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Elektronik: BMW verdient Geld, andere zahlen drauf

Von Ivo Schützbach
Als einziger Hersteller in der Superbike-WM betreibt BMW ein echtes Kundensportprogramm und trägt so zur Kostensenkung bei. So ist ein langfristiges Engagement im Rennsport garantiert.

Factory-Teams in Weltmeisterschaften kommen und gehen. In der Superbike-WM 2016 sehen wir Werkseinsätze von Ducati, Kawasaki, Yamaha und MV Agusta. Aprilia, BMW und Honda unterstützen ihre Teams lediglich herstellerseitig.

Um die technischen Kosten in der Superbike-WM zu senken, führte Promoter Dorna ab der Saison 2015 Kostendeckel für Bremsen, Federelemente und Elektronik ein. Bei den Bremsen und Federelementen lässt sich der vorgegebene Kostenrahmen leicht einhalten, Firmen wie Brembo, Nissin, Öhlins und Showa wollen Geld verdienen. Sie haben kein Interesse daran, die Teams zu subventionieren.

Bei der Elektronik verhält es sich anders, da diese von den Motorradherstellern gestellt werden muss. Jeder Hersteller homologiert ein elektronisches Steuergerät (ECU) mit Anbauteilen, es darf pro Motorrad maximal 8000 Euro kosten.

Im Jahr 2 dieser Regelung offenbart sich: Kaum ein Hersteller hält sich wirtschaftlich sinnvoll, also gewinnbringend, an diese Regelvorgabe. Aprilia und Honda haben eine eigene Elektronik und keine Kundenteams, sie können also hemmungslos investieren. Ducati mit nur drei Fahrern kann es prinzipiell gleich handhaben, ebenso MV Agusta mit nur einem Piloten. Kawasaki (sieben Fahrer) hat eingeräumt, dass sie mit der Elektronik für die Kundenteams draufzahlen.

Nicht so BMW. Die Bayern haben als erster Hersteller in der Superbike-WM bereits 2014 ein Kundensportprogramm etabliert, 2016 rüsten sie mit Althea und Milwaukee zwei Spitzenteams und vier Fahrer aus.

Im Gegensatz zu anderen Herstellern kann es sich die Rennabteilung von BMW nicht erlauben, Teams zu subventionieren. Für die Elektronik wurde deshalb ein Paket entwickelt, welches sich innerhalb des Kostenrahmens befindet – und mit dem BMW nicht draufzahlt.

«Wir haben nach Bekanntwerden der Costcap-Regelung eine Kundensport-ECU entwickelt, die alle rennstrategisch wichtigen Funktionsbausteine der extrem teuren ECU des früheren Werksteams beinhaltet», erklärte BMW-Rennchef Berthold Hauser SPEEDWEEK.com. «Einzig: Der seinerzeit in der ECU des Werksteams enthaltene Datenlogger ist jetzt separat und extern untergebracht. Diese neue Kundensport-ECU basiert auf der angepassten Hardware der Serien-ECU.»

Zum Preis von 7600 Euro bietet BMW folgendes Gesamtpaket an:

- ECU, geflasht mit entsprechender Ausführung des verwendeten Motortyps
- 2D - Big Dash
- 2D Stick - Logger
- 2D GPS mouse
- Alle strategischen Sensoren, welche die Funktion des gesamten Systems ermöglichen
- Lambda-Sensor
- Wheelspeed-Sensoren
- RCK Pro Software & Hardware Interface
- 2D Analyzer Software (Moto Kit-License)
- ECU internal release codes

Kurzfristiges Denken

Sensoren, die zusätzlich verwendet werden und innerhalb der erlaubten Liste stehen, sind nicht Bestandteil dieses Pakets.

Auch der Kabelbaum gehört nicht zum Paket, da Kunden unterschiedliche Hersteller bevorzugen können. Der BMW-Kabelbaum ist erhältlich bei Avio Racing oder 2D. Preis je nach Ausführung und Hersteller zirka 6000 Euro.

Die Verantwortlichen bei BMW haben sich viele Gedanken gemacht, wie ihr Paket in möglichst allen Rennserien universell einsetzbar ist. Hauser: «Unsere ECU ist verwendbar in Superbike-Klassen wie der WSBK, IDM, MotoAmerica und bei Road-Racing. Das ist unsere Philosophie des Kundensports und der entsprechenden Zugänglichkeit der Top-Performance für Kunden. Die Preisgestaltung ist so erfolgt, dass wir mit der Verwendbarkeit in den oben genannten Meisterschaften und der weiter geplanten Verbreitung kostendeckend arbeiten.»

Die Dorna sieht das Thema Elektronik wenig kritisch. Der spanischen Agentur ging es bei der Einführung des Kostendeckels lediglich darum, die Kosten für die Teams in einem vorgegebenen Rahmen zu fixieren. Doch diese Denkweise ist kurzfristig: In keinem gewinnorientierten Unternehmen werden Kitparts für Kundenteams auf Dauer subventioniert.

Dass es in der Superbike-WM nicht seit Jahren eine Einheitselektronik gibt, wie dieses Jahr erstmals in MotoGP, dafür sind die Hersteller verantwortlich. Sie wollen diese Spielweise unbedingt behalten, um serienrelevante Elektronik zu entwickeln. Für viele ein Argument, um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft zu rechtfertigen.

Wie BMW beweist, ist beides möglich: Profit für die Serienentwicklung und trotzdem Geld verdienen. Allerdings muss dafür die Bereitschaft vorhanden sein, technische Abstriche in Kauf zu nehmen. Ein schwieriges Unterfangen, will man im Rennsport maximalen Erfolg haben.

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