IodaRacing und Alex De Angelis zittern um die Zukunft
Das britische Milwaukee-Team und Aprilia haben einen Vertrag für die Superbike-WM 2017 unterschrieben, die beiden RSV4 werden vom ehemaligen Vizeweltmeister Eugene Laverty und Saisonentdeckung Lorenzo Savadori pilotiert.
Bei IodaRacing, dem einzigen Aprilia-Team in der laufenden Saison, hängt hingegen alles in der Luft. Bislang ist weder klar, ob das Team von Giampiero Sacchi weitermacht, noch mit welchem Hersteller. Falls das finanziell nicht auf Rosen gebettete Team dabei bleibt, wird dies entweder weiter mit Aprilia sein, oder mit BMW.
Rang 2 von Alex De Angelis im verregneten Sonntagrennen auf dem Lausitzring kam genau richtig. Der erste Podestplatz für Aprilia seit Oktober 2015 in Katar ist Balsam für Sacchis Seele. Nach erfolglosen Jahren in MotoGP wurde der ehemalige General Manager von Piaggio Racing von WM-Vermarkter Dorna gedrängt, von der MotoGP- in die Superbike-WM zu wechseln. Bereut hat er diesen Schritt nie, vom Statistendasein hatte er längst die Nase voll.
«Bezüglich 2017 habe ich noch keine Entscheidung getroffen», erzählte Sacchi SPEEDWEEK.com. «In MotoGP waren wir immer Letzte, manchmal fragte ich mich, ob wir vergessen haben wie man gewinnt. Die kommenden drei Wochen werde ich mich entscheiden. Für uns ist es besser, dass es mit Milwaukee noch ein anderes Aprilia-Team geben wird. Vielleicht gibt es dann bei Aprilia mehr Ressourcen für Investitionen und Entwicklungen. Die Superbike-Abteilung wird dadurch wichtiger. Als ich damals bei Aprilia verantwortlich war, hatten wir 46 Fahrer in der 125er- und 250er-Klasse. Ich war immer glücklich, wenn ich viele Aprilia gesehen habe.»
Die Fahrer stehen Schlange
IodaRacing ist das letzte Team, das – zumindest theoretisch – für 2017 noch zwei schnelle Motorräder anzubieten hat. Egal, ob es bei Aprilia bleibt oder BMW wird. Die Liste der interessierten Fahrer ist entsprechend lang, unter ihnen sind der diesjährige Pilot Alex De Angelis, Ex-Weltmeister Sylvain Guintoli, Davide Giugliano und Karel Abraham.
«Wir haben mit einem Motorrad in der Box begonnen, das niemand wollte», meinte Sacchi augenzwinkernd. «Dann haben wir einen verletzten und einen jungen Fahrer unter Vertrag genommen, die niemand wollte. Jetzt will jeder unser Motorrad und jeder will den jungen Savadori – wir haben einen guten Job erledigt. Während sich alle anderen hetzen Fahrer unter Vertrag zu nehmen, warte ich lieber ab. Wir haben die wahrscheinlich zwei letzten wirklich guten Motorräder. Deshalb werden wir keine Schwierigkeiten haben, dafür Fahrer zu bekommen. Unser einziges großes Problem sind die Sponsoren, daran müssen wir arbeiten.»
Mit De Angelis würde Sacchi gerne weitermachen, er ist beinahe eine Vaterfigur für den 32-Jährigen. Doch sein zweiter Platz auf dem Lausitzring kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er über die Saison gesehen deutlich schwächer war als Teamkollege Savadori. Außerdem laboriert De Angelis seit seinem schweren Sturz im Motegi-GP im Oktober 2015 an einer Nervenverletzung im rechten Arm. Ob diese je ausheilt, ist ungewiss.
«Ich habe bezüglich 2017 keine Idee», gestand der 250er-Vizeweltmeister von 2003. «IodaRacing weiß nicht, ob es mit Aprilia weitergeht, deshalb rede ich auch mit zwei anderen Teams. Sollte Ioda zu BMW wechseln, ist das okay für mich. Wenn sie es ernsthaft angehen und direkt nach der Saison ein Testprogramm starten – dann ist das kein Problem. Klar ist für mich: Ich werde weiterhin Superbike-WM fahren.»
Sollte De Angelis nicht bei IodaRacing unterkommen, haben nur noch die Kawasaki-Teams Grillini, Pedercini und GoEleven freie Plätze.