Superbikes werden gedrosselt – nicht nur wegen MotoGP
Die Motorräder in der MotoGP- und Superbike-WM wurden in den vergangenen Jahren so schnell, dass immer weniger Rennstrecken den heutigen Sicherheitsansprüchen genügen. Die Sturzräume sind inzwischen vielerorts zu gering, für einige Pisten wird es immer schwieriger, die für die Superbike-WM vorgeschriebene B-Homologation zu erlangen.
Am 6. Mai 2024 wurden die Grundzüge der technischen Regeln für die MotoGP-WM ab 2027 verlautbart. Zusammengefasst: 850 statt 1000 ccm Hubraum, reduzierte Leistung, geringerer Spritverbrauch, keine höhenverstellbaren Fahrwerke und deutlich weniger Freiheiten bei der aerodynamischen Entwicklung. Außerdem wird Einheitsreifenausrüster Michelin von Pirelli abgelöst.
Da Superbikes auf käuflichen Serienmaschinen basieren, kann es in dieser Klasse keine so drastischen technischen Einschnitte geben, die Erhöhung der Rundenzeit und die Senkung der Spitzengeschwindigkeit muss auf andere Weise erfolgen.
Der erste Schritt in diese Richtung war die Einführung einer maximal erlaubten Kraftstoffdurchflussmenge, gültig seit dieser Saison. Wird die Spritmenge genügend reduziert, müssen die Hersteller die Drehzahl drosseln, was Leistungsverlust nach sich zieht.
«Der Vergleich mit anderen Klassen interessiert mich nicht sehr», sagt SBK Executive Director Gregorio Lavilla. «Wir müssen dafür sorgen, den Herstellern ein sicheres Umfeld zu bieten, in dem sie jene Produkte vermarkten können, die sie wollen. Wenn sie Bikes mit 1000 ccm promoten wollen, dann werden wir mit diesen Rennen fahren. Es geht also nicht darum, aus Superbike Supersport zu machen, weil diese 2 sec pro Runde langsamer sind.»
In der Zukunft könnte eine Situation entstehen, dass ein Serien-Superbike 300 PS hat, die davon abgeleitete Rennmaschine aber nur 220 – weil die Rennstrecken sonst nicht mehr sicher sind.
«Darauf müssen wir uns vorbereiten», ist Lavilla bewusst. «Dass die MotoGP den Hubraum reduziert, ist nicht die entscheidende Limitierung. Viel wichtiger ist, was mit den Reifen möglich ist und auf welchen Strecken. Historisch gesehen war der Abstand zwischen MotoGP und Superbike über 20 Jahre mehr oder weniger gleich. Es wird immer unmöglich sein, dass ein Serienmotorrad um 40.000 Euro in einem 45-Minuten-Rennen das gleiche leistet wie ein Prototyp um Millionen.»
Der Spanier weiter: «Wir müssen die Superbikes aus Sicherheitsgründen anpassen, weil sie so schnell sind – nicht, weil die Rundenzeiten nahe an denen der MotoGP dran sind. Die Sicherheit auf den Rennstrecken und die Motorräder sind zwei unterschiedliche Dinge. Seit wir auf Rennstrecken fahren, die aus Sicherheitsgründen eine Herausforderung darstellen, reden wir über die Verlangsamung der Superbikes. Das war lange bevor in der MotoGP darüber gesprochen wurde, das technische Reglement anzupassen. Ich habe schon damals gesagt, dass wir den Zuschauern irgendwann Ferngläser geben müssen, wenn wir die Rennstrecken nach immer größeren Auslaufzonen fragen. Mit unseren schönen Fernsehübertragungen werden wir einen Punkt erreichen, an dem es unsere Kunden vorziehen die Rennen im TV zu schauen, anstatt an die Strecke zu kommen. Das wäre nicht gut.»
«Wir greifen bei der Kraftstoffdurchflussmenge ein und reden auch über die Reifen», meinte Lavilla abschließend. «Aber wie groß müssen die Schritte sein? Wir werden Dinge beschließen, die Sinn machen – ohne etwas zu zerstören. Die Techniker der Hersteller sind so gut, dass sie gewisse Sachen kompensieren werden können. Deshalb wird sich am Unterschied zwischen MotoGP und Superbike, der in dieser Form seit 20 Jahren existiert, nichts ändern.»