Mallory Dobbs (USA) kam übers Pferd zum Motorrad
Mallory Dobbs: An Motivation mangelt es der US-Amerikanerin nicht
Hierzulande war Mallory Dobbs bis zu ihrem Einstieg in die neue Frauen-Weltmeisterschaft gänzlich unbekannt. Das war verständlich, denn das Leben der US-Amerikanerin spielte sich bisher ausschließlich in Nord- und Mittelamerika ab. Für den Cremona-Test im Mai reiste sie erstmals nach Europa. Damit ist auch klar, dass Dobbs keine einzige der Rennstrecken im Kalender der WorldWCR kannte und damit einen großen Nachteil hat.
Außerdem begann die Motorradkarriere der 30-Jährigen erst spät. «Bis zu meinem 22. Lebensjahr bin ich nicht Motorrad gefahren. Offen gestanden hatte ich die längste Zeit Angst vor dem Gedanken, mit dem Motorrad auf der Straße zu fahren. Ich erinnere mich daran, dass mein damaliger Freund mit einer CBR600 bei mir auftauchte. Ich fuhr ein paar Monate als Sozia mit, dann beschloss ich, dass ich viel lieber mein eigenes Motorrad hätte – es war eine Yamaha R6 von 2007, die ich 2016 kaufte. Zuerst hatte ich Angst und bin nur in der Stadt herumgefahren.»
Angst wich schnell dem Respekt und der Euphorie. «Sechs Monate später begann ich mit dem Rennsport auf Amateurebene. Mein erstes Rennmotorrad kaufte ich 2017 – eine R6 von 2003», erzählte Dobbs, die sich fortan bei Clubrennen einen Namen machte. «Im Jahr 2018 wurde ich Gesamtzweite in der Novice 600-Klasse und gewann im Laufe der Jahre verschiedene Frauenmeisterschaften. 2021 beschloss ich, ernsthaft Zeit und Mühe zu investieren. Ich lernte Jason Pridmore kennen und wurde von ihm gecoacht, um mich auf mein Debüt in der MotoAmerica vorzubereiten. Ich kaufte mir eine brandneue ZX-6R und wurde Dritte in allen 600er-Klassen, in denen ich in diesem Jahr antrat. Im Jahr 2022 bestritt ich meine ersten beiden professionellen Supersport-Events der MotoAmerica in The Ridge und in Laguna Seca. Diese beiden Rennen waren ziemlich erfolgreich und ich beschloss, 2023 eine ganze Saison zu fahren. Ich beendete die Saison als Gesamtsiebte.»
Dobbs hatte in Teenagerzeiten ein klischeehaftes Mädchenhobby, was sie aber professionell ausübte. «Ich bin damit aufgewachsen, Pferde auf Weltniveau in Wettbewerben zu präsentieren. Mein erstes Pferd bekam ich mit elf Jahren und das habe ich immer noch. Gelegentlich reite ich noch heute», verriet die aus Olympia im Bundesstaat Washington stammende Amerikanerin. «Mit Motorradrennen habe ich aus Spaß angefangen und dann gemerkt, dass ich sehen wollte, wie weit ich es damit bringen kann. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich einmal auf Weltniveau Rennen fahren würde.»
Übrigens: Im Hauptberuf ist Dobbs Bauingenieurin!
Sportlich erreichte Dobbs im zweiten Lauf in Portimão als Neunte ihr bestes Finish, in der Gesamtwertung jedoch nur Rang 20. Die 30-Jährige ist eine der Teilnehmerinnen, denen man eine große Verbesserung in einer zweiten Saison zutraut.