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Kawasaki: Der Weggang von Razgatlioglu änderte alles

Von Ivo Schützbach
Toprak Razgatlioglu (li.) mit Teamchef Manuel Puccetti

Toprak Razgatlioglu (li.) mit Teamchef Manuel Puccetti

Fünf Jahre lang wurde Toprak Razgatlioglu vom Puccetti-Team für Kawasaki aufgebaut. Als der 23-Jährige in der Superbike-WM siegfähig war, bekam er keinen Platz im Werksteam – und ging zu Yamaha.

Noch heute schütteln viele den Kopf darüber, dass Kawasaki den offensichtlich sehr talentierten Toprak Razgatlioglu (2 Siege, 15 Podestplätze) für 2020 nicht ins Werksteam beförderte und dieser daraufhin zu Rivale Yamaha wechselte.

Bereits im Juli in Laguna Seca spottete ein Kawasaki-Insider: «Wenn ich einen 23-jährigen Fahrer habe, den ich seit fünf Jahren unterstütze, und der auf dem schlechteren Motorrad mit Weltmeister Jonathan Rea kämpft, dann muss ich mir seine Dienste sichern. Toprak ist das größte Talent seit Jahren und Rea ist jetzt 32 Jahre alt. Kawasaki braucht bis in zwei oder drei Jahren einen Nachfolger für ihn. Wenn sie Toprak jetzt nicht ins Werksteam bringen, dann geht er zu einem anderen Hersteller und wird dort in drei Jahren Weltmeister.»

Von 2015 bis 2018 waren bei Kawasaki Tom Sykes und Jonathan Rea Teamkollegen: Es herrschte erbitterter Konkurrenzkampf und die Fahrer wollten ihre Motorräder in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Auf sportlicher Ebene haben die beiden großen Respekt voreinander, privat kann man das nicht behaupten.

Mit der Verpflichtung von Razgatlioglu wurden dieselben Probleme befürchtet. Der 23-Jährige ist extrem ehrgeizig und will die Nummer 1 werden. Hinzu kam die Nähe seines Managers Kenan Sofuoglu zum türkischen Präsidenten Erdogan – Kawasaki will sich unter keinen Umständen politisch instrumentalisieren lassen.

Das Argument, man brauche in den kommenden Jahren einen Nachfolger für Rea, wischt man vom Tisch. «Wenn wir Toprak in drei Jahren brauchen, können wir ihn in drei Jahren verpflichten», ist bei Kawasaki zu hören. «Und wie lange würde es dauern, bis sich Toprak und Johnny auf der Strecke in die Quere kommen und es kracht?»

Kawasaki versicherte seinem diesjährigen Werksfahrer Leon Haslam lange, dass er Topraks Platz bei Puccetti bekommen würde, sollte der Türke ins Werksteam wechseln. Doch dann unterschrieb Razgatlioglu bei Yamaha und Kawasaki holte Alex Lowes vom Hersteller mit den drei Stimmgabeln. Haslam wechselte daraufhin zu Honda und wird in deren neuem Werksteam an der Seite von Alvaro Bautista fahren.

Teamchef Manuel Puccetti musste sich für 2020 deshalb ständig neu orientieren: Erst ging Eugene Laverty zu BMW, dann wurde er sich mit Haslam nicht einig, gleiches galt für Sandro Cortese und Leon Camier. Letztlich traf der Italiener mit Javier Fores eine Übereinkunft.

«Was Xavi von allen unterschied, ist seine Motivation», hielt Puccetti fest. «Seine BSB-Saison war gut, aber nicht exzellent. Er ist deshalb sehr motiviert, in die Superbike-WM zurückzukommen. Wir pflegen eine sehr gute Beziehung zu Kawasaki, unser Motorrad ist nahe an jenen des Werksteams dran. Das neue Modell unterscheidet sich nur in Details von der diesjährigen Maschine. In der Superbike-WM zu gewinnen, ist sehr schwierig. Dafür muss alles 100-prozentig stimmen. Dieses Jahr haben wir zwei Rennen gewonnen – für ein Privatteam kommt das einem Wunder gleich.»

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