Exklusiv: Der BMW-Rennchef über den Milwaukee-Abgang
BMW-Rennchef Berthold Hauser
Hinter Kawasaki, Ducati und Honda ist BMW derzeit die vierte Kraft in der Superbike-WM – Yamaha, Aprilia und MV Agusta liegen hinter den Bayern.
Für 2017 sind bislang nur zwei BMW S1000RR in der Startaufstellung fix: Markus Reiterberger und Jordi Torres im Althea-Team. Die Milwaukee-Truppe wechselt zu Aprilia.
IodaRacing hat sich bei BMW zwar nach Preisen und Unterstützung erkundigt, darüber hinaus passierte bislang aber nichts.
SPEEDWEEK.com setzte sich mit BMW-Rennchef Berthold Hauser zusammen und sprach über den Effekt des Milwaukee-Wechsels.
Hat es eine Auswirkung auf eure Strategie oder euer Engagement, wenn ihr in der Superbike-WM ein Kundenteam wie Milwaukee verliert?
Null. Das sind Privatteams, die bei uns anfragen für ihr individuelles Paket, eine BMW zu fahren. Wir schnüren entsprechende Angebotspakete. Althea hat gesagt ihnen gefällt das, und sie unterzeichneten für zwei Jahre. Wir haben ihnen das angeboten, weil wir auch eine gewisse Konstanz haben wollen, um das Ziel zu erreichen, wo wir mit unserem Engagement hinwollen. Um Entwicklungsarbeit zu leisten und uns zu den Werksteams reinzudrängen.
Ich will nicht sagen, dass wir in zwei Jahren so gut sein werden, dass wir im dritten Jahr die Weltmeisterschaft gewinnen – schön wär’s. Das ist ja nicht verboten. Realistisch wollen wir mit unserem Engagement aber viel lernen, was wir in den Kundensport weitläufig verbreiten können.
Es ist schade, wenn uns jemand absagt. Aber es gibt verschiedene Anfragen, ich höre mir jeden an.
War es euer Wunsch oder der von Milwaukee, dass ihr nur einen Ein-Jahres-Vertrag macht?
Der Wunsch von Milwaukee.
Unser Verhältnis ist auch weiterhin korrekt und nett sogar. Es gibt keine Berührungsängste.
In der Zusammenarbeit mit Milwaukee gab es nie Probleme?
Ich pflege zu Shaun Muir ein sehr gutes Verhältnis, sie haben mir gegenüber immer ausdrücklich betont, dass wir uns wegen einer Entscheidung gegen uns keine Gedanken machen müssen, sie waren mit der Technik hochzufrieden.
Kannst du dir erklären, weshalb die beiden Milwaukee-Piloten Joshua Brookes und Karel Abraham so weit hinter Jordi Torres und Markus Reiterberger aus dem Althea-Team liegen?
Ich versuche verzweifelt Erklärungen herzubringen. Am Freitag auf dem Lausitzring haben wir gesehen, was mit dem Althea-Team möglich ist. Das war ja kein Zufallstreffer, dass sich die anderen verfahren haben. Langsam haben die Jungs bei Althea verstanden, was das Bike gut macht für den Fahrer. Und das ist noch nicht fertig. Dadurch kommen sie langsam ins Laufen.
Bei den Roten fehlt ein entscheidender Schritt in der Saisonvorbereitung, der hat sich wie ein Schatten über die ganze Saison gelegt. Das ist meine einzige Erklärung. Das Bike ist vom Aufbau her einfach grandios. Die Ausführung des Motorrades, und die Aufnahme unserer Empfehlungen aus der Vergangenheit, von den Bauteilen und den Partnern her ist es einfach perfekt.
Die Möglichkeiten, das Motorrad für den Fahrer zu individualisieren sind so großartig, schnell, akkurat und perfekt, da können die Techniker alles machen, was der Fahrer will. Lang, kurz, hoch tief, vorne, hinten, egal was, blitzsauber, wiederholgenau – und wir machen dann die Motoreinstellungen.
Wir können alles machen – und haben alles probiert. Ich weiß nicht, wo bei Milwaukee die Lücke ist.
Dass Teamchef Shaun Muir für nächstes Jahr Eugene Laverty und Lorenzo Savadori statt Brookes und Abraham unter Vertrag genommen hat, offenbart seine Meinung zu dem Thema.
Mit diesem Paket geht es nicht, das sehen wir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass in diesem Fahrzeug irgendwo der Hund begraben ist. Wir sind mit allen Verstellmöglichkeiten über die Grenzen hinaus gegangen, die zum Beispiel ein Althea-Motorrad hat. Um die Extrembereiche zu testen – es ist nichts da, wo wir nicht sagen könnten, dass wir nicht versucht haben den Fahrern das Optimale zu geben.
Ich will keinen verurteilen. Josh Brookes war in der BSB verdammt schnell. Warum es in der WM nicht klappt – ich kann es nicht sagen.