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Warum Colin Edwards kein Arschloch treffen wollte

Von Thomas Baujard
Colin Edwards

Colin Edwards

Als zweifacher Superbike-Weltmeister hat sich Colin Edwards einen Namen gemacht, heute sitzt der Texas Tornado für BT-Sport als MotoGP-TV-Kommentar hinter dem Mikrofon. «Ein gutes Leben», findet der US-Amerikaner.

Colin Edwards hat seine Rennfahrerkarriere auf höchstem Niveau gut aufgeteilt: Zwischen 1995 und 2002 fuhr er für Yamaha und Honda die Superbike-WM und gewann die seriennahe Motorradweltmeisterschaft 2000 und 2002 im legendären Castrol Honda Team. Ab 2003 bis zu seinem Rücktritt mitten in der Saison 2014 pilotierte er die Aprilia RS Cube, eine Honda RC 212V und für die längste Zeit die Yamaha M1 in der MotoGP. Bei 15 Rennen stand er auf dem Podest.

Seit einigen Jahren betreibt Edwards in seiner texanischen Heimat das «Texas Tornado Boot Camp», eine einzigartige Trainingsmöglichkeit für Hobby- und Profi-Racer. Zudem ist Edwards als TV-Kommentator tätig.

SPEEDWEEK.com sprach mit dem 43-Jährigen über seine neuen Aufgaben im TV, die Veränderungen der MotoGP-Klasse und seine Anfänge im Motocross.

Colin, wie lebt es sich als TV-Kommentator für BT Sport im Paddock?

Es ist gut, ein einfaches Leben. Der einzige Druck besteht darin, mein Mundwerk im TV sauber zu halten und Schimpfwörter zu vermeiden. Bisher ist mir nichts Schlimmes rausgerutscht. Es macht Spaß, denn du bist weiterhin mit den Jungs in Kontakt bleibst, die noch Rennen fahren, und mit den Crews, mit denen auch ich gearbeitet habe. Ich habe eine gute Zeit an der Strecke.

Mit deiner Arbeit für BT Sport und dem Bootcamp auf deiner Ranch muss dein Zeitplan ziemlich voll sein?

Ich mache nur elf der Rennen für BT Sport. Sie ließen mich wählen. Es ist für mich einfacher, zwei Rennen in Folge wie Barcelona und Mugello oder Brünn und Österreich zu machen. Auf diese Weise bin ich nicht so oft weg von zuhause.

Kribbelt es noch in der Gashand, wenn du ein Rennmaschine siehst? Willst du wieder eine fahren?

Nein. Ich habe meine Karriere Mitte 2014 beendet, danach testete ich noch 2014, 2015 und auch im letzten Jahr für Yamaha und Michelin. In diesem Jahr wollte ich das nicht mehr machen. Und sie brauchten mich auch nicht wirklich. Sie kamen nicht mehr mit 20 Reifen, sondern mit vier und wollten, dass ich Longruns fahre. Aber Longruns sind für Fahrer nicht angenehm. Du willst eher fünf oder sechs Runden fahren, an die Box kommen und ihnen dann deine Eindrücke schildern. Das macht mehr Spaß. Für mich besteht keine Notwendigkeit mehr, das zu tun. Das ist die zweite Stufe meines Lebens. Ich habe nun eine Ranch, Pferde und Kinder. Nun habe ich Spaß an anderen Dingen.

Trotzdem: Wenn du ein MotoGP-Bike für das Rennen in deiner Heimat Texas auswählen dürftest, welches wäre es?

Hm. Vielleicht müsste man dort eher eine Honda wählen, obwohl sie im Moment nicht das schnellste Motorrad ist. Dort haben sie nämlich eine sehr gute Statistik. Für dieses bestimmte Rennen wäre eine Honda richtig. Ich fuhr von 1998 bis 2002 für Honda in der Superbike-WM und 2004 auch in der MotoGP-Klasse.

Was ist deine allererste Erinnerung an ein Motorrad?

Meine erste Erinnerung war wohl mit vier Jahren. Aber ich fuhr jeden Tag, daher habe ich nicht eine besondere Erinnerung. Mit dreieinhalb kam ich aber am Weihnachtsmorgen die Treppe herunter und da stand eine Suzuki JR50 unter dem Baum. Ich wollte unbedingt ein Motorrad. Mein Vater fuhr keine Rennen, aber er baute ein paar Rennbikes für einen Malaysier. Aber er hatte immer mit Motorrädern zu tun.

Warum wolltest du Rennen fahren?

Wir fuhren jeden Tag Motocross. Das war irgendwann nicht mehr genug. Jeder mag Wettkampf und Herausforderungen. Ich denke, ich habe noch ein Bild auf meiner kleinen JR50 in der Startaufstellung, wo alle anderen auf 60ern fuhren. Doch ich wollte unbedingt Rennen fahren und hatte viel Spaß. Ich habe es geliebt.

Du hast mit Motocross begonnen. Wie ging es weiter?

Wir waren Hardcore-Motocrosser. Ich gewann meine erste nationale Meisterschaft 1981 auf einer Yamaha PW50, dann auf einer 60er, einer 80er um 1987 und so weiter. Wir sind sehr viel gereist, um Rennen in den gesamten USA zu fahren. Wann immer ich konnte, fuhr ich Rennen. Ich war nach Werksfahrer Damon Bradshaw der Zweite, der von Yamaha gefördert wurde.

Wer war dein Held zu dieser Zeit?

Motocross-Profi David Bailey war zu dieser Zeit mein Held. Sein Style war großartig. Als Kind habe ich versucht, ihn nachzuahmen. Er war ein so großes Vorbild, dass ich vor zehn Jahren bei einem Supercross-Event gefragt wurde, ob ich ihn kennenlernen will. Doch ich lehnte ab, weil ich das Bild in meinem Kopf nicht zerstören wollte. Er könnte ja ein Arschloch sein. Ich weiß es nicht. Ich denke, er ist ein netter Kerl, aber ich lehnte ab.

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