Nahtoderfahrung: Guintoli dachte, er müsse sterben
Sylvain Guintoli brach sich bei seinem Sturz mehrere Knochen
Nach etwa fünf Minuten in Superpole 2 kam es in Imola am Samstagmorgen, 30. April 2016, zum verhängnisvollen Sturz von Sylvain Guintoli. Der Yamaha-Pilot flog beim Herausbeschleunigen aus Curva Acque Minerali per Highsider von seiner R1, wurde hoch in die Luft katapultiert und schlug mit voller Wucht auf dem Rücken auf. Minutenlang wurde der Franzose auf der Strecke liegend behandelt und anschließend ins Krankenhaus von Imola gefahren.
Guintoli fiel bis zu den Rennen auf dem Lausitzring Mitte September aus, stets wurde seine mehrfach gebrochener Fuß als Ursache für die lange Genesungszeit genannt. Der 34-Jährige fuhr seit seinem Comeback viermal in die Top-5, auf dem Losail International Circuit vor den Toren Dohas eroberte er im ersten Rennen am Samstag den ersten Podestplatz mit der neuen Yamaha R1 – wir ziehen den Hut.
SPEEDWEEK.com erzählte er anschließend, wie schwer es ihn damals in Italien wirklich erwischte. «Ich hatte sehr schlimme Verletzungen, der dreifach gebrochene Knöchel war das kleinste Problem», so der Weltmeister von 2014. «Ich hatte einen Wirbel gebrochen und das Steißbein, drei Rippen waren so gebrochen, dass sie nach außen standen. Ich war auf die schlimmste Weise bewusstlos. Bis ich im Medical Center ankam, konnte ich nichts sehen und konnte mich nicht bewegen. Ich dachte, ich sterbe. Jetzt ist es lustig, aber ich glaubte wirklich, dass ich sterbe. So etwas hatte ich nie zuvor. Ich lag einen Monat lang im Bett und konnte mich nicht rühren. Das war ein sehr schlimmer Sturz, ich bin dem Tod gerade so von der Schippe gesprungen. Das waren nicht nur ein paar gebrochene Knochen.»
Statt seinen Zustand an die große Glocke zu hängen, schwieg Guintoli und bereitete sich akribisch auf seine Rückkehr vor. Am 1. Mai noch fast tot, gehörte er bereits in seinem ersten Rennen viereinhalb Monate später wieder zur Weltspitze.
«Nach dem Sturz wollte ich jedem erzählen, wie es um mich steht», bemerkte der 9-fache Laufsieger. «Dann habe ich aber mit dem Team gesprochen, sie wussten immer, wie es um mich steht. Mir war klar, dass ich lange brauchen würde, bis ich wieder gesund bin. Ich wusste nicht, wie ich mich fühlen würde, wenn ich zurückkomme. Welche Leistung ich bringen kann. Ich wollte auf keinen Fall schwach dastehen. Ich wollte niemandem von meinen schweren Verletzungen erzählen, sie sollten nicht denken, dass ich aufhöre oder keine Leistung mehr bringe. Dann lief es seit dem ersten Rennen in Deutschland gut, mit dem dritten Platz in Katar bin ich wieder im Spiel.»