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Tod von Gilberto Parlotti oder der Anfang vom Ende

Von Helmut Ohner
Das Grab von Gilberto Parlotti

Das Grab von Gilberto Parlotti

Heute vor 50 Jahren verunglückte Gilberto Parlotti bei der Tourist Trophy. Sein Tod führte dazu, dass die Spitzenpiloten danach die Rennen auf der Isle of Man boykottierten und die TT ab 1977 den WM-Status verlor.

Anfang der Saison 1972 befand sich Gilberto Parlotti in der Form seines Lebens. Der Italiener gewann die ersten beiden WM-Läufe in Deutschland und Frankreich. Den Großen Preis von Österreich beendete er an der zweiten Stelle. Nach Platz 3 beim GP von Italien hatte er 52 Zähler auf seinem Konto, 16 mehr als Chas Mortimer und Börje Jansson.

Mit diesem Vorsprung ging es für den Morbidelli-Werksfahrer auf die Isle of Man. Im Wissen, dass der Gegner, den er im Kampf um den WM-Titel am stärksten einschätzte, nicht am Start stehen wird – Angel Nieto blieb der TT fern, weil dort sein Landsmann Santiago Herrero zwei Jahre davor sein Leben verloren hatte – wollte er so viele Punkte wie möglich ergattern.

Noch in der Nacht vor dem Achtelliter-Rennen drehte Parlotti mit Giacomo Agostini in einem Auto eine Runde auf dem über 60 Kilometer langen Snaefell Mountain Course, um sich bei seinem ersten Antreten bei der Tourist Trophy noch ein letztes Mal von seinem Freund in die Geheimnisse der Strecke einweihen zu lassen.

Das Rennen fand am 9. Juni 1972 unter denkbar ungünstigen Bedingungen statt. Es hatte davor stark geregnet und die Sicht war alles andere als optimal für ein Motorradrennen. Trotzdem fand sich der Triestiner rasch zurecht und lag nach der ersten Runde in Führung. Bevor es in die Berge ging, hatte er seinen Vorsprung weiter ausgebaut.

Parlotti sollte aus dieser zweiten Runde nicht mehr zurückkommen. Im Streckenabschnitt Verandah verlor er die Kontrolle über sein Motorrad und prallte gegen einen ungeschützten Pfosten. Obwohl Hilfe sofort zur Stelle war und er mit dem Helikopter ins Noble´s Hospital geflogen wurde, konnte nur noch sein Tod festgestellt werden.

Für Agostini, der schon davor die Tourist Trophy wegen der Gefährlichkeit kritisiert hatte, war nach diesem tragischen Unglück klar, dass er niemals wieder ein Rennen auf der Isle of Man bestreiten würde. Viele Spitzenpiloten vom Kontinent schlossen sich seinem Boykott an. Nicht zuletzt deswegen ging der WM-Status der TT nach 1976 verloren.

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