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Valentino Rossi: Seine tödlichen Freundschaften

Kolumne von Michael Scott
2017 werden Maverick Viñales und Valentino Rossi Teamkollegen: Der Anfang einer neuen Feindschaft?

2017 werden Maverick Viñales und Valentino Rossi Teamkollegen: Der Anfang einer neuen Feindschaft?

Valentino Rossi hatte im Laufe seiner beeindruckenden Karriere zahlreiche Feinde, mit denen er zunächst eine Freundschaft oder zumindest respektvollen Umgang pflegte. Ist Maverick Viñales sein nächster Erzfeind?

«Sei deinen Freunden nah und deinen Feinden noch näher.» Das Original-Zitat wurde (Dank an Wikipedia) unter anderen Machiavelli zugesprochen, dessen Name ein Synonym für teuflische Manipulation ist.

Sein italienischer Landsmann Valentino Rossi wurde oft als machiavellistisch, also skrupellos, beschrieben, aber wenn man bedenkt, wie schwerwiegend der oben genannte Ausspruch ist, wäre eine derartige Bezeichnung für Rossi unangebracht.

Er ist seinen Freunden nah, das ist sicher. Italienische Journalisten, die ihn gut kennen, sprechen von seinem «magischen Zirkel», in dem er sich wohl und beschützt fühlt. Doch Rossi machte auch nie ein Geheimnis daraus, wer seine Feinde sind. In vielen Fällen waren sie zu Beginn seine Freunde.

Naja, «Freunde». Ein anderer großer italienischer Philosoph, Andrea Dovizioso, antwortete einmal auf meine Frage, ob er seine intensive, aber ohne Zweifel heitere Rivalität mit seinem damaligen Teamkollegen Cal Crutchlow als eine Art der Freundschaft betrachte: «Freundschaft ist ein großes Wort.»

Aus freundlichem Umgang miteinander entstandene Beziehungen gehen nicht notwendigerweise so weit, vor allem nicht, wenn du auf dem obersten Level der Weltmeisterschaft gegeneinander antrittst. Jene, die jedoch den sehr beachtlichen Charme des großen Rossi erlebten, kann vergeben werden, wenn sie dachten, dass es Freundschaft wäre. Sie wurden jedoch schnell desillusioniert, als sie begannen, schneller zu werden, als es dem Italiener gefiel.

Die Liste ehemaliger Kumpel, die überraschend von der vollen Wucht seines ebenfalls beachtlichen Zorns getroffen wurden, schließt einige große Namen ein. Zum Beispiel Sete Gibernau und Marco Melandri. Beide waren überrascht, als sich ihr bester Kumpel plötzlich um 360 Grad drehte. Melandri erzählte mir, dass er leiden musste, nachdem er Rossi 2005 in Assen beinahe besiegt hätte. «Wir haben vorher zusammen nach dem Motocross-Training immer unsere Socken auf dem Heizkörper getrocknet.» Er sah verletzt und verwirrt aus.

Gibernaus Erfahrung war ähnlich. In der einen Woche fuhren sie ferngesteuerte Autos durch eine Hotellobby. Dann wurde Rossis Crew beim Schummeln erwischt, als sie mit dem durchdrehenden Reifen eines Rollers Gummi auf den Asphalt seines Startplatzes in Katar brachten. Rossi beschuldigte Sete, ihn ausspioniert und verraten zu haben. Er schwor nicht nur, nie wieder mit ihm zu sprechen, sondern auch, dass Gibernau ab diesem Zeitpunkt kein Rennen mehr gewinnen würde. Mit der letzteren Vorhersage behielt er Recht.

Max Biaggi hatte zumindest den Vorteil, dass er von Anfang an Rossis Feind war. Wie Max wurden auch Gibernau und Melandri von Rossi gebrochen. Verändert hat sich seitdem nicht viel, außer, dass die heutigen Freunde-dann-Feinde sich nicht so einfach auseinandernehmen lassen. Zum einen sind sie jünger. Und während es großartig ist, dass Rossi noch immer so schnell ist, sind jedoch manche von ihnen schneller. Seht euch den aktuellen Erzfeind Márquez an.

Als er 2013 in die MotoGP-Klasse kam, hatte Rossi gerade die zwei demütigenden Jahre bei Ducati hinter sich gebracht und musste eine untergeordnete Rolle bei Yamaha einnehmen, denn Lorenzo hatte die Oberhand. Rossi freute sich sogar darüber, nur ein einziges Rennen zu gewinnen.

Seine Anerkennung für Márquez’ Leistung, sechs Rennen und den Titel zu gewinnen, wirkte tatsächlich ziemlich von Respekt erfüllt und sicher auch freundschaftlich. Zwei Jahre später änderten sich die Dinge radikal. Rossi war nun selbst ein ernsthafter Titelanwärter und wurde nur knapp von Lorenzo geschlagen. Und er beschuldigte Márquez dafür, dessen Status nun zu dem des persönlichen Erzfeindes wurde.

Niemand könnte Rossis empfindliche Darstellung dessen in Sepang vergessen. Er beharrt noch immer darauf, dass Márquez auf Phillip Island versucht hatte, Lorenzo zu helfen, indem er das Rennen verlangsamte. Am Ende ging er weit und brachte den jungen Herausforderer in Sepang zu Fall. Die darauffolgende Bestrafung war einer der Gründe dafür, warum er den Titel nicht gewinnen konnte.

Rossi hat das ganz sicher nicht vergessen und bezog sich in Silverstone darauf, nachdem sich die beiden Rivalen auf der Strecke einen Kampf geliefert hatten, bei dem ihre Bikes farbige Lackspuren auf der Maschine des jeweils anderen hinterließen. Es war eine andere Art von Kampf, erklärte er, weil: «Wir beide dasselbe Ziel hatten – das Rennen an der Spitze beenden.»

Doch es ging ziemlich brutal zur Sache und zeigte, dass ihr Handschlag während des emotional aufgeladenen Wochenendes in Barcelona, an dem alle von Luis Saloms tragischen Tod aus der Bahn geworfen wurden, eine Lüge war.

Bisher war Rossi auch zum aufstrebenden Maverick Viñales genauso respektvoll wie einst zu Márquez. Sie lachten in Mugello gemeinsam, als der spätere Silverstone-Sieger auf dem zweiten Startplatz landete, nachdem er Rossi gefolgt war. Lorenzo verglich sie mit zwei Schuljungen, die von einander abschrieben.

Auch nach dem Rennen in Silverstone hatte Rossi einen gut gemeinten Witz auf den Lippen, als er erklärte, dass es besser gewesen wäre, wenn Maverick auf die Verfolger gewartet hätte, um einen denkwürdigen Kampf von fünf Fahrern um den Sieg zu zeigen.

Doch wir werden beobachten können, dass die kleinen Neckereien bald scharfzüngiger werden und die Feindschaft intensiver. In den nächsten beiden Jahren werden sie Teamkollegen bei Yamaha sein. Und wenn dieser unglaublich talentierte Youngster schon auf einer Suzuki Rennen gewinnen kann... Stellt euch nur vor, was er mit einer M1 erreichen kann.

Da der Teamkollege immer der erste Fahrer ist, den es zu schlagen gilt, wird Valentino das nicht gefallen.

Für die abschließenden Gedanken gehen wir zurück zu Machiavelli. «Es ist besser», sagte er, «gefürchtet statt geliebt zu werden, wenn nicht beides möglich ist.» Rossi hat das Letztere bei der allgemeinen Öffentlichkeit erreicht. Doch Maverick macht den Eindruck, dass es ihn nicht stören würde, beides zu sein.

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