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Fogarty: «Schwantz, Rainey, Doohan – garstige Typen!»

Von Ivo Schützbach
Als Carl Fogarty in den 1990ern viermal Superbike-Weltmeister wurde, interessierte politische Korrektheit kaum jemand. Der 50-jährige Engländer nimmt auch heute kein Blatt vor den Mund.

In der letzten Dekade des alten Jahrtausends erlebte die Superbike-WM einen Höhenflug. Die Rennen waren gut besucht, die Fahrer echte Typen. Der erfolgreichste von ihnen ist der Engländer Carl Fogarty. Der heute 50-Jährige begeisterte, polarisierte, sorgte für offene Münder. So ist es auch heute noch.

SPEEDWEEK.com traf ihn vergangenes Wochenende in Donington Park. Lesen Sie Teil 2 des großen Interviews, der dritte und letzte Teil folgt am Samstag.

Carl, was hältst du von den aktuellen britischen Fahrern?

Es gibt viele sehr gute, in MotoGP und bei den Superbikes. Den britischen Fans geht es gut. Sie interessieren sich im Moment aber mehr für MotoGP und Road-Racing als für Superbike. Sie folgen mehr der Britischen Meisterschaft als der Weltmeisterschaft. Für mich ist das seltsam.

Vermissen die britischen Fans Carl Fogarty?

Darauf kann ich nicht antworten. Aber – ja!

Ich weiß es nicht. Als ich Rennen fuhr, trafen große Charaktere aufeinander: Kocinski, Edwards, alle hatten eine große Klappe, keiner mochte den anderen, das ist interessant. Wie letztes Jahr mit Márquez und Rossi und Lorenzo, das macht es spannend.

Im Moment ist jeder der beste Freund des anderen, sie gehen zusammen zum Rennradfahren und Bergsteigen.

In meiner Zeit gab es einen Engländer – mich. Und es gab einen großartigen Amerikaner – Edwards. Wir beide hatten eine große Klappe, das begeisterte die Fans. Wir haben uns wie im Boxsport erst einen verbalen Schlagabtausch geliefert, danach haben wir auf der Rennstrecke bekämpft. Das fehlt, heute ist jeder politisch korrekt.

Auch in MotoGP ging es früher anders zu. Es gab Schwantz, Rainey, Doohan, Gardner, das waren ungezogene, garstige Typen, die sich nicht riechen konnten. Heute ist das anders, seit Rossi ist jeder nett.

Im Kawasaki-Werksteam beschuldigen sich Tom Sykes und Jonathan Rea seit Monaten, dass der Weg des anderen falsch ist. Tut das der Meisterschaft gut?

Wenn sich die Teamkollegen bekriegen, ist das immer gut. Es braucht Rivalität. Ich mag es, wenn die Teamkollegen nicht beste Freunde sind. Schau dir Rossi und Lorenzo an, sie sind kaum beste Freunde.

Schaust du dir immer noch Rennen an?

Ja, ich verfolge BSB, MotoGP, Superbike-WM und die TT.

Wo siehst du den Level der besten Superbike-Fahrer verglichen mit den MotoGP-Jungs?

Jonathan Rea ist sehr schnell, ihn sehe ich auf dem gleichen Level wie Cal Crutchlow – nur stürzt er nicht so viel.

Es gibt sehr gute Fahrer in der Superbike-WM, die alle MotoGP fahren wollen.

Auch in MotoGP haben wir gute Briten. Scott Redding zeigt eine gute Saison. Bei Bradley Smith läuft es nicht so, er hat bereits einen Vertrag mit KTM unterschrieben, um dort ein Motorrad zu entwickeln.

Ist es ein Problem für die Superbike-WM, dass die Briten dominieren?

Ja, das gefällt mir nicht. Die Fans wollen den Star aus den USA oder Australien sehen. Und sie wollen, dass der Brite ihn schlägt. So entsteht Rivalität. Die Zuschauer lieben es, wenn sich die Fahrer gegenseitig aufhetzen.

Aber heute ist es ja nicht mehr erlaubt ein Charakterkopf zu sein, wegen der ganzen Medien und Sponsoren. Die schreiben dir vor was du zu sagen hast und du musst immer schön danke sagen.

Wenn ich früher ein Rennen wegen des Hinterreifens verloren habe, dann sagte ich, dass der Michelin-Reifen Mist war. Heute geht das nicht mehr, viel hat sich geändert. Zum Besseren? Da bin ich mir nicht sicher.

Nach dem Rückzug deines Teams Foggy Petronas: Hast du je wieder Pläne geschmiedet, in die Superbike-WM zurückzukehren?

Nicht wirklich. Ich will es nicht gänzlich ausschließen, aber ich will nicht mehr durch die Weltgeschichte reisen und am Sonntagabend in meinem eigenen Bett schlafen.

Im Moment arbeite ich mit Triumph. Wenn sie ein Team in der Britischen Meisterschaft haben wollten, würde mich das interessieren. Mit dem richtigen Paket, das richtige Bike und Team, warum nicht?

Gibt es Pläne von Triumph für den Rennsport?

Nein, aber das musst du sie fragen. Ich glaube, dass sie sich nicht als Rennsport-Marke sehen. Sie haben eine Supersport-Maschine, sind im Rennsport aber nicht wirklich involviert.

Ich genieße die Zeit mit Triumph, das ist so eine coole, ikonische britische Marke.

Ducati wurde seit 2011 nicht mehr Superbike-Weltmeister, das ist die längste Zeit ohne Titel seit es die Meisterschaft gibt. Hast du eine Erklärung dafür?

Jetzt haben sie ein Bike, mit dem sie gewinnen können – vielleicht dieses Jahr. Auch ihr Fahrer hat einen Lauf. In Aragón war die Ducati auf der Geraden gleich schnell wie die Kawasaki.

Die letzten Jahre waren das Bike und der Fahrer nicht bereit, um die WM zu gewinnen. Man kann nicht immer dominieren, irgendwann kommt der Wechsel. Dieses Jahr haben sie mit Chaz Davies eine sehr gute Chance.

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