Dorna-Wunsch: Abraham-Team mit Aprilia in SBK
Seit Juli wird darüber geredet, dass das einzige tschechische MotoGP-Team AB Motoracing für 2016 in die Superbike-WM wechselt. Vor der laufenden Saison stieg die Brünner Firma Cardion (Herzschrittmacher) nach zehn Jahren als Hauptsponsor aus, bis heute fand Teamchef Karel Abraham senior trotz Ankündigung keinen Nachfolger.
Eine weitere MotoGP-Saison ist nur schwer finanzierbar, mit der Open-Class-Honda ist kein Blumentopf zu gewinnen. Fahrer Karel Abraham junior fuhr in diesem Jahr nie in die Punkte.
Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta wünscht sich für die zukünftige MotoGP-WM 22 Fahrer auf schlagkräftigen Motorrädern und am liebsten nur noch Zwei-Mann-Teams. Momentan sehen wir 25 Fixstarter in MotoGP, 2017 kommen zwei Werks-KTM hinzu. Es ist absehbar, dass schwach finanzierte Teams wie AB Motoracing oder IodaRacing von der Bildfläche verschwinden werden. Honda will zukünftig auch nur noch sechs statt wie dieses Jahr acht Fahrer mit Motorrädern ausrüsten.
Dass die Dorna AB Motoracing lieber in der Superbike-WM sehen würde, ist kein Geheimnis. Dass die Dorna viel unternimmt, um Aprilia in der Superbike-WM zu behalten, ebenfalls nicht.
Kein Vertrag in Sicht
Der diesjährige Aprilia-Partner Red Devils Roma hat nicht genügend Geld, um das Team weiterzuführen.
Ein reinrassiges Superbike-Werksteam kann sich Aprilia 2016 weder finanziell noch von der Manpower leisten, die ganze Konzentration der Marke liegt auf MotoGP.
Aprilia verhandelt deshalb mit mehreren Teams. Bei Althea sind sie abgeblitzt, das jetzige Superstock-Team Nuova M2 bekommt die Finanzierung nicht hin. Das britische Milwaukee-Team redet auch mit Suzuki und Yamaha über 2016, Gespräche mit dem deutschen 3C-Team sind über das Anfangsstadium nicht hinausgekommen.
In der Partnerschaft Aprilia und AB Motoracing sieht die Dorna eine ideale Lösung für alle Parteien. Abraham betont aber nach wie vor, dass er mit seinem Team in der Königklasse MotoGP bleiben möchte. Nach Gesprächen mit Carmelo Ezpeleta letztes Wochenende in Aragón bat Abraham um Bedenkzeit, eine zukünftige Zusammenarbeit mit Aprilia schließt er nicht aus.
Marco Melandri ist unerwünscht
Berichte italienischer Medien, wonach Marco Melandri 2016 an der Seite von Karel Abraham junior Superbike-WM für AB Motoracing und Aprilia fahren werde, haben sich als Propagandatrick von Melandri-Manager Alberto Vergani herausgestellt.
So schön diese Partnerschaft auf dem Papier klingt, so unrealistisch ist sie. Abraham will nicht mit Melandri arbeiten, Aprilia hat nach dem MotoGP-Desaster in der ersten Saisonhälfte dieses Jahres genug vom 33-Jährigen aus Ravenna. Mit Ducati und BMW hat es sich der 19-fache Superbike-Laufsieger in den letzten Jahren ebenfalls verscherzt, im neuen Yamaha-Werksteam ist er trotz alter Freundschaft zu Road-Racing-Chef Andrea Dosoli abgeblitzt.
Marco Melandri hat sich als unerwünschte Person etabliert. Die meisten Plätze in Spitzenteams in der Superbike-WM sind für 2016 besetzt. Teams mit noch freien Plätzen haben kein Interesse am schnellen Italiener. Nun werden ihm Kontakte in die USA nachgesagt, um in der dortigen nationalen Serie Moto America anzutreten.