MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Sandro Cortese: «Außergewöhnlich von Alvaro Bautista»

Von Ivo Schützbach
Als erst sechster Fahrer in der seit 1988 existierenden Superbike-WM konnte Ducati-Werksass Alvaro Bautista sein erstes Rennen gewinnen. Sandro Cortese über die wahre Klasse des Spaniers.

Davide Tardozzi, Peter Goddard, John Kocinski, Yuichi Takeda und Max Biaggi haben ihr erstes Rennen in der Superbike-WM gewonnen. Zwölf Jahre nach dem Triumph des sechsfachen Weltmeisters Biaggi (4 x 250 ccm, 2 x SBK), gelang dieses Kunststück am vergangenen Samstag Alvaro Bautista.

Phillip Island war zugleich das erste Rennen und der erste Sieg der Ducati Panigale V4R. Nach Siegen mit den Twin-Modellen 851, 888, 916, 996, 998, 999, 1098, 1199 und Panigale R war es der erste Sieg mit vier Zylindern.

Bautista ist erst der fünfte Spanier nach Ruben Xaus (11 Siege), Fonsi Nieto (1), Carlos Checa (24) und Jordi Torres (1), der ein SBK-Rennen gewann. Den letzten Sieg vor Bautista eroberte Torres im Saisonfinale 2015 in Katar auf Aprilia.

Noch länger als die spanischen Fans musste Bautista selbst auf einen Sieg warten: Sein letztes Rennen gewann der 34-Jährige am 14. Juni 2009 in der 250er-Klasse im Barcelona-GP.

Erstaunlich: Carlos Checa, der einzige spanische Superbike-Weltmeister, gewann sein erstes Rennen wie Bautista an einem 23. Februar – elf Jahre zuvor.

Phillip Island war schon immer ein gutes Pflaster für Ducati, dort gewann der Hersteller aus Bologna bereits 26 Rennen. Nur in Misano ist Ducati mit 29 Triumphen erfolgreicher.

Supersport-Weltmeister Sandro Cortese, der auf Phillip Island sein Superbike-Debüt gab und mit den Rängen 8, 7 und 8 in den Rennen beeindruckte, analysierte Bautista für SPEEDWEEK.com. Der Schwabe aus dem Yamaha-Team von Mirco Giansanti hat sich auch als Experte für die TV-Sender Eurosport und ServusTV einen guten Namen gemacht und kennt den Spanier seit vielen Jahren aus dem MotoGP-Paddock.

«Das war außerordentlich», lobte Cortese. «Er war auf Phillip Island schon immer gnadenlos schnell, egal ob in der 125er- oder 250er-Klasse. Letzten Herbst hat er dort fast das MotoGP-Rennen gewonnen, stand fast auf dem Podium und kam als Vierter ins Ziel. Das war ja eine große Gruppe damals an der Spitze. Das alles schmälert nicht seine Leistung, was er letztes Wochenende mit dieser Ducati angestellt hat. Das Motorrad ist neu und er ist ein Superbike-Rookie. Natürlich hat er eine ganze andere Erfahrung als ich, aber so den Jungs um die Ohren zu fahren, ist extrem gut. Die Kombination aus Phillip Island, Bautista, der dort schon einige Rennen gewonnen hat, und der Ducati, die auf der Geraden nur so flog, war unschlagbar. Alvaro fährt das Motorrad immer noch wie eine MotoGP-Maschine. Er slidet in die Kurven hinein und fährt Linien wie kein anderer – er hat die Rennen dominiert. Arg viel schneller kann man mit unseren Reifen nicht fahren.»

Natürlich kommen jetzt wieder Stimmen über die Klasse der Superbike-Piloten auf. Bautista war in der MotoGP-WM 2018 überwiegend auf den Rängen 5 bis 10 unterwegs, sein erste Superbike-Rennen gewann er souverän, wie man es selten sah.

«Jahrelang hatte er kein MotoGP-Werksmotorrad, wie er es verdient gehabt hätte», relativierte Cortese. «Dann gab man ihm letztes Jahr in Australien eine Werksmaschine und er wurde Vierter. Das zeigt seinen Level. Wäre er letztes Jahr zum Beispiel auf einer Werks-Suzuki gesessen, hätte er außerordentliche Rennen fahren können. Dann würde er heute immer noch in der MotoGP-Klasse fahren, denn dort sind Leute unterwegs, die dort noch nicht hingehören. Er hat mit seinen Siegen bewiesen, dass er auch dort fahren könnte.»

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