MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Randy Krummenachers Abrechnung mit dem MotoGP-Paddock

Von Ivo Schützbach
Randy Krummenacher hat vom Business in MotoGP die Nase voll

Randy Krummenacher hat vom Business in MotoGP die Nase voll

2017 fährt der Schweizer Randy Krummenacher im Team Puccetti Kawasaki Superbike-Weltmeisterschaft. SPEEDWEEK.com erklärte er, was im GP-Paddock schief läuft und was nach dem Rücktritt von Valentino Rossi passiert.

Seit Mitte September ist klar: Nach nur einer Saison in der Supersport-Klasse wird Randy Krummenacher (26) von der 600er auf die 1000er umsteigen und nächstes Jahr Superbike-WM fahren.

SPEEDWEEK.com traf sich mit dem Zweiten der Supersport-WM zum Interview.

Warum glaubst du, dass Superbike das Richtige für dich ist?

Ich bin nicht der Leichteste, ich kann nicht leichter sein, weil ich 1,80 Meter groß bin. Ich bin fitnessmäßig recht parat, habe Kraft, bei den Superbikes mit zwei Rennen kann ich das einsetzen.

Mehr Leistung ist auch brutal motivierend für mich. Ich bin jetzt dann ein paar Jahre 600er gefahren, mehr Dampf fasziniert mich.

Gibt es in der Superbike-WM Leute, von denen du beeindruckt bist?

Ich bin ein Fan von Jonathan Rea, wie er fährt ist speziell. Es ist schön, ihm zuzuschauen. In Jerez haben wir letzten Winter zusammen getestet. Als er mich mit dem Superbike überholt hat dachte ich mir, wow, Scheiße, der fährt unglaublich.

Alle reden davon, dass wir die besten Fahrer der Welt in MotoGP sehen – auf die Top-5 dort mag das zutreffen. Von diesen abgesehen schenkt sich das zwischen den besten Superbike-Piloten und dem Rest in MotoGP aber nicht viel, oder?

Das sehe ich auch so.

Sollte deine Superbike-Karriere erfolgreich verlaufen: Könntest du dir MotoGP vorstellen? Oder bist du dann bereits zu alt?

Dieses Thema lasse ich offen. Wenn es mal eine Chance gibt, die ich ergreifen muss, dann schaue ich mir das an.

Aber mein Herz schlägt für Superbike, ich bin ein Superbiker, ich sehe mich auf einem Superbike.

Ich will das jetzt nicht negativ sagen, ich habe im Grand-Prix-Zirkus viel gelernt und bin sehr dankbar, dass ich dort sein durfte. Aber ich bin mit dem Grand Prix fertig, das Business dort habe ich überhaupt nicht gern.

Kannst du dir erklären, weshalb sich der GP-Zirkus bis auf Ausnahmen die Fahrer aus dem eigenen Fahrerlager rekrutiert und sie sich über das Superbike-Paddock überwiegend abschätzig äußern?

Im Grand Prix denken alle, dass sie die Besten sind. Wenn du aber mal Moto2 auseinandernimmst, dann sind die Hälfte der Teams dort weniger professionell als ein Supersport-Team, das in die Top-5 fährt. Das muss ich ganz ehrlich so sagen. Von wegen Grand Prix – sie reiten auf einem sehr hohen Ross. Die Arroganz und das politische Business, ich glaube, das ist auf Dauer nicht gut. Wenn Valentino Rossi den Helm an den Nagel hängt, dann kommen sie auf die Welt.

Ich hoffe schwer, dass Superbike wächst und wir das Medien- und Zuschauerinteresse bekommen, welches wir verdienen. Superbike und Supersport, das ist das richtige Racing. Budget und Rundenzeiten liegen in der Balance. Im Grand Prix ist überhaupt nichts in der Balance.

Alles kostet Faktor 10 für ein paar Sekunden. Das Kawasaki-Werksteam in der Superbike-WM reist mit vier Flightcases, HRC in MotoGP braucht 40.

In Jerez fuhren die Superbikes schon schneller, ein solches Bike kostet 100.000 Euro. Eine MotoGP-Maschine eine Million – Leasing wohlgemerkt.

Nächstes Jahr sehen wir in der Superbike-WM zwei permanente Schweizer und zwei Deutsche, das gab es noch nie. Wo siehst du dich im Vergleich mit Dominic Schmitter, Markus Reiterberger und Stefan Bradl?

Das ist schwierig zu sagen, ich habe mir noch keine Gedanken gemacht. Bradl saß noch nie auf der Fireblade, ich saß noch nie auf der Kawa.

Die Voraussetzungen sind grundlegend verschieden: Du wirst auf einer guten Kawasaki sitzen, Bradl ist bei Honda in einem der besten Teams, Reiti hat bei Althea feinstes BMW-Material und Schmitter fährt bei Grillini für eines der kleinsten Teams im Fahrerlager. Werden wir euch vier immer in der gleichen Reihenfolge sehen?

Nächstes Jahr sind einige starke Fahrer in der Superbike-WM, die Leistungsdichte wird sehr hoch sein. Das technische Reglement wird noch einmal seriennäher, die Satellitenbikes werden den Werksteams sehr nahe sein. Je nach den Verhältnissen kann es Veränderungen in der Reihenfolge geben.

Dein Teamchef hat als Order ausgegeben, dass er ab Saisonmitte Plätze in den Top-5 erwartet. Ist das nicht zu hoch gegriffen?

Als wir miteinander geredet haben sagte er mir, dass wir aufbauen und Ende des Jahres in die Top-5 fahren müssen. Das ist, was er denkt. Ich denke nicht so weit, kann aber gut damit umgehen, wenn er das sagt. Ich nehme es Schritt für Schritt. Um so ein Ziel zu erreichen, muss ich erst mal Ende November nach Jerez gehen und ein paar Runden abspulen. Wenn alles aufgeht, bin ich glücklich. Ich gehe aber nicht zum ersten Rennen und sage, dass ich in Laguna Seca in die Top-5 fahre. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit, ich habe viel zu lernen und viel an mir zu arbeiten, dazu einige neue Leute im Team. Darauf konzentriere ich mich. Dann kommen auch diese Resultate.

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