Gaukelt Puccetti Kawasaki Krummenacher etwas vor?
Randy Krummenacher
«Mein Traum ist, dass ich nächstes Jahr ein Zwei-Mann-Team mit Leon Haslam habe, er ist sehr schnell», erklärte Teamchef Manuel Puccetti Ende April in Assen gegenüber SPEEDWEEK.com. «Mit ihm können wir sehr gute Resultate holen.»
Wie schnell der Engländer ist, demonstrierte er mit Rang 2 im ersten Rennen in Donington. Auch im zweiten Rennen wäre er in die Top-5 gefahren, hätte ihn nicht Leandro Mercado im Kampf um Rang 3 vom Motorrad geholt.
Manch einer stellt sich die Frage, weshalb Randy Krummenacher nur Rang 10 in Australien als bestes Ergebnis vorzuweisen hat.
Die Antwort darauf ist simpel.
Krummi bestreitet ebenso wie das Puccetti-Team die erste Saison in der Superbike-WM, Haslam hat über 200 WM-Läufe auf dem Buckel und eroberte Podestplätze und Siege für Aprilia, Ducati, Honda, Suzuki, BMW und jetzt Kawasaki. Der Engländer kann in Donington Park mit verbundenen Augen fahren, sein Vater Ron betreibt dort seit vielen Jahren eine Rennfahrer-Schule. Der Vizeweltmeister von 2010 hatte seine eigene Crew dabei, viele Teile an seinem Motorrad stammen von seiner letztjährigen BSB-Maschine. Und der Kawasaki-Elektroniker, der für gewöhnlich für Krummi arbeitet, wurde kurzerhand zu Haslam abgezogen.
Natürlich werden Ergebnisse innerhalb eines Teams immer verglichen, doch fair ist das in diesem Fall nicht.
Trotzdem spricht Teamchef Puccetti regelmäßig davon, dass er mindestens Top-8-Resultate von Krummi erwartet – der Druck steigt unaufhörlich.
Haslam sieht das differenziert: «Randy ist neu in der Meisterschaft. Er ist ein schneller Moto2-Pilot und hat letztes Jahr Supersport-Rennen gewonnen. An seinen Fähigkeiten gibt es keine Zweifel. Aber ein Superbike und dessen Elektronik zu verstehen, ist eine große Sache. Nur ein Fahrer mit Vertrauen ist ein schneller Fahrer – Randy hat momentan jede Menge Probleme. Er fährt noch zu sehr wie mit der 600er und braucht nur etwas Zeit. Dann kann er sein wahres Können zeigen.»
Hohe Erwartungen des Teams
Ob er diese Zeit von Puccetti bekommt, ist fraglich. Haslam soll 2018 die Nummer 1 im Team werden. Und sollte der Türke Toprak Razgatlioglu die Superstock-1000-EM gewinnen, nach vier von neun Rennen führt er die Meisterschaft an, dann garantiert ihm sein Kawasaki-Vertrag einen Superbike-Startplatz im kommenden Jahr.
Damit würde Krummi durch den Rost fallen.
Dass er sich weit vor Saisonmitte bereits mit diesem Thema beschäftigen muss, trägt auch nicht eben zur Lockerung bei.
«Ich bin immer noch dran, den Schritt für die Superbike-WM zu machen», erzählte Krummi. «Leon hat in Donington einen super Job erledigt, aber ich will das nicht mit mir vergleichen. Ich konnte einige Sachen von ihm lernen, das ist positiv. Wir hatten einige Besprechungen mit den Crew-Chiefs zusammen, da konnte ich einiges erfahren. Ich arbeite – als nächstes muss ich es hinkriegen, dass ich die Pace, die ich am Ende eines Rennens habe, auch zu Anfang habe. Dann kann ich mich sicher steigern.»
Und wie gehst du mit dem Thema Vertrag 2018 um? «Ich hatte letzten Freitag ein ziemlich klares Meeting», schilderte der 27-Jährige. «Sie sagten mir, es sei nichts entschieden, und dass sie sich alles offen lassen. Sie haben mir alles so erzählt, wie ich das sehe, das war sehr gut. Ich musste dann aber auch sagen, dass ich in der Presse Interviews gelesen habe, wo es anders steht. Egal – ich habe gesagt was ich denke, und fühle mich von dem her befreit. Ich kann nicht mehr tun als zu versuchen, mich ständig zu steigern.»
Fest steht: Bekommt Puccetti die Finanzierung für Haslam geregelt und wird Razgatlioglu Superstock-Champion, dann muss sich Krummi nach einem neuen Job umsehen.