Ducati-Rückzug: Carlos Checa und Althea richteten es
Ducati ist der erfolgreichste Hersteller in der 1988 gegründeten Superbike-WM, doch seit Carlos Checa 2011 konnten die Italiener keinen Titel mehr gewinnen. In der MotoGP-WM ist es sogar schon 14 Jahre her, seit Casey Stoner triumphierte.
Carlos Checa war nach seinen zwei Superbike-Jahren mit Honda kurz davor, seine Karriere nach 2009 zu beenden. «Ich sagte damals zu meinem Manager Alberto Vergani, dass ich das nicht tun kann, ohne den Titel gewonnen zu haben», erzählte der langjährige MotoGP-Pilot. Der Spanier hatte für 2010 ein finanziell reizvolles Angebot von Ducati als Testfahrer, doch Checa wollte Rennen bestreiten. Dass er beim neuen Kundenteam Althea andockte, wurde bei Ducati sehr kritisch betrachtet.
Althea-Teamchef Gensio Bevilacqua kaufte nach der Saison 2009 eine Ducati aus der Britischen Superbike-Meisterschaft und ließ Checa damit Probe fahren. «Nach der ersten Runde wusste ich, dass dieses Motorrad perfekt für mich ist», erzählte der heute 48-Jährige.
In seinem ersten Rennen für Althea Ducati Ende Februar 2010 auf Phillip Island wurde Checa Siebter – und seine Startnummer 7 wurde als schlechtes Omen gedeutet. Den zweiten Lauf gewann Carlos knapp vor Leon Haslam (Suzuki Alstare), Ducati-Werksfahrer Michel Fabrizio und Sylvain Guintoli (Suzuki Alstare), das Quartett kam innerhalb 0,837 sec ins Ziel! Damit waren auch die Bedenken wegen der 7 weggewischt.
«Der erste Gratulant, den ich am Telefon hatte, war Claudio Domenicali, der Chef von Ducati», erzählte Bevilacqua. «Er sagte mir, dass ich mit der Verpflichtung von Carlos Recht hatte.»
Zum Saisonende war Checa hinter Max Biaggi (Aprilia) und Haslam WM-Dritter und damit deutlich besser als die Ducati-Werksfahrer Noriyuki Haga (6.) und Michel Fabrizio (8.).
Nach der Saison 2010 stieg der Hersteller aus Borgo Panigale werksseitig aus der Superbike-WM aus, womit das Kundenteam Althea mit Carlos Checa für 2011 zur Nummer 1 aufrückte. Offiziell gab es in diesem Jahr kein Superbike-Werksteam von Ducati, doch Checa saß auf einem reinrassigen Werksrenner. In den damals 26 Rennen stand er 21 Mal auf dem Podest, 15 Mal als Sieger. Mit 505 Punkten hatte er am Ende der Saison 110 mehr auf dem Konto als Vizeweltmeister Marco Melandri (Yamaha) und 202 mehr als der WM-Dritte Max Biaggi (Aprilia).
Hinter dem Althea-Team steht Genesio Bevilacqua, seit Jahrzehnten im Rennsport unterwegs: erst als besserer Hobbypilot, später als Teamchef. Aus dem Nichts baute er seit 1994 die Firma Althea Ceramica auf, später sein Rennteam. Genesio ist ein Motorsport-Enthusiast vom Scheitel bis zur Sohle, der in der Superbike-WM schon mit Ducati, Aprilia, BMW und Honda gearbeitet hat.
Um den größten Sieg seines Teams und von Carlos Checa noch einmal aufleben zu lassen, lud Bevilacqua zehn Jahre danach zu einer gemütlichen Zusammenkunft ein. Sein privates Museum «Moto dei Miti» hat er inzwischen um ein zweites Gebäude erweitert, seine Privatsammlung gehört zu den wertvollsten und sehenswertesten der Welt. 100 Gäste waren zur Jubiläumsfeier geladen und durften auch die neue Museumshalle bewundern.
Unter den Gästen waren neben Superbike-Weltmeister Checa die Superstock-1000-Champions Davide Giugliano und Raffaele De Rosa sowie die Weltmeister Mario Lega (250 ccm – 1977) und Pier Paolo Bianchi (125 ccm – 1976, 1977, 1980) sowie Ex-GP-Pilot Roberto Gallina. SPEEDWEEK.com traf auch Checa-Manager Alberto Vergani, der sich auch um die Belange von Marco Melandri und Sandro Cortese kümmert. Ernesto Marinelli feierte ebenfalls mit, der damalige Ducati SBK Projektleiter, der heute für Auspuffhersteller Termignoni tätig ist.
«Moto dei Miti» liegt auf dem Werksgelände von Althea Ceramica in Civita Castellana, der Neubau ist gegenüber. Besucht werden kann das Museum nur auf Einladung, es gibt keine regulären Öffnungszeiten.
Die Altstadt von Civita Castellana liegt nördlich von Rom auf einem Felsplateau. Weil früher nur eine Straße in die Festung führte, wurde sie laut Einheimischen nie von Feinden eingenommen. Berühmt ist neben dem Forte Sangallo die Kathedrale Santa Maria Maggiore wegen ihrer aufwändigen Mosaikarbeiten, für nie endendes Wohl wurde sie von mehreren Päpsten gesegnet. Zu moderner Bekanntheit brachte es die Gegend am Fuße der Apenninen durch die Keramikindustrie. Neben Althea gibt es einige weitere Firmen, die sich auf Badeinrichtungen spezialisiert haben.