Giovanni Cuzari (Forward): Die MotoGP-Illusion lebt
Forward-Racing-Teambesitzer Giovanni Cuzari sorgte vor wenigen Tagen wieder für Medieninteresse, als der «Corriere del Ticino» meldete, seine Firmen Media Action S.A und Forward Racing S.A. würden sich im Tessin in Liquidation befinden, also ihre Geschäftstätigkeit beenden.
Aber das ist kalter Kaffee, denn diese beiden Gesellschaften wurden bereits im Winter 2014/2015 stillgelegt.
Es wurde dann die neue GmbH mit der Bezeichnung Forward Team S.A. gegründet, mit der sämtliche Verträge für 2015 und auch für die Saison 2016 abgeschlossen wurden.
Cuzari bewarb sich beim Katar-GP für den 24. MotoGP-Platz für die Jahre 2017 bis 2021, obwohl er letztes Jahr nach dem GP Deutschland in schwieriges Fahrwasser geriet, 30 Tage in Untersuchungshaft sass und weil von den Tessiner Behörden immer noch wegen des Verdachts auf Geldwäsche und Steuerbetrug gegen ihn ermittelt wird. Nur der Korruptionsvorwurf, Cuzari sollte einen ranghohen Finanzbeamten bestochen haben, wurde fallen gelassen.
Cuzari fehlte beim Argentinien-GP. Seine Tochter Martina, die jetzt das Moto2-Team mit Lorenzo Baldassarri und Rossi-Bruder Luca Marini managt, sprach von «einigen Problemen».
In Texas war Cuzari wieder dabei. Seine Pläne vom Oktober 2015, er werde bei MV Agusta Teamprinzipal für die Werkseinsätze in der Supersport- und Superbike-WM, haben sich zerschlagen. MV Agusta hat selbst schwerwiegende finanzielle Probleme.
Cuzari schmiedet aber weitreichende Pläne. Die Dorna hat ihm im Herbst wegen zahlreicher offener Rechnungen, wegen der strafrechtlich relevanten Vorwürfe und der unliebsamen Medienberichte als Begleiterscheinung die beiden MotoGP-Plätze aberkannt.
«Gio» Cuzari («Ich bin ein Gentleman») ist aber bisher nicht verurteilt worden. Deshalb sieht er sich als rechtmässiger Inhaber des 24. Teamplatzes in der MotoGP und möchte zumindest einen seiner beiden vorjährigen Plätze wieder zurück haben. Am liebsten würde er ein Bündnis mit einem Werk wie KTM, Suzuki oder Aprilia schliessen.
Doch die Dorna sucht neue Bewerber mit langfristiger Perspektive und Stabilität, deshalb wird Forward durch den Rost fallen und Sito Pons den 24. Platz erhalten.
Forward Racing hatte übrigens den aktuellen Moto2-Fahrer Lorenzo Baldassarri als Fahrer für die MotoGP-WM 2017 nominiert und erklärt, das sei mit der VR46-Akademie von Valentino Rossi so abgestimmt.
Doch der neunfache Weltmeister wusste nichts von diesen Forward-Plänen.
Und «Balda» hat in der Moto2-WM noch einiges zu beweisen. Er gilt zwar als hoch talentiert, hat mit seinen erst 19 Jahren aber noch Zeit für den Aufstieg in die Königklasse. Baldassarri war im Vorjahr auf der Forward-Kalex-WM-Neunter (mit Rang 3 in Australien als bisher einzigem Podestplatz), aber nach der Katar-Verletzung (Schulterluxation am Samstag) hat er 2016 erst drei WM-Punkte gesammelt.