Reifen-Roulette bei der Rallye Monte Carlo
Der VW Polo R WRC bei der «Monte»
Volkswagen hat den Auftakt in den ersten Saisonlauf der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) auf den Plätzen vier, sieben und neun beendet. Am ersten Tag der Rallye Monte Carlo sorgten unvorhersehbare Wetterkapriolen für rutschige Straßenverhältnisse. Die Volkswagen Piloten schlidderte sprichwörtlich in die „Monte“ hinein, um anschließend eine kollektive Aufholjagd der Weltmeister-Mannschaft zu starten. Beinahe alle Top-Fahrer erwischte in den Alpen der urplötzliche Einbruch des Winters kalt. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F), die mit dem Volkswagen Polo R WRC mit der Nummer 1 die Strecke als Titelverteidiger eröffneten, verloren auf beinahe profillosen Slicks während der ersten drei von sechs Wertungsprüfungen des Tages viel Zeit – knapp 1.20 Minuten auf Bryan Bouffier (Ford), der auch von seiner späten Startposition profitierte. Ogier/Ingrassia kämpften sich jedoch im zweiten Durchgang vom neunten auf den vierten Gesamtrang nach vorn. Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) im Polo R WRC #2 machten elf Positionen gut und sind nach Abschluss der ersten 125,62 von 383,88 Kilometern Gesamtsiebte. Andreas Mikkelsen/Mikko Markkula (N/FIN) rangieren auf Rang neun der Gesamtwertung.
Zwischen der Besichtigung der Wertungsprüfungen durch die Eisspione in den frühen Morgenstunden und dem Start der World Rally Cars sanken die Temperaturen schlagartig unter den Gefrierpunkt und Schneefall setzte ein. Die Teilnehmer, die maximal eine nasse Strecke erwartet hatten, sahen sich auf den Wertungsprüfungen urplötzlich mit Schnee konfrontiert. Hinzu kam, dass später in die Rallye gestartete Piloten von den Spuren derer profitierten, die früher auf die Strecke gingen. Die Volkswagen Piloten gingen auf den ersten drei Wertungsprüfungen, die am Nachmittag noch einmal absolviert wurden, kein Risiko ein und brachten die drei World Rally Cars aus Wolfsburg sicher in den Service zurück. Auf der zweiten Schleife ließen sie fünf Top-Drei-Zeiten, davon zwei Prüfungs-Doppelsiege folgen.
Stimmen, 1. Tag Rallye Monte Carlo
Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1
«Ein klassischer ‚Monte‘-Auftakt mit völlig verrückten Wetterbedingungen. Keiner aus unserem Team hat mit Schnee auf den Prüfungen gerechnet. Leider lagen wir mit unserer Reifenwahl dadurch am Vormittag komplett daneben. Auf dem Weg zum Start der ersten Prüfung war die Strecke absolut schneefrei, doch keine hundert Meter danach war alles weiß. Wenn man als erstes Auto mit Slicks über die Strecke muss, ist das alles andere als ein Vorteil. In der ersten Kurve bin ich mit der linken Seite in eine Mauer gerutscht. Zum Glück konnte ich mit leichtem Schaden weiterfahren. Meine Jungs haben mir im 30-Minuten-Service am Mittag den Polo aber wieder perfekt hingestellt. Auch am Nachmittag hatten wir trotz Winterreifen einige haarige Momente, denn die Verhältnisse waren heute extrem unberechenbar. Der Weg bis ins Ziel in Monaco ist noch lang. Das Motto für die nächsten Tage lautet: angreifen, aber nicht mit maximalem Risiko. Denn dann ist die ‚Monte‘ schneller zu Ende, als man denkt.»
Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2
«Wir wurden heute Morgen vom Schnee ziemlich überrascht, nachdem wir auf Slick-Reifen gesetzt hatten. Die fühlen sich auf Schnee an wie komplett abgefahrene Sommerreifen – das ist alles andere als ein Vergnügen. Da ich mein Ziel, nach vielen Enttäuschungen bei der ‚Monte‘ endlich einmal Punkte zu holen, nicht aus den Augen verlieren wollte, habe ich sehr vorsichtig agiert und morgens leider viel Zeit eingebüßt. Nachmittags lagen wir mit den groben Winterreifen goldrichtig, sie haben auf den teils stark verschmutzten Strecken bestens funktioniert. Die Rallye ist noch lang und kann noch viele Überraschungen parat haben. Wir werden weiter versuchen, das Auto sicher ins Ziel zu bringen und möglichst viele Meisterschaftspunkte zu holen.»
Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
«Was für ein unglaublicher Tag, eben typisch ‚Monte‘. Wir sind in die allererste Wertungsprüfung mit der Erwartung gegangen, dass die Strecke nass sei. Nach ein paar Kurven habe ich meinen Augen kaum getraut, denn dort lag Schnee. Weder unsere Eisspione noch unsere Wettercrew und damit wir selbst hatten das auf der Rechnung. Mit den Slicks, die wir aufgezogen hatten, war das natürlich kein Spaß. Wir wollen die Rallye Monte Carlo beenden und möglichst viel Erfahrung hier sammeln, um in der Zukunft mit bei der Musik zu sein. Deshalb sind wir extrem vorsichtig gefahren, was bergab und in den Kurven zeitweise weniger als Schrittgeschwindigkeit bedeutet hat. Auf der Nachmittagsschleife haben wir die Reifenwahl auf Nummer sicher getroffen – Winterreifen und zweimal Spikes im Kofferraum. Damit waren die Wertungsprüfungen deutlich leichter und sicherer zu absolvieren. Wir haben heute viel gelernt.»
Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor
«Die Reifenwahl war heute das bestimmende Thema, wie so häufig bei der ‚Monte‘. Die, die wir für die ersten drei Sonderprüfungen aufgezogen hatten, waren allerdings nicht die passenden für die herrschenden Bedingungen. Doch wir würden mit den Informationen, die uns vorlagen, immer wieder genauso entscheiden. Weder unsere Wetter- noch unsere Eisspion-Crew hatten die Bedingungen auf den Wertungsprüfungen am Morgen vorhersehen können. Neun von zehn Mal liegt man anhand der Wetterdaten richtig, heute war eben dieses eine Mal, bei dem die Entscheidung schwierig war. Gemeinsam werden wir an den kommenden beiden Tagen versuchen, unseren Rückstand aufzuholen. Das ist keine leichte Aufgabe, schon gar nicht bei der ‚Monte‘ – aber eine enorm große Motivation.»
Und da war dann noch ...
... das falsche Wetter. Es hat sich leider nicht an die Reifenwahl von Volkswagen gehalten.