Scott Redding: «Kann Toprak mit der Ducati schlagen»
Scott Redding mit seiner MGM-Bonovo-Ducati
Nach der Beendigung seiner MotoGP-Karriere triumphierte Scott Redding 2019 in der Britischen Superbike-Meisterschaft auf Ducati, 2020 und 2021 beendete er die WM im Aruba-Werksteam auf den Rängen 2 und 3. Er gewann zwölf Rennen, stand 37 Mal auf dem Podium und wechselte zur Saison 2022 zu BMW.
An die M1000RR konnte er sich in drei Jahren nie optimal anpassen, sein sehnlichster Wunsch war, auf eine Panigale V4R zurückzukehren. Vergangene Woche war es in Jerez endlich so weit. Am Mittwoch waren auf trockener Strecke nur die Markenkollegen Nicolo Bulega und Andrea Iannone schneller. Und im Nassen am Donnerstag landete Redding auf Platz 5.
Diese Woche Dienstag und Mittwoch testen sämtliche Teams der Superbike-WM auf der Berg-und-Tal-Strecke in Portimao. Für Redding und sein Team MGM Bonovo geht es darum, den eingeschlagenen Weg zu bestätigen und die Abstimmung der Ducati zu verfeinern.
Bezüglich der Leistungsfähigkeit des Engländers herrscht im Fahrerlager wie bei den Fans Uneinigkeit: Während einige ihm zutrauen, an seine größten Erfolge anzuknüpfen, meinen andere, dass er seine besten Zeiten hinter sich hat.
«Ich verstehe, dass mich viele Leute unterschätzen und glauben, ich würde die gleichen Ergebnisse wie im vergangenen Jahr abliefern», hielt der 32-Jährige fest. «Das wird aber nicht der Fall sein, das darf ich nicht zulassen. Es gibt auch Tausende, die mir einiges zutrauen. Ich habe eine Vision und weiß, was ich erreichen möchte. Ich habe eines der besten Teams im Paddock, mit der besten Crew hinter mir, und ich habe dieses Motorrad. Ich suche nicht nach Entschuldigen, jetzt kann ich gar nichts mehr sagen – ich habe alles, was ich will.»
2022 und 2023 war auf der Ducati lediglich Doppel-Weltmeister Alvaro Bautista herausragend, mehr als einmal war zu hören, die V4R wäre für das Leichtgewicht gebaut worden. Im Vorjahr gewannen neben dem Spanier aber auch die deutlich größeren und schwereren Italiener Bulega, Iannone und Danilo Petrucci Rennen.
«Als ich damals im Werksteam war, gewann ich auch viele Rennen», relativierte Redding. «Die Piloten auf den anderen Ducati waren aber nicht auf dem Level der drei Genannten. Man sieht, dass es mit der Qualität der Fahrer zu tun hat, ob ein Motorrad Rennen gewinnt. Das Bike wurde über die Jahre aber auch entwickelt. Als ich zu Ducati kam, war es noch relativ frisch (die Panigale V4R wird seit 2019 in der Superbike-WM eingesetzt – der Autor), heute kennen sie jedes Detail. Ich hatte nie Zweifel, dass das Motorrad mit einem größeren Fahrer nicht funktioniert. Es war nur so, dass es mit kleineren Fahrern einen Vorteil hatte. Deshalb hat mich das damals geärgert, als sie mir Alvaro vorzogen. Sie verließen sich auf die Geschwindigkeit auf den Geraden. Aber wenn du das wegnimmst, dann hat er die Ergebnisse aus dem Vorjahr. Ich glaube, das Motorrad arbeitet mit einem größeren Fahrer besser, weil du es forcieren musst. Einem größeren Fahrer gelingt das eventuell leichter als einem kleineren.»
«Ich fuhr zuletzt auf zehnten Plätzen», ist dem 12-fachen Laufsieger bewusst. «Ich gewann die vergangenen drei Jahren kein Rennen, war kein Podestanwärter, nicht einmal für die Top-5. Damit rutschte ich in der Wahrnehmung der Leute in die Kategorie jener Fahrer, die zwar gut sind, aber eben nicht spitze. Deshalb musste ich meine Jungs dazu bringen an mich zu glauben, sie müssen verstehen, weshalb ich Rennen fahre – um zu gewinnen. Ich wache morgens nicht auf, um Zehnter zu werden. Ich habe ihnen gezeigt, wie ich trainiere und Gewicht verlor. Manchmal dachten sie wahrscheinlich, dass ich verrückt geworden bin. Nach Jerez glauben sie vielleicht, dass ich nicht wahnsinnig bin und es einen Sinn ergibt, was ich sage.»
Hält Redding es für möglich, dass das Ducati-Werksteam Weltmeister Toprak Razgatlioglu auf der BMW dieses Jahr besiegen kann? «Ich glaube, dass ich sie alle auf meinem Bike schlagen kann», betonte der Jungvater. «Wäre ich davon nicht überzeugt, würde ich mir das hier sparen. Es ist nicht unmöglich. Ich habe jedes Rennen analysiert und weiß, wo Toprak stark war. Er ist der Champion und hat in gewissen Bereichen Vorteile. Daran müssen sich alle anderen anpassen, sonst wird er wieder gewinnen. Aber wenn uns das gelingt, dann können auch wir gewinnen.»