Viñales und Miller: Teil 2 des Rookie-Interviews
Wie ähnlich oder unterschiedlich sind zwei Jungs, die in komplett unterschiedlichen Umgebungen aufwuchsen, aber durch dasselbe Hobby vereint wurden? Fast 20.000 Kilometer trennen die Gegenden in den zwei der vielversprechendsten Talente der MotoGP-Szene aufwuchsen: Spanien und Australien.
Mittlerweile teilen sich die MotoGP-Rookies Maverick Viñales (Suzuki) und Jack Miller (Open-Honda) nicht nur den Beruf, sondern auch Manager Aki Ajo und an den Rennwochenenden sogar ein Motorhome.
Was seht ihr, wenn ihr in den Spiegel blickt? Was würdet ihr an eurer Persönlichkeit gerne ändern?
Miller: «Ok, es geht nicht um das Aussehen, aber scheiß drauf: Ich bin hässlich. Gott sei Dank bin ich ein Motorradfahrer. Ich habe Glück, dass man ein Bike mit Helm fährt. Ernsthaft, es gibt nicht viele Dinge, die ich an mir ändern würde. Ich bin ziemlich zufrieden. Ich mag mein Leben... Ich glaube, dass ich immer versuche, ein guter Mensch zu sein und meiner Familie nah bin.»
Viñales: «Vielleicht hätte ich gerne weniger Konkurrenzdenken. Manchmal ist das sehr anstrengend und macht mich stur. Doch es hat auch seine gute Seite, denn ich wäre wahrscheinlich nicht hier, wenn ich diese Eigenschaft nicht hätte.»
Der Rennsport war auch für euch anfangs ein Hobby. Doch nun seid ihr in der MotoGP-Klasse. Ist es nun zu hundert Prozent ein Job?
Miller: «Es ist zu hundert Prozent ein Job. Die Rennen sind nur ein Teil davon. Es gibt andere Dinge, wie mit Druck umgehen, das Training und alles um uns herum. Man muss als Person sehr neutral sein. Es ist ein hundertprozentiger Job. Wenn man mental schwach ist, dann kann man diese Arbeit nicht leisten.»
Viñales: «Für mich ist es eine Mischung. Ich arbeite in dem Bereich, den ich am meisten liebe und werde dafür bezahlt. Am Ende muss man jedoch so professionell wie möglich sein und trotzdem seine Zeit genießen. Wenn man keinen Spaß hat, dann kann man seinen Job nicht richtig machen.»
Wie sieht eure bevorzugte Trainingsroutine aus?
Miller: «Motocross und andere Bikes fahren. Wenn ich alles absagen könnte, um jeden Tag auf einem Motorrad zu sitzen, wäre ich sehr glücklich. Doch ich habe nicht das Geld, um jeden Tag neue Reifen zu montieren.»
Viñales: «Ich mache ein bisschen von allem, aber ich mag Radfahren am liebsten. Doch ich laufe auch gerne in der Natur. Das wahrscheinlich ‹Schlimmste› für mich ist das Fitnessstudio.»
Was denkst du über Maverick beziehungsweise Jack?
Miller: «Er ist ein guter Typ. Er ist ruhig, behält viel für sich – im Gegensatz zu mir. Er ist stark und sehr talentiert. Ich mag ihn sehr, er ähnelt mir, denn er nimmt alles mit einem Motor und fährt es.»
Viñales: «Ich denke, er ist ein talentierter Junge, aber alles passierte bei ihm zu schnell.»
Hatte es der jeweils andere einfacher oder schwerer, um hierher zu kommen?
Miller: «Ich hatte Glück, dass meine Eltern schon vor dem Rennsport Geld hatten. Das war aber vor der Krise. Die Häuser meiner Familie sind noch immer mit Hypotheken belegt. Es wird noch einige Zeit dauern, das zurückzuzahlen. Als ich in die Weltmeisterschaft kam, hatte ich ein schlechtes Team. Wir haben viel Geld für nichts bezahlt. Am Ende fragte ich mich, ob ich mit dem Rennsport weitermachen sollte. Doch meine Eltern sagten: ‹Wir pushen noch ein Jahr.› Ohne meine Familie und Verwandte wie meinen Onkel, hätte ich es nie geschafft, da wir am Ende des ersten Jahres kein Geld mehr hatten. Im nächsten Jahr war ich Siebter in der Gesamtwertung, was ein großer Schritt war. Das Jahr darauf mussten meine Eltern nichts mehr zahlen. Ich verdiente selbst etwas, dann hatten wir Glück, dass diese Möglichkeit auftauchte.
Viñales: Er hat den Vorteil, einen australischen Pass zu haben. Ich denke, dass er es als Spanier viel schwerer gehabt hätte. Er fuhr in Teams, in denen er sein Potenzial nicht zeigen konnte. Er hatte Glück, dass er in Akis Team kam, wo er es dann zeigen konnte.