Pedercini: «SBK braucht mehr Charisma und Werbung»
Lucio Pedercini kennt die Superbike-WM fast von Beginn an
Das Team Pedercini ist aus dem Paddock der Superbike-WM nicht wegzudenken, seit 1993 kämpft der italienische Familienbetrieb um WM-Punkte – in der Regel eher am Ende des Feldes. Doch Jahr für Jahr schafft es Teammanager Lucio Pedercini, das erforderliche Budget für eine Saison mit zwei Piloten zu stemmen. Mit Anthony West (als Ersatz für Sylvain Barrier) erreichte Pedercini im Regenrennen von Sepang erstmals die Top-5.
Pedercini hat gute und schlechte Zeiten der Superbike-WM erlebt. Von der aktuellen Situation hat er nicht den besten Eindruck. «Die Superbike-WM braucht mehr Fahrer mit Charisma», beginnt der leidenschaftliche Italiener im Gespräch mit GPOne.com seine Analyse. «Zum Beispiel jemanden wie Max Biaggi. Man kann ihn mögen oder auch nicht, aber zu seiner Zeit wurde über die Serie gesprochen. Max ist eben nicht nur ein talentierter Pilot, sondern hat eine besondere Ausstrahlung. Und er sprach Dinge aus, die sich nicht viele trauen.»
Kann Marco Melandri dieses Vakuum füllen? «Marco ist schon mal nicht schlecht, aber natürlich ist er nicht auf dem Niveau eines Biaggi oder Valentino Rossi», sagt der 44-Jährige offen. «Aber er ist zumindest 250er-Weltmeister und gewann Rennen in der MotoGP und Superbike-WM. Weil er aber ein Chrakterkopf ist, werden Menschen sicher wieder mehr über die Serie sprechen.»
Pedercini wundert sich nicht über die geringen Zuschauerzahlen an der Rennstrecke. «Ich habe bemerkt, dass für die Superbike-WM mehr Werbung gemacht werden muss. Nicht nur im TV, sondern auch durch die einzelnen Veranstalter», kritisiert Pedercini. «In Laguna Seca wurden wir für ein Team aus der MotoAmerica gehalten. Es war gar nicht bekannt, dass dort ein WM-Lauf stattfindet. Es fehlte an Werbung in Straßen und den nahegelegenen Städten. Wenn niemand von der Superbike-WM weiß, dann geht auch keiner hin! Das läuft beim MotoGP-Rennen in Misano ganz anders, da wird schon ein Jahr vorher die Werbetrommel gerührt.»