24h Le Mans: In der LMP2 geht es ordentlich zur Sache
Kein Favorit: Der Dallara P217 vom Racing Team Nederland
Die 24 Stunden von Le Mans werden seit jeher von Renn-Prototypen geprägt. Da macht auch die diesjährige 87. Ausgabe keine Ausnahme. Neben der um den Gesamtsieg fahrenden LMP1-Kategorie ist an der französischen Sarthe natürlich auch wieder die (etwas kleinere) LMP2 mit von der Partie. Diese Klasse wurde vor der Saison 2017 komplett umgekrempelt, sodass nur noch vier Konstrukteure, ein Zertifikat für den Bau eines Chassis erhielten. Mit dem Dallara P217, dem Ligier JS P217 und dem Oreca 07 (sowie dessen Ableitungen Aurus 01 und Alpine A470) sind drei der vier Boliden im diesjährigen Feld dabei. Der vierte Vertreter (Riley/Multimatic Mk.30) wird aktuell nicht mehr im Wettbewerb eingesetzt.
Anders als in allen anderen Le-Mans-Klassen findet in der LMP2 noch ein echter Reifenkrieg statt. Von den 20 startenden Fahrzeugen werden elf von Michelin und neun von Dunlop ausgestattet. Dunlop war in den letzten Jahren eigentlich der LMP2-Klassenprimus. Doch durch eine Entwicklungsoffensive hatte Michelin zum Ende des Jahres 2018 die Führung eingenommen. Mit dem Herausbringen des sogenannten C-Spec hat Dunlop in diesem Frühjahr aber wieder gleichgezogen. Das hat auch der Le-Mans-Vortest vor gut einer Woche beweisen, als jeweils drei Autos von Michelin bzw. Dunlop in den Top Sechs lagen.
Die LMP2 ist eine Pro-Am-Klasse. Das bedeutet in diesem Falle, dass neben zwei Profifahrern (Platin oder Gold) auch mindestens ein Pilot mit dabei sein muss, der mit dem FIA-Status Silber oder Bronze ausgestattet ist. Da die Profis in der Regel auf einem sehr ähnlichen Niveau unterwegs sind, wird es auf die Performance ebendieses Am-Fahrer ankommen, wenn ein Team ein Wörtchen um den Sieg mitreden möchte. Auch die Teamleitung ist in Bezug auf die Taktik hier gefragt. So macht es durchaus Sinn, einen langsamen Piloten beispielsweise während einer langen Safety-Car-Phase ins Fahrzeug zu setzen, damit dessen Mindestfahrzeit (sechs Stunden) bestmöglich eingetaktet ist.
Obwohl ein Ligier beim Vortest die Bestzeit markieren konnte, wird der Oreca (und dessen Ableitungen) in Le Mans wieder das zu schlagende Fahrzeug darstellen. Zwölf dieser in Südfrankreich gebauten Prototypen sind 2019 am Start. Diese werden von den Teams High Class Racing (Andersen, Beche und Fjordbach), Algarve Pro Racing (Falb, Pizzitola und Zollinger), G-Drive Racing (Rusinov, van Uitert und Vergne), TDS Racing (Duval, Perrodo und Vaxiviere), Duqueine Engineering (Dumas, Jamin und Ragues), DragonSpeed (Davidson, González und Maldonado), Signatech Alpine (Lapierre, Negrão und Thiriet), Jackie Chan DC Racing (Heinemeier Hansson, King und Taylor sowie Aubry, Richelmi und Tung), Graff (Capillaire, Hirschi und Gommendy), RLR M Sport/Tower Events (Farano, Maini und Nato) und IDEC Sport (Chatin, Lafargue und Rojas) eingesetzt.
Im Ligier-Aufgebot stechen vor allem die Teams United Autosports (Filipe Albuquerque, Philip Hanson und Paul di Resta sowie Alex Brundle, Ryan Cullen und Will Owen) und Panis Barthez Competition (René Binder, Julien Canal und Will Stevens) heraus. Diese Gespanne könnten es durchaus mit den favorisierten Oreca aufnehmen. Inter Europol Competition (Nigel Moore, Jakub Smiechowski und James Winslow), ARC Bratislava (Henning Enqvist, Miro Konôpka und Konstantin Tereshchenko) und Larbre Compétition (Nicholas Boulle, Erwin Creed und Romano Ricci) gelten dagegen eher als Außenseiter.
Die beiden Dallara vom Racing Team Nederland (Frits van Eerd, Giedo van der Garde und Nyck de Vries) und Cetilar Racing Villorba Corse (Andrea Belicchi, Roberto Lacorte und Giorgio Sernagiotto) werden sicherlich eine gute Show bieten, insgesamt aber höchstens für das vordere Mittelfeld gut sein. Obwohl eine Überraschung hier natürlich immer willkommen ist.
Die LMP2 befinden sich insgesamt in der Mitte des 62 Wagen starken Feldes. Da bedingt ordentlich Aufmerksamkeit für die Piloten. Auf der einen Seite muss der Rückspiegel im Auge behalten werden, um die acht anstürmenden LMP1 überrunden zu lassen. Die LMP2 selbst überrunden jedoch ständig die insgesamt 34 langsameren GTE-Renner. Dazu kommt natürlich auch noch der klasseninterne Fight um die eigenen Plätze. All das birgt Herausforderungen mit Gefahrenpotenzial. Dass zuletzt aber kaum noch Unfälle passierten, zeigt, welch ausgezeichnete Qualität die LMP2-Besatzungen mittlerweile haben. All das verspricht ein spannendes LMP2-Rennen.