Weltmeister Jorge Lorenzo: Ein Sieg des Willens
Die Saison 2015 ist zu Ende. Der neue Weltmeister heißt Jorge Lorenzo. Obwohl ein zehnter Titelgewinn von Altmeister Valentino Rossi ein großer Gewinn für den 36-Jährigen und die MotoGP-WM gewesen wäre, ist Lorenzo sicher ein verdienter Weltmeister. In diesem Jahr war der 28-Jährige der schnellste Mann auf zwei Rädern.
Lorenzo gewann 2015 sieben Rennen und sammelte fünf Punkte mehr als Rossi. Übrigens: Lorenzo wäre auch Weltmeister, wenn ihn Marc Márquez besiegt hätte, denn bei Punktegleichstand zählt die Anzahl der Siege.
Vier Lorenzo-Doppelgänger empfingen den Weltmeister im Kiesbett neben der Strecke. Jeder von ihnen symbolisierte einen der vier bisherigen WM-Titel des Spaniers. Die Doppelgänger trugen exakte Nachbildungen der Lederkombis aus Lorenzos Weltmeister-Jahren.
2006 und 2007 holte Lorenzo den Titel in der 250-ccm-Klasse, 2010 und 2012 war er bereits Weltmeister in der Königsklasse. Nun darf er seinen fünften WM-Titel feiern.
Im Parc Fermé vergrub sich der überglückliche Jorge Lorenzo in den Armen seiner Crew und kniete im Anschluss vor den Fotografen nieder.
In Valencia gelang Lorenzo ein Sieg des Willens, wie er beschreib: «Es lastete großer Druck auf mir, der Hinterreifen war komplett zerstört. Um ehrlich zu sein, sah ich auf der Geraden gar nichts. Auch mein Boxenschild sah ich nicht, nicht wie viele Runden es noch sind. Ich versuchte einfach, mich ganz auf mich zu fokussieren. Ich muss mich voll konzentrieren. Nun bin ich fünffacher Weltmeister. Yamaha baute ein sehr gutes Bike und mein Team arbeitete perfekt. Ich bin sehr stolz und froh über diesem WM-Erfolg für Spanien.»
Marc Márquez plante einen finalen Angriff auf Lorenzo, doch sein Repsol-Honda-Teamkollege Dani Pedrosa kam ihm dazwischen. «Jorge pushte von Anfang an sehr hart. Ich war über dem Limit. In der Runde, als sich Dani wegen der Reifen etwas zurückfallen ließ, pushte ich hart. Ich bereitete eine Attacke für die letzten beiden Runden vor, doch dann schnappte mich Dani und so verloren wir Zeit. Ich wollte Jorge noch schnappen, aber das Risiko war sehr hoch. Mein Vorderrad drohte einzuklappen. Es war nicht der perfekte Abschluss für diese Saison, doch im nächsten Jahr wollen wir wieder um den Titel kämpfen.»
Dani Pedrosa griff Márquez an, überholte, doch er musste sich am Ende mit Platz 3 zufriedengeben. «Ich fühlte mich vor allem am Anfang des Rennens nicht wohl und verlor etwas Zeit. Zur Rennmitte kam ich wieder näher, aber ich hatte noch immer nicht das beste Gefühl für die Front. Ich versuchte, die Lücke klein zu halten und den Reifen zu schonen. Ich wusste, dass ich am Ende nochmal pushen kann. Ich holte wieder auf. In der letzten Runde habe ich versucht, Marc zu überholen. Aber ich machte einen Fehler beim Schalten und konnte ihn am Ende nicht mehr schnappen. Trotzdem bin ich zufrieden, denn nach allen Problemen in diesem Jahr stehe ich wieder hier.»
Lorenzo ist erst der dritte Fahrer nach Wayne Rainey 1992 und Nicky Hayden 2006, der im letzten Rennen einen Punkterückstand aufholen und sich zum Weltmeister krönen konnte.