Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Mit dem Sieg zum Meistertitel

Kolumne von Eckart Rösinger
Eckart Rösinger und Andreas Kolloch nach der Siegerehrung

Eckart Rösinger und Andreas Kolloch nach der Siegerehrung

Beim Saisonfinale der Internationalen Sidecar Trophy auf dem Frohburger Dreieck hatte sich wieder einmal gezeigt, dass Gespannrennen ein Teamsport ist.

Die superschnelle Naturrennstrecke in Frohburg hat genau das, was wir lieben. Ausserdem war Regen vorhergesagt. Es sollte also alles für uns sprechen. Wir fuhren gemütlich, erstmals mit Neu-Schrauber Manni, die 550 Kilometer in Richtung Osten. Am Donnerstagabend traf auch schon mein Beifahrer Andy ein. Gemütlich ging das Team abends zum gemeinsamen Essen nach Frohburg. Freitags gibt es bekanntlich nicht viel zu tun. Erst an diesem Tag wird aus der Bundesstrasse eine Rennstrecke gemacht. So zog es uns öfters mal in den Imbiss der unmittelbar an den Fahrerlagerbereich der Seitenwagenklasse grenzt. Im «Last Order», so wird der Imbiss seit einigen Jahren von den Insidern genannt, genossen wir unter anderem die leckeren Bratkartoffeln sowie regionale Spezialitäten.

Samstag früh ging es dann zum ersten Training. Wir hatten wie immer schon alles zu Hause vorbereitet, Übersetzung, Nachlauf, Spur usw., so ging es ausschließlich um den letzten Feinschliff beim Fahren. Schon nach drei Runden waren wir in der Lage, den superschnellen Links-Rechtsknick am Ende der Geraden voll zu nehmen. Andy liess die Karre richtig über die Spurrillen tanzen Am Ende des Trainings mussten wir uns nur dem eisterschaftsführenden Ducouret/Hermann sowie Schmitz/Lehnertz, beide auf F1-Gespannen, beugen. Ein Platz in der ersten Startreihe war uns sicher, denn nach dem Training fing es an zu regnen. Es sollte bis Sonntagabend nicht mehr aufhören. Das zweite Training im Regen dominierten wir mit 2 Sekunden Vorsprung auf Gall/Eisentraut, auch auf einem F2 Gespann, vor Schmitz/Lehnertz. Die Franzosen kämpften mit stumpfen Waffen. Ihnen wurden die Regenreifen falsch montiert, Grip bauten sie so nicht auf. Unser Gespann fühlte sich sehr sicher an. Für die Regenfahrt kennen wir mittlerweile die genauen Änderungen an Bremsbalance und Dämpfung.
 
Wir waren das ganze Wochenende sehr entspannt, da wir ja unser Saisonziel, die interne Trophy 600 Wertung, bereits in Hockenheim gewinnen können. Die Vorraussetzungen in der Gesamtwertung waren: 23 Punkte hinter den Franzosen Ducouret/Herman. Sie müssen in einem der beiden Rennen nur einmal vor mir ins Ziel kommen, dann haben sie den Sack zu. Ich habe mich damit bereits abgefunden, sind die Beiden mit Ihrem F1 Gespann doch auf jeder Strecke deutlich schneller wie wir. Wir haben uns allerdings mit unserer Zuverlässigkeit die Option auf den Gesamtsieg offen gehalten. Sind wir doch bei allen Rennen ins Ziel gekommen.

Der Sprint am Sonntag sollte um 8.15 gestartet werden. Eigentlich viel zu früh für Gespannfahrer. Beim Warmlaufen dann der Schreck. Erst entdeckte ich auf der Data-Recording Anzeige dass wir nur 11,5 Volt im System hatten. Dann fiel mir noch ein Rappeln im Motor auf. Ich stellte direkt ab. Beim erneuten Einschalten der Zündung ging sofort der Anlasser los und der Motor sprang an. In der Hektik vergass ich in Ruhe nachzudenken und den Fehler zu suchen, sondern wechselte erst mal das Starterrelais, das zum Glück in der gut sortierten Ersatzteilkiste von Suzuki-Unfried aus Ludwigsburg war. Sie steht den Fahrern bei jedem Rennen zur Verfügung. So sind nötige Ersatzteile immer vorhanden, ohne dass man sie schon im Vorfeld kaufen muss und danach nie benötigt. Eine sehr effektive Art, den Motorsport zu fördern. Dann beim Einbau des Relais ein Blick auf die Lenkerarmaturen. Der Anlasserknopf hatte sich verkantet. Einige male etwas wackeln und er war wieder in Ordnung. Hätte auch schneller gehen können. Na ja, dann fertig warm laufen lassen, Verkleidung drauf, das Abkleben des Kühlers vermessen und notieren, Umziehen und zum Vorstart.

In strömenden Regen nahmen wir unsere Position erste Reihe links aussen ein. In der warm up Runde probierten wir mal den Grip auf unserer Seite aus. War nicht berauschend. So orientierte ich mich beim Aufstellen zum Start dann möglichst weit nach rechts. Der Start selbst war gut und wir bogen als zweite in die erste Linkskurve. Danach das schnelle Bergaufstück dicht hinter dem F1-Gespann unserer Freunde Schmitz/Lehnertz. Dann unsere Paradestelle, die im Regen zwar nicht voll geht, aber immer noch schneller wie bei der Konkurrenz. Beim folgenden Bremsmanöver drückten wir uns innen an Schmitz vorbei und übernahmen die Führung im Rennen. Besonders die beim Bremsen konnten wir den Vorsprung ausbauen. Das Gespann war unter diesen Bedingungen unheimlich ruhig uns spurstabil. Am Ende waren die Bremspunkte nur noch 10 Meter vor der Marke, die wir im Trockenen hatten. Ein Dank an den Gespannbauer Tony Baker nach England. Erst in Extremsituationen zeigt sich die wahre Güte des Materials.
 
Wir konnten Schmitz nicht abschütteln, doch bereits nach eineinhalb Runden haben wir uns gemeinsam deutlich von Rest des Feldes entfernt. Am Ende der zweiten Runde bremste mich Schmitze dann Eingangs der Zielgeraden aus. Seine Reifen benötigen etwas mehr Zeit bis sie warm genug sind und den nötigen Grip aufbauten. Der Rest an dieser Stelle ist reine Motorleistung. Ich hatte vor, den Beiden erst mal zu folgen und sie dann ggf., in einen Fehler zu hetzen. Hatte sich Schmitz doch schon bereits im Regentraining gedreht, warum nicht auch im Rennen. Mit der abwartenden Fahrweise bin ich dieses Jahr immer gut gefahren. Bei all den Manövern möchte ich auch mal Andy erwähnen. Er ist so ruhig hinten drauf dass ich ihn nicht spüre. Er ist immer da wo ich ihn brauche, lässt das Gespann leicht rutschen um dann im richtigen Augenblick wieder für Vortrieb zu sorgen. Bei der Vorbereitung des Helmes und der Visiere haben wir einige Tricks die man hier nicht unbedingt jedem mitteilen muss. Nur wichtig ist dass es funktioniert. Ich kann auf der Geraden den Kopf tief in die Verkleidung stecken da ich absolut keine Gischt vom Vorderrad habe. Diese Wassermassen leiten wir an anderer Stelle aus der Verkleidung heraus. So ist es mir möglich auch in der Gischt eines vorausfahrenden Gespannes den nötigen Überblick zu halten und ein sicheres Überholmanöver einzuleiten. Wichtig ist dies auch bei anstehenden Überrundungen. Im Verlauf der dritten Rennrunde wurde das Rennen mit der roten Flagge abgebrochen. Die Franzosen Ducouret/Herman kamen von der Strecke ab und überschlugen sich in dem angrenzenden Feld. Sie kamen beide verletzt ins Krankenhaus. An einen Start der Beiden zum Finallauf war nicht zu denken. Das Rennen wurde ersatzlos und ohne Wertung gestrichen.

Die neue Ausgangslage: Immer noch 23 Punkte hinter Ducouret, entweder gewinnen oder Platz 2 in der Endabrechnung. Es gab eine reale Option auf die Gesamtmeisterschaft an die ich vorher nie zu denken gewagt hätte. Beim Start zu dem auf 8 Runden gekürzten Hauptrennen stellte ich mich ganz dicht an das Gespann von Schmitz/Lehnertz. Jetzt hatte ich schon mal Vorder- und Hinterrad auf der besseren Asphaltstelle die mehr Grip erlaubte. Es sah wohl etwas sonderbar aus am Start, aber den Sprint zur ersten Runde haben wir gewonnen, nur das zählt. Das zu stark durchdrehende Hinterrad von Schmitz erlaubte es sogar noch zwei weiteren F2 Teams ihn am Start zu kassieren. Wir fuhren unseren bewährten «Strich». Manni, das erste Mal mit Boxenarbeit vertraut, machte seine Sache sehr gut. Er zeigte mit immer einen Anstand von 1 bis 3 Sekunden nach hinten an. Mir langte das, fuhren wir noch nicht am Limit. Wir waren jederzeit für eine Zugabe gut, mussten sie aber nicht abrufen. Hinter uns kämpften sich Schmitz/Lehnertz an den F2 Gespannen vorbei und nahm meine Verfolgung auf. Selbst die anstehenden Überrundungen in der siebten Runde gingen perfekt. Wir hatten immer Glück an einer Stelle an die zu Überrundeten zu treffen, wo ein direktes Überholen möglich war. So war ich mir ab diesem Zeitpunkt erstmals sicher den Sieg nach Hause zu bringen. War es doch das erste Mal in dieser Saison, wo wir nicht nur einen Klassensieg einfahren konnten, sondern so richtig als Erste abgewunken wurden.

Zur Ehrenrunde formierten wir uns mit Schmitz/Lehnertz und Gall/Eisentraut. Ja… ich war schon stolz auch auf Andy und den Rest des Teams. So richtig haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht realisiert, dass wir auch die Gesamtmeisterschaft der Sidecar Trophy gewonnen haben. Auf dem Siegerpodest war die «Trierer Gespann Gang» komplett. Hatten wir doch bei Carlo im Trainingslager schon ein Bild aller drei Teams unserer Region gemacht. Dass man sich so auf dem Siegerpodest gemeinsam wieder findet, daran haben wir alle nicht gedacht. Bei der anschließenden Meisterehrung im Fahrerlager haben wir noch neben anderen Ehrenpreisen den über 70cm hohen Wanderpokal von Breitenbach-Racing bekommen. Endlich mal eine gebührende Trophäe für eine gewonnene Meisterschaft. So ganz haben wir uns an diesen Titel noch nicht gewöhnt. Der Gesamtsieg im Rennen war schon ein harter Brocken für uns. Aber man kann sich dran gewöhnen. Nicht unerwähnt sollen die sein, die uns geholfen und an uns geglaubt haben. Allen voran Konni, ohne die ich nicht da wäre wo wir jetzt sind. Natürlich Andy, den besten Beifahrer den es gibt. Ganz einfach….Daneben alle Sponsoren, Freunde, Gönner und Fans. Wir alle wissen, Gespannrennen ist ein Teamsport, wir haben es wieder einmal bewiesen.
 

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