Jonathan Rea: «Ich fühle mich wie beim ersten Date»
Fünf Siege in acht Rennen, immer auf dem Podest, in der Gesamtwertung bereits 45 Punkte vor Vizeweltmeister Chaz Davies (Ducati): Jonathan Rea hat im ersten Drittel der Weltmeisterschaft 2016 nicht viel falsch gemacht, der Nordire fährt auf Kurs Titelverteidigung.
Doch augenscheinlich ist, dass seine Überlegenheit aus dem Vorjahr dahin ist. Der Weltmeister muss sich lang machen, um gegen Davies, Teamkollege Tom Sykes und den schnellen Michael van der Mark aus dem Honda-Team zu bestehen.
«Wir dürfen nicht vergessen, dass wir ein neues Motorrad haben», unterstrich Rea im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich bin immer noch auf der Suche nach meiner Wohlfühlzone. Wenn ich diese auf dem Bike gefunden habe, kann ich entspannter fahren und es mehr genießen. Letztes Jahr fühlte ich mich mit dem Motorrad, als könnte ich übers Wasser gehen. Ich bin mir sicher, dass dies auch im neuen Motorrad steckt, das Team sieht das auch so. Sie brachten Elektronik-Upgrades nach Assen mit, ich kam aber erst am Sonntagmorgen zum Testen, weil es bis dahin keine trockene Strecke gab. Ich konnte damit riesige Pluspunkte für meinen Fahrstil ausmachen. In einigen Bereichen hatte ich aber auch das Gefühl, dass sie mich einbremsen. Was wir jetzt brauchen, ist Zeit auf der Strecke, dann können wir mit diesen neuen Strategien arbeiten.»
«Wir brauchen Tests so dringend», hielt Rea fest. «Aber es ist keine Zeit. Von Assen gingen die Trucks direkt nach Imola, von dort wird alles nach Sepang geflogen, dann kommen die Überseekisten direkt nach Donington. Wir können frühestens Anfang Juni testen. Bis dahin müssen wir diese Arbeit während der Rennwochenenden erledigen. Unter diesen Voraussetzungen Ergebnisse wie bislang zu holen, verschafft uns eine komfortabel Position.»
Bei wie viel Prozent siehst du das neue Motorrad? «Das Bike letztes Jahr hatte fünf Jahre Entwicklung hinter sich, es war bis ins Detail ausgereift. Als Kawasaki dieses Motorrad damals brachte, dauerte es nur ein Jahr, bis Sykes damit um den WM-Titel kämpfte. Jetzt sind wir von Anfang an vorne dabei. Wir haben viele Informationen und unglaublich gute Leute in der Box, es fehlt uns nur an Erfahrung. Die Balance des Motorrades ist verschieden, sie verlangt einen anderen Fahrstil von mir. Ich nütze gerne diesen Vergleich: Mein letztes Bike habe ich geliebt, das war eine innige Liebesaffäre. Jetzt fühle ich mich wie beim ersten Date.»