Scott Redding: «Lasse mich von BMW nicht verbiegen»
Scott Redding hat Rückgrat
Gespräche mit Scott Redding sind grundsätzlich unterhaltsam. Phrasendreschen ist ihm ebenso fremd wie politische Korrektheit, der Engländer ist geradeheraus und macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Egal ob euphorisch nach einem Sieg oder deutlich geschlagen, Redding gibt ehrliche Antworten.
Er ist einer vom Schlag der alten Superbike-Helden wie Carl Fogarty oder Colin Edwards und liefert die Schlagzeilen gerne selbst. Er bezeichnete sich als «dumm wie Hundescheiße» und brachte sich mit einem Job bei McDonald’s in Verbindung, als ihm niemand ein Motorrad geben wollte.
Die letzten Jahre wurde Scott erwachsen. Er musste das Scheitern seiner MotoGP-Karriere verkraften und stürzte bis in die Britische Meisterschaft ab. Als Alvaro Bautista nach der Saison 2019 Ducati verließ, erhielt BSB-Titelträger Redding als Belohnung dessen Platz. Der inzwischen 28-Jährige ist für diese Chance bis heute dankbar und revanchierte sich seither mit 25 Podestplätzen und zehn Siegen. Seine SBK-Debütsaison 2020 beendete er als Zweiter, nach sieben Events 2021 liegt er auf dem dritten Gesamtrang, 38 Punkte hinter Johnny Rea (Kawasaki) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha).
Redding weiß aber auch, dass er 2019 bei Ducati nur ein Notnagel war. Ohne die Flucht des damals 16-fachen Saisonsiegers Bautista hätte er diesen Job nicht bekommen.
Das verhält sich mit BMW anders, der bayerische Hersteller bemüht sich seit 2019 um den Engländer. «Damals hatte das Motorrad aber nicht das Potenzial für Resultate, die mich zufriedenstellen», erzählte Scott beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Heute verhält es sich anders: BMW hat einige Schritte gemacht, das Motorrad ist gut genug für die Top-5. Das ist eine gute Basis – ich denke, dass ich sie weiterbringen kann. BMW wollte mich so sehr, dass ich fast nicht nein sagen konnte.»
Redding unterschrieb für 2022 und 2023, es gibt eine Option für eine dritte gemeinsame Saison. Er übernimmt nächstes Jahr den Platz von Tom Sykes und wird Teamkollege von Michael van der Mark.
Für manch einen Fan passen die offene Art von Redding und das polierte, teils biedere Image von BMW nicht zusammen. Sykes hat auch eine große Klappe und ist ein Charakterkopf, zeigt das bedauerlicherweise aber nur selten vor der Kamera. Scott hingegen nimmt nie ein Blatt vor den Mund, was für frischen Wind sorgen wird – auch in der Außenwahrnehmung von BMW.
«Ich werde mich nicht verbiegen», verspricht Redding. «Sie wissen genau, was ich für ein Typ bin. Gleichzeitig habe ich aber meine Lektionen gelernt, als ich jünger war, und weiß heute, was ich sagen kann und was besser nicht. Ich bin erwachsener geworden, werde mich aber nie von jemandem in eine bestimmte Richtung biegen lassen. Mich juckt nicht, um welches Team oder welchen Hersteller es geht, mich ändert keiner. Man kann mir Richtlinien geben, ich werde aber mein Ding durchziehen, so war ich immer. Ich habe es auf die harte Tour gelernt und es war teuer, aber so bin ich. Sie haben seit ein paar Jahren Tom Sykes, es kann also nicht so schlimm sein.»