Jonathan Rea: Zusammenbruch wegen Sorgen ums Baby
Jonathan Rea mit seinem jüngeren Sohn
Der Stand in der Gesamtwertung spricht für Jonathan Rea. Der Nordire führt vor den Rennen in Jerez mit 426 Punkten souverän vor Tom Sykes mit 378. Der Drittplatzierte Chaz Davies (Ducati) hat nur noch rechnerische Chancen auf den WM-Titel. Wenn Rea nach Jerez 50 oder mehr Punkte Vorsprung auf Sykes hat, ist der 29-Jährige aus Ballymena zum zweiten Mal Superbike-Weltmeister.
Wie schwierig die laufende Saison besonders zu Beginn für ihn war, schilderte Rea SPEEDWEEK.com in erfrischend offenen und emotionalen Worten.
Johnny, solltest du deinen Titel wiederholen: Ist es einfacher zum ersten Mal Weltmeister zu werden oder die Nummer 1 zu verteidigen?
Ich habe es noch nicht geschafft, also kann ich nichts dazu sagen.
Dieses Jahr ist viel schwieriger für mich, aus verschiedenen Gründen. Das Motorrad ist neu, wir hatten in Rennen Probleme, die wir letztes Jahr nicht hatten – mit dem Getriebe und der Motorbremse. Ich verlor einige gute Resultate wegen technischer Probleme.
Die letzte Saison war perfekt, ich hatte bis zum letzten Rennen in Katar keine Probleme, da hatte ich meinen ersten Ausfall.
Die Aufgaben dieses Jahr sind deutlich schwieriger. Meine Resultate letztes Jahr haben auch meinem Teamkollegen geholfen, er fährt jetzt sehr stark. Der Wettbewerb mit Sykes und Chaz Davies wurde härter.
Vor dem ersten Rennen auf Phillip Island war mir nicht klar, wo ich mental stehe. Mein jüngster Sohn hatte große gesundheitliche Probleme, er schlief nicht, es war ein Desaster. In Australien habe ich an einem Tag geweint, es war alles zu viel für mich. Die Saison ging los, mein Sohn war die ganze Zeit krank und niemand wusste, was ihm fehlt. Seither geht es ihm langsam immer besser, seit der Sommerpause schläft er perfekt, auch ich schlafe wieder wie ein Baby.
Vor der Saison waren wir mehrmals in Barcelona im Krankenhaus, das Team erzählte den Ärzten, dass ich nicht schlafe. Ich stritt das ab. Es ist nicht so, dass ich schlecht vorbereitet war für die Saison, das Leben zuhause war aber anstrengend. Ich sagte damals zu meiner Frau, dass es ein Wunder ist, wenn ich diese Saison gute Leistungen zeigen kann.
Es gibt nur drei Fahrer, die zwei WM-Titel in Folge gewannen: Fred Merkel, Doug Polen und Carl Fogarty. Das ist speziell.
Das ist so, davon träumt jeder Fahrer. Auch jene, die keine so guten Ergebnisse haben. Ich kann mich unglaublich glücklich schätzen, dass ich in dieser Situation bin. Ich habe ein paar Punkte Vorsprung, genieße meine Zeit auf der Rennstrecke, darf das Ziel aber nicht aus den Augen verlieren. Ich mache mir keine Illusionen, es wird schwer. Manchmal hat man Scheißtage. Aber genau das macht echte Racer aus: Sie stehen auf und fahren tags darauf wieder an der Spitze.