss die Anzahl der Bikes (jetzt acht) deutlich verringern.

Und Yamaha und Ducati werden maximal zwei Teams und vier Fahrer mit den neuesten Maschinen ausstatten, momentan fahren bei Ducati Pramac und Avintia mit Vorjahres-Material. Erstens betragen die Leasingkosten bei aktuellen Bikes rund 3 Mio Euro, das kann sich kaum ein Team leisten, zweitens hat Ducati nicht die Kapazitäten, um sechs Fahrer mit dem neuesten Material zu versorgen, Yamaha auch nicht. Ausserdem wollen Sponsoren wie Repsol und Movisdtar in ihreren Werksteams einen gewissen Technologie-Vorsprung sehen...

Da immer mehr Kundenteams (Cardion, NGM Mobile und Drive M7 sind als Hauptsponsoren ausgestiegen, CWM steht auf wackligen Beinen) Mühe bei der Sponsorensuche haben und ihre Budgets kaum sichern können, haben Teams wie Aspar-Honda starkes Interesse an einem langfristigen Deal mit einem finanzkräftigen und expansiven Werk wie KTM, das die Entwicklungskosten übernimmt und vielleicht sogar das Material für einen Topfahrer kostenlos liefert.

«Es besteht Interesse von allen erwähnten Privatteams, die für 2017 nicht an einen Hersteller gebunden sind», räumte Pit Beirer gegenüber SPEEDWEEK.com ein.

KTM schliesst vorläufig den Einstieg mit einem eigenen Werksteam nicht aus. Nicht nur deshalb hat Pit Beirer vorläufig bei der Partnersuche keine Eile. «Bevor wir intensiv mit den Teams verhandeln, möchte ich Fakten in der Hand haben, das Motorrad muss greifbar sein. Ausserdem muss zuerst unsere Mannschaft zu 100 Prozent stehen. Ich möchte zuerst festlegen, wer von unserer Mannschaft fix im Team und am Rennplatz dabei sein wird. Dann machen wir den nächsten Schritt», kündigte Beirer an.

Der KTM-Rennchef macht sich auch Gedanken über einen schnellen Testfahrer mit MotoGP-Erfahrung für 2016.

Aber auch in dieser Hinsicht will KTM nichts überstürzen.

Pit, könnte Stefan Bradl bei den Überlegungen für die WM 2017 eine Rolle spielen? Oder wäre es sogar vorstellbar, ihn für 2016 als Testfahrer unter Vertrag zu nehmen?

Stefan wäre für uns als Fahrer sicher ein Wunschthema. Ein Team mit einen deutschsprachigen MotoGP-Fahrer zustande zu bekommen, das wäre reizvoll.
Aber momentan gibt es da keine Verbindungen. Der Stefan muss zuerst einmal in seinem neuen Team einen Neustart hinlegen und auf die Geschwindigkeit kommen, wie er sich das wünscht. Und wir haben noch viele Hausaufgaben zu machen.

Du hast einmal erwähnt, wenn Stefan Bradl zu KTM zurückkäme, würde sich ein Kreis schliessen. Denn er hat seine WM-Karriere in der 125er-WM bei euch begonnen.

Ja, natürlich, wir haben mit Stefan in sehr jungen Jahren gemeinsam Erfolg gehabt. Dann haben sich die Wege leider getrennt. Das war nicht nur angenehm für alle Beteiligten.
Ich persönlich und einige andere KTM-Leute haben es aber über all die Jahre hinweg geschafft, zu Stefan guten Kontakt zu pflegen. Wir haben uns über seine Erfolge gefreut, wir haben uns gefreut über seinen WM-Titel. Es freut uns auch, wenn er in der MotoGP-WM die deutsche Flagge hochhält.

Randy de Puniet bestritt die MotoGP-WM 2013 auf einer ART-Aprilia im Aspar-Team und war nebenbei Testfahrer bei Suzuki.

Wir können uns den Testfahrer momentan nicht aussuchen. Momentan ist das für Stefan kein Thema und für uns kein Thema.
?Die Fahrer, die 2016 einen Job in einem Team haben, können nicht für uns Testfahrer spielen.
Aber ich bin überzeugt, wir werden für 2016 einen geeigneten Testfahrer finden. Momentan haben alle Beteiligten für 2015 und 2016 genügend andere Hausaufgaben zu erledigen.

Wenn KTM für 2016 ein paar Wildcard-Einsätze in Aussicht stellen kann, wird sich vielleicht eher ein Fahrer wie Bradl überzeugen lassen? Oder sind Wildcards 2016 noch eine Illusion?

Das ist keine Illusion, sondern es steht nicht auf unserer Agenda. Das ist nicht wirklich sinnvoll. Weil der Zeitplan in der kurzen Zeit, seit wir uns zum Einstieg 2017 entschieden haben, sehr eng ist. 2017 Rennen zu fahren, ist ein sehr hoch gegriffenes Ziel.
Wir würden uns alle wünschen, schon 2016 Rennen fahren zu können. Aber der Zeitplan gibt das nicht her.
Deshalb werden wir uns die Zeit nehmen müssen, erst 2017 bei den Rennen anzutreten. Das wird eng genug. Wir haben uns geoutet und angekündigt, dass wir 2017 in Katar am Start stehen werden. Aber das heisst nicht, dass wir 2016 schon mit Wildcards an MotoGP-Rennen teilnehmen werden.
Wir werden jeden Tag brauchen, um für Katar 2017 bereit zu sein.

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