Marco Melandri: Weshalb ihn Althea nicht haben will
Matteo Baiocco und Niccolò Canepa zeigen in der laufenden Superbike-Weltmeisterschaft ansprechende Leistungen. Baiocco ist als Gesamtachter bester Privatfahrer, viermal konnte er dieses Jahr auf Rang 6 preschen. Canepa kann im Rennen mit seinem Teamkollegen nicht mithalten, doch zuletzt stellte er seine Ducati Panigale R in Jerez in die erste Startreihe!
Für 2016 bahnt sich Altheas Wechsel von Ducati zu BMW an. Bei den Bayern wäre Althea zwar auch nur Kundenteam wie jetzt bei Ducati, sie hätten aber die Garantie, dass sie das bestmögliche Material erhalten, solange sie dafür aufkommen.
«Ich habe genug von achten Plätzen, wir haben mehr verdient», sagte Teamchef Genesio Bevilacqua. «Der Fahrer ist wichtig, Motor und Motorrad sind aber das Wichtigste.»
Deshalb hört sich der clevere Italiener für 2016 um. Ex-MotoGP-Weltmeister Nicky Hayden steht ebenso auf seiner Liste wie Aprilia-Werksfahrer Jordi Torres, Ducati hat ihm Marco Melandri angetragen. Geht Althea zu BMW, kommt der Deutsche Meister Markus Reiterberger in Frage. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass Bevilacqua mit einem seiner jetzigen Fahrer weitermacht.
SPEEDWEEK.com sprach mit dem Teamchef.
In Jerez startete Canepa aus der ersten Reihe, in den Rennen kam er nie über Rang 8 in Laguna Seca hinaus. Kannst du dir vorstellen, mit ihm weiterzumachen?
Das hängt davon ab, ob wir mit Ducati weitermachen. Wenn ja, ist Baiocco erste Wahl. Seine Leistungen bewerte ich als sehr gut. Canepa hat auch mehrfach gezeigt, dass er schnell sein kann.
Ich frage mich aber, weshalb er in Jerez so schnell war und bei anderen Rennen nicht. Vielleicht, weil in Jerez der Unterschied zwischen unserem Motorrad und den Werksmaschinen nicht so zum Tragen kommt. Vielleicht zeigte er aber auch was er kann, weil er einen Vertrag für die nächste Saison haben möchte.
Für mich sind seine Darbietungen in Jerez sehr seltsam, ich bin sehr glücklich darüber, was er gezeigt hat. Ich muss nur verstehen, wie das zustande kam.
Was sagst du zu den Äußerungen von Ducatis Sport-Direktor Paolo Ciabatti, dass er Marco Melandri bei Ducati unterbringen möchte, bei Althea?
Ducati schaut um seine Kunden... Das ist eine lange und seltsame Geschichte, ich fasse sie kurz: Ducati möchte Melandri für nächstes Jahr berücksichtigen, weil Geschäftsführer Domenicali das so zu Ciabatti gesagt hat. Melandri-Manager Vergani ist ein Freund von Domenicali. Also kam der Plan auf den Tisch, Melandri bei Althea oder Barni unterzubringen. Das Barni-Team ist aber wahrscheinlich zu klein und hat zu wenig Erfahrung, also Althea.
Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass Melandri für uns nur in Frage kommt, wenn er einen offiziellen Ducati-Werksvertrag erhält. Sein Gehalt, das Motorrad, die Ersatzteile, das muss von Ducati kommen. Wenn Ducati Melandri bei mir parken möchte, dann müssen sie dafür bezahlen.
Ducati bezeichnet Melandri als gute Möglichkeit für mich. Wenn ich ihn möchte, dann bezahle ich ihn – ich bin ein enger Freund von Vergani. Ich kenne Marcos Fähigkeiten. Wenn Ducati ihn aber bei mir parken will, dann müssen sie ihm einen Vertrag geben. Und er muss die Chance haben, um Siege zu kämpfen. Alldem stimmt Ducati nicht zu.
Meine Theorie ist, dass Ducati Melandri für nächstes Jahr bei mir parken will, um ihn 2017 anstatt Giugliano ins Werksteam zu holen. Nach der unglücklichen Saison von Giugliano ist es möglich, dass Melandri schneller wäre.
Ich bin nicht daran interessiert, mit Melandri für dieses eine Jahr zusammen zu arbeiten. Außer, wir bekommen von Ducati besseres Material.
Sollte ich mit Ducati mit den jetzigen Maschinen weitermachen, dann behalte ich Baiocco und Canepa. Unser jetziges technisches Paket ist für Melandri nicht gut genug, auf so ein Motorrad wird er sich nicht setzen.
Melandri hat in den letzten Jahren Aprilia, Ducati und BMW verärgert, ihm gehen so langsam die Hersteller aus.
Das stimmt. Gleichzeitig dürfen wir aber nicht vergessen, dass es nicht viele Fahrer gibt, die in der Lage sind Rennen zu gewinnen.