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Stefan Bradl: «Es ist allerhöchste Eisenbahn»

Von Günther Wiesinger
Das Aprilia-Werksteam setzt beim Sepang-Test von 1. bis 3. Februar noch die letztjährigen Motorräder ein. Stefan Bradl erklärt im Interview mit SPEEDWEEK.com, worin die Vor- und Nachteile dieser Vorgehensweise liegen.

Nächste Woche finden in Sepang/Malaysia von 1. bis 3. Februar (Montag bis Mittwoch) die ersten MotoGP-Wintertestfahrten in diesem Jahr statt, es werden alle Teams und Fahrer dabei sein, nur die Teilnahme von Iodaracing ist weiter fraglich.

Das Aprilia Racing Team Gresini wird Alvaro Bautista und Stefan Bradl in Sepang noch mit den letztjährigen Werksmotorrädern fahren lassen.

Im Interview mit SPEEDWEEK.com nimmt Aprilia-Werkspilot Stefan Bradl zur aktuellen Situation Stellung.

Stefan, wie sehr stört dich die Tatsache, dass die 2016-Maschine noch nicht startklar ist? Ist das ein erheblicher Nachteil im Hinblick auf die Saisonvorbereitung?

(Er seufzt). Ich habe es mir anders vorgestellt, wenn ich ehrlich bin. Es ist klar, dass ich mich auf das neue Motorrad gefreut habe.
Der ursprüngliche Plan war, dass wir in Sepang jeder ein altes und ein neues Motorrad bekommen und Vergleiche machen.
Ja mei, aber vielleicht darf man das nicht so negativ sehen. Vor allem, wenn wir zuerst einmal den Winterrost wegfahren und dann wieder auf Tempo kommen...
Aber es wäre auch nützlich gewesen, jetzt schon neue Infos mit dem neuen Motorrad sammeln zu können. Der erste Eindruck ist immer interessant, da ist jeder neugierig und aufgeregt, alle Ingenieure und Techniker sehnen sich nach dem ersten Roll-out. Das haben wir halt jetzt verschoben.
Aber das muss jetzt nicht unbedingt schlecht sein, weil jetzt Ducati in den letzten Jahren auch nicht immer mit dem neuen Motorrad fertig war. Und bei Honda hatte das Werksteam 2015 in Sepang auch noch drei unterschiedliche Chassis zum Aussortieren.

Die neue Aprilia soll 10 kg leichter sein als das letztjährige Laboratory Bike. Und der neue V4-Motor mit der gegenläufigen Kurbelwelle läuft seit Ende November auf dem Prüfstand. Hast du dazu nähere Informationen?

Nein. Ich habe keine detaillierten Infos. Ich weiss nur, dass sie Tag und Nacht am Werkeln sind.
Ich habe dann von Romano Albesiano die Information bekommen, dass statt des Australien-Tests in der zweiten Februar-Hälfte ein privater Test in Katar eingeschoben wird. Aber das war von Aprilia von vornherein so geplant.
Weitere technische Details weiss ich nicht. Ich habe auch noch keine Fotos gesehen vom neuen Motor oder vom neuen Bike. Aprlia hält sich noch bedeckt.
In drei oder vier Wochen werde ich das neue Motorrad in Katar sehen. Das kann ich erwarten. Aber es wird jetzt schön langsam Zeit...

Die Konkurrenz wird beim Sepang-Test überwiegend mit den 2016-Motorrädern antreten. Nur bei Ducati haben drei Teams altes Material. Nämlich Pramac, Avintia und Aspar-Martinez. Welche Ziele setzt du dir in dieser Situation für das erste Teststelldichein in Malaysia?

Die Ziele sind jetzt nicht riesengross. Wir werden dort hinfahren und schauen, dass wir die Einheits-Elektronik von Marelli zum Arbeiten bringen. Das hat absolute Priorität. Wir müssen danach trachten, Vertrauen zur ECU aufbauen zu können und ordentliche Runden zusammenzubringen.
Wie gesagt: Wir wollen einige Long-runs fahren, um meine Schwäche in der zweiten Rennhälfte zu bekämpfen.
Es wird auch darum gehen, ein Gefühl mit den neuen Vorderreifen von Michelin zu bekommen. Da muss das Vertrauen noch besser werden.
Am Chassis-Setting und so weiter werden wir nicht viel arbeiten müssen, denn das neue Motorrad wird sich dann wieder anders verhalten. Somit wird das Gefühl für den Vorderreifen wieder ein anderes sein.
Darum wird es für Sepang mein vorrangiges Ziel sein, die Elektronik so hinzukriegen, dass sie passt.

Ein Vorteil beim Einsatz des 2015-Motorrads kann sein, dass ihr die Elektronik besser mit den Daten der APX-Elektronik im Oktober vergleichen könnt. Du warst damals im Qualifying an 14. Stelle, im Rennen Zehnter.

Richtig, ja. Wir sind beim Valencia-Test mit der neuen ECU von Marelli rund eine Sekunde langsamer gewesen als mit der APX-Software von Aprilia. Aber wir haben dort mit der Marelli bei weitem nicht so viele Runden gedreht. Das werden wir jetzt in Malaysia auf alle Fälle nachholen. Wir werden uns dort ausschliesslich auf die Marelli-ECU konzentrieren, um auf das Level zu kommen, auf dem wir mit der APX beim Grand Prix waren.

Besteht die Hoffnung, dass bei Marelli seit November ein grosser Fortschritt erzielt wurde? Oder wird das Update nur geringfügige Vorteile bringen?

Je mehr Runden wir damit fahren und je mehr Informationen wir damit sammeln, je mehr Zeit wir damit verbringen, desto besser wird das. Davon gehe ich aus.
Wir haben noch nicht so viel Zeit in die Marelli investiert wie andere Hersteller. Deshalb ist es jetzt notwendig und allerhöchste Eisenbahn.

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