Wayne Rainey: «Ich hatte auch innere Narben»
Wayne Rainey (li.) mit Freund Carlos Checa
Bei den Rennen der Superbike-WM letzten Mai im Miller Motorsports Park in Utah kehrte Wayne Rainey zurück ins Fahrerlager, um seinen guten Freund Carlos Checa (Superbike-Weltmeister 2011), zu unterstützen.
Seit seinem schrecklichen Unfall in Misano 1993 scheint Rainey kaum gealtert zu sein und ist noch immer so höflich, engagiert und ausgeglichen, wie zu seiner aktiven Zeit. Er ist wahrscheinlich einer der interessantesten Ex-Fahrer, mit denen man sich unterhalten kann. Rainey lernte nämlich nicht nur das Rennfahren, sondern auch das Siegen in der zeitweise rauen Umgebung der «Kenny Roberts Star School». Diese Erfahrungen zeigen sich bis heute in einer aussergewöhnlichen inneren Balance und einem starken Charakter.
Nur wenige Menschen auf dieser Welt haben einen so triftigen Grund, um durch eine Hassliebe mit dem Rennsport verbunden zu sein, wie Rainey. Deshalb fehlte ihm womöglich auch der Antrieb, sein eigenes Rennteam nach den Anfangsjahren weiterzuführen oder seitdem regelmässig im Paddock präsent zu sein.
«Ich wurde vor zwei Monaten 52 Jahre alt und es ist nun 18 oder 19 Jahre her, seit ich mein Bein über ein Motorrad schwang», antwortete Rainey auf die Frage, warum er im internationalen Motorradrennsport nur selten präsent ist. «Ich geniesse es nach der langen Zeit nun mehr, an die Strecke zu kommen und irgendwie ein Teil des Ganzen zu sein. Zuvor fiel mir das nicht leicht, aber jetzt kann ich es geniessen.»
Der Amerikaner geht offen damit um, wie schwer die Zeit nach seinem Unfall für ihn war. Denn obwohl Rainey einen stählernen Willen besitzt, war die lebensverändernde Querschnittslähmung auch für ihn eine grosse Herausforderung.
«Es dauerte lange, mich physisch, emotional und mental darauf einzustellen», sagt Wayne Rainey über die Schatten, welche den Glanz seiner Karriere seit 1993 verdunkeln. «Ich weiss jetzt, dass es viel länger gedauert hat, als ich es selbst wahrgenommen habe. Ich habe die andere Seite des Lebens kennengelernt und viel daraus gelernt. Ich habe es mittlerweile akzeptiert, was ich zuvor nicht immer konnte. Vielleicht sah es von aussen nicht so aus, aber in meinem Inneren hatte ich immer noch Narben, die ich zu heilen versuchte. Aber nach all den Jahren fühle ich mich okay und es geht mir gut.»